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Leon ist der Sohn des Schweinehirten des Katharinenklosters in Stralsund. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er in die klösterliche Gemeinschaft aufgenommen. Sein Ziehvater Gernod würde den aufgeweckten Jungen nur allzu gerne als seinen Nachfolger sehen, doch Leon nimmt es nicht so ernst mit den Regeln des klösterlichen Lebens.
Als ein neuer Abt ins Kloster kommt, ist es aber vorbei mit dem Schlendrian, der sich dort nicht nur bei Leon breit gemacht hat. Mit strenger Autorität führt der neue Abt Liudger nun die klösterliche Gemeinschaft. Doch Leon kann zum Beispiel seine nächtlichen Ausflüge zu Anna, der Tochter des Stralsunder Vogts, nicht lassen. Aber dies ist nicht der Grund, warum der Abt ihn aus der Gemeinschaft des Klosters zurück zu den Schweineherden schickt. Denn auf seinen unerlaubten Streifzügen sieht und hört Leon viele Dinge, die ihn an den lauteren Absichten des neuen Klosteroberhauptes zweifeln lassen. Schließlich genügt es Liudger nicht, Leon fortgeschickt zu haben, zu gefährlich wird das Wissen des Jungen für ihn. Also heckt er einen heimtückischen Plan aus, sich den Jungen ein für allemal vom Halse zu schaffen. Dank seiner Freunde kann Leon jedoch seine Unschuld beweisen. Liudger gibt aber nicht so schnell auf und schafft es trotz der Hilfe, die Leon von befreundeten Mönchen und Anna erhält, dass dieser aus Stralsund fliehen muss und zum Gesetzlosen wird.
Leider verrät der Titel bereits das wichtigste Geheimnis des Buches. So weiß der Leser von Anfang an mehr als die handelnden Charaktere und kann nicht ganz mit Leon mitfiebern. Dafür richtet man sein Augenmerk natürlich auf die kleinsten Details, die mit dem Abt und seinem Tun zusammenhängen könnten. Mit Leon, der sich nur schwer unterordnen kann und immer wieder gegen Regeln verstößt, kann man sich gut identifizieren, was natürlich heutigen Lesern gelegen kommt, denn viele Dinge sind aus heutiger, "freier" Sicht manchmal schwer zu verstehen. So bekommt man neben der eigentlichen Detektivgeschichte noch einen wundervollen Einblick ins mittelalterliche Leben einer der bedeutendsten Hansestädte. Die Informationen streut die Autorin dabei beiläufig ein. Wenn notwendig, erläutert sie unbekannte Begriffe anschaulich innerhalb der Erzählung anhand deren praktischer Anwendung und Auswirkungen. Ein Glossar ist daher nicht notwendig. Der eigentliche Kriminalfall – die Enttarnung des falschen Abtes - ist hervorragend mit der Schilderung historischer Fakten verwoben. Dabei liegt nicht die ganze Last auf Leon. Da er auf tatkräftige Unterstützung bauen kann, wirkt der Fall stets logisch, nachvollziehbar und glaubhaft. Leon hat seine schwachen, aber auch starken Seiten, was von den Mönchen erkannt wurde und dementsprechend gesteuert wird. Für die Glaubwürdigkeit der Erzählung nimmt man gerne in Kauf, dass es nicht immer Leon ist, der den Fortgang der Geschichte entscheidend vorantreibt.
Das Buch ist ein stabiles Hardcover mit einem Lesebändchen, das man gerne in Händen hält. Auf dem Cover ist eine alte Stadtansicht Stralsunds zu sehen. Innerhalb des Buches gibt es aber keine Zeichnungen. Dies macht es eher geeignet für geübtere Leser ab zehn Jahren.
Fazit:
Ein Mittelalterkrimi, wie er sein sollte - spannend und informativ! Mit viel Humor und Gefühl lässt Eva Maaser die Hansezeit wieder auferstehen.