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Der zweite Teil von Kai Meyers Trilogie beginnt genau dort, wo der erste Teil, "Die Wellenläufer", den Hörer inmitten der Geschichte allein gelassen hat.
Jolly, die vom Schiff gesprungen war, mit dem sie zusammen mit den anderen Charakteren der Geschichte nach Aelenium reisen wollte, um Griffin zu retten, hat den über Bord gegangenen Jungen tatsächlich gefunden. Zusammen retten sie sich auf das Festland und werden schließlich auf einer Insel von einem Mann namens Agostini freundlich aufgenommen.
Die anderen haben derweil ihre Fahrt fortgesetzt und die Stadt Aelenium schließlich erreicht. Während Munk weiter in der Muschelmagie unterrichtet und auf seine große Aufgabe, den Mahlstrom aufzuhalten, vorbereitet wird und sich der Geisterhändler, dessen Idee diese Reise war, wieder auf gewohntem Terrain zu befinden scheint, lernen die verbleibenden Charaktere diese besondere Stadt eher als Randfiguren kennen.
Doch auch Jolly und Griffin erreichen schließlich noch die Stadt, nachdem der Geisterhändler sie aus einer lebensbedrohlichen Situation unerwartet rettet.
Während Munk sich in fast schon beängstigendem Maße in seinen magischen Fähigkeiten verbessert, sich in der Anerkennung der anderen und seiner Macht sonnt, will Jolly das Ganze nicht behagen. Immer fremder fühlt sie sich der ihr gestellten Aufgabe, immer fremder wird ihr auch Munk - wohingegen Griffin und sie sich immer näher kommen.
Schließlich fasst Jolly einen folgenreichen Beschluss: Sie verlässt Aelenium heimlich, um ihren Ziehvater Captain Bannon zu finden. Und auch die anderen machen sich auf, um eigene Ziele zu verfolgen: Soledad will den Tod ihres Vaters rächen und rechtmäßige Piratenkaiserin werden.
Doch während die einen sich aufmachen, um ihre - wie sie glauben - Bestimmung zu erfüllen, bleibt Munk enttäuscht in Aelenium zurück und Griffin, der Jolly einholen will, wird schließlich von einem Wal gefressen.
Werden die Charaktere wieder zusammenfinden, ihre Ziele erreichen und gar die Menschheit vor der Bedrohung durch den Mahlstrom bewahren können?
Wie bereits angedeutet, beginnt dieser zweite Teil dort, wo der erste endete. Gleich zu Anfang sind allerdings einige rückblickende Worte eingewoben, die dem Hörer die Erinnerung an den ersten Teil, sollte dessen Hörgenuss bereits ein wenig zurückliegen, rasch wiedergeben. Mit diesem Teil statt dem ersten werden wohl nur wenige Hörer beginnen, denn auch der Rückseite des Hörbuches ist zu entnehmen, dass man mit diesen CDs den zweiten Teil einer Trilogie in den Händen hält.
Die Geschichte verliert nichts an Spannung und dem Interesse des Hörers daran, unbedingt erfahren zu wollen, wie die Geschichte wohl ausgehen mag. Die Fortführung der Charakterentwicklung ist sehr konsequent, die Emotionen nachvollziehbar und auch, wenn man Munk in diesem Teil eher als Randfigur erlebt und sehr unangenehme Eigenschaften an ihm erkennbar werden, erkennt man doch auch eine gewisse Tragik in der Geschichte und es fällt sehr schwer, sich allein auf eine bestimmte Seite zu schlagen.
Etwas nachgelassen hat allerdings Kai Meyers Konsequenz, alte Geschichten fast unentdeckt zu Neuem zu mischen und Dinge durchweg logisch erscheinen zu lassen. Die Geschichte mit dem Wal, die sich - wie ja auch zu hören ist - sehr an den guten Jona aus der Bibel und dem Wal anlehnt, ist etwas enttäuschend. Dass Quappen nun auch schwimmen können und sich unter Wasser so frei bewegen und reden können wie an der Luft, ist selbst in einer magischen Welt ebenfalls ein wenig arg gebogen. So frei jeden Widerstandes - wie erreichen die Quappen denn nur je wieder die Oberfläche?
Dies sind kleine Schnitzer, die einem die Geschichte sicherlich nicht verleiden, jedoch sind sie einfach überflüssig, wurde doch das meiste andere glaubhaft und einigermaßen logisch an Leser und Hörer gebracht.
Andreas Fröhlich, der Vorleser des Hörbuches, der auch den ersten Teil bereits las, hat allerdings an keiner Stelle etwas eingebüßt. Die Charaktere sind nicht nur im Rahmen dieses zweiten Teils wiedererkennbar, sondern knüpfen auch an die Stimmmodulationen des ersten Teils nahtlos an. Auch hier ist es vor allem der Pitbullmann Buenaventure, der besonders hervorhebenswert ist, aber auch der Urvater, dessen langsames Sprechtempo die Vision eines alten weisen Mannes problemlos zu vermitteln weiß.
Die dezenten Soundelemente, die vor allem zum Kapitelanfang eingesetzt werden, sind hier noch seltener und leiser verwendet worden. An vielen Stellen fragt man sich tatsächlich, ob man einer Einbildung unterliegt oder tatsächlich die Vögel auf einer paradiesischen Insel zwitschern hört. Auch dies ist jedoch kein Kritikpunkt, sondern vielmehr ein sehr interessantes und lobenswertes Merkmal.
Ebenso lohnenswert ist zu guter letzt die Verpackung des Ganzen. Eine stabile Plastikbox schützt die einzelnen CDs und zeigt sich damit fernab der neuen Unart, die CDs in Papiertütchen zu packen und in einem Karton zu stapeln.
Das beiligende Booklet informiert zwar über die einzelnen CD-Tracks, bietet sonst allerdings hauptsächlich Werbung.
Insgesamt eine durchweg hörenswerte Fortsetzung der Geschichte um Munk und Jolly, die einen zwar mit einem Auge weinend erneut mit einem Cliffhanger zurücklässt, auf deren dritten Teil man sich aber umso mehr freuen wird.