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Der Krieg um den Kontinent Westeros tritt in eine neue, blutige Phase: „Sturm der Schwerter“ ist die zweite Erweiterung zu dem Brettspiel „Der Eiserne Thron“, welches auf dem Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin basiert. Diese Erweiterung repräsentiert den dritten Band der Buchreihe („A Storm of Swords“), der im Deutschen zweigeteilt in den Bänden „Sturm der Schwerter“ und „Die Königin der Drachen“ erschienen ist.
„Sturm der Schwerter“ führt zwei große Neuerungen ins das Spiel ein. Zum einen können zwischen drei und vier Spieler auf einem komplett neuen Spielplan mit dem zentralen Westeros die wichtigsten militärischen Konflikte des dritten Bandes nachspielen. Die Rede ist von der Belagerung der Hauptstadt King's Landing und dem Kampf um den Norden. Wie gewohnt übernimmt jeder Spieler eines der großen Adelshäuser Stark, Lannister, Baratheon und Greyjoy. Haus Tyrell wurde für dieses Szenario ausgelassen, da sich der Einfluss des Hauses storytechnisch auf den – nicht enthaltenen – Süden des Kontinents beschränkt und die Spielfiguren des Hauses zur Darstellung von Söldnerheeren benötigt werden. Die andere Spielvariante ist die Einbindung des neuen Materials in das Grundspiel (also das Spiel auf dem ursprünglichen Spielplan), wodurch „Der Eiserne Thron“ aufgrund neuer Kartentypen und Optionen wesentlich facettenreicher wird.
Da das Spielprinzip des Grundspiels auch für diese Erweiterung gilt und bereits in der Rezension zu „Der Eiserne Thron“ ausgiebig besprochen wurde, soll an dieser Stelle nur auf die Neuerungen von „Sturm der Schwerter“ eingegangen werden. Wie schon in „Die Thronkriege“ sind auch hier neue Hauskarten enthalten (auch für die Häuser Tyrell und Martell), deren Sonderfertigkeiten besser an die Anforderungen der Erweiterung angepasst sind. Außerdem gibt es ein neues Set Westeros-Karten. „Sturm der Schwerter“ enthält jedoch auch neue Kartentypen, nämlich die Taktikkarten, die die Strategien eines Hauses pro Runde symbolisieren und die Verbündetenkarte, die den vier Spielern die Unterstützung kleinerer Adelshäuser wie Arryn, Frey und Tyrell oder verschiedenen Söldlingsheeren zusichern können. Diese Verbündetenkarten enthalten Sonderfertigkeiten, auf die der Spieler je nach Karte einmal oder mehrfach zurückgreifen kann.
Mit „Sturm der Schwerter“ liegt erstmals eine Erweiterung für „Der Eiserne Thron“ vor, bei der man sich zwischen zwei möglichen alternativen Spielmodi entscheiden muss. Variante 1 für drei bis vier Spieler lässt den Spielern wenig bis gar keine Zeit, sich auf dem Spielbrett zu akklimatisieren, da der beschränkte Platz auf dem Spielplan sehr schnell zu Konflikten führt. Während im unteren Teil des Plans die Schlacht um die Hauptstadt zwischen Lannister und Baratheon tobt, streiten sich im oberen Teil Star und Greyjoy um die Vorherrschaft im Norden. Da beim Spiel mit drei Spielern das Haus Greyjoy nur als neutrale Einheiten aufgestellt wird, zeigt sich hier ein Ungleichgewicht dieser Variante zugunsten des Stark-Spielers. Während Lannister und Baratheon unverändert schnell zum Kampf übergehen, kann Stark sich relativ unbehelligt im oberen Teil des Plans ausbreiten und Macht gewinnen. Es bietet sich daher an, die Variante mit dem neuen Spielplan nur mit vier Spielern anzugehen und ansonsten auf den klassischen Plan zurückzukehren.
Egal, für welche der beiden Varianten man sich entscheidet, man sollte nicht mit „Sturm der Schwerter“ beginnen, bevor man die Grundregeln aus „Der Eiserne Thron“ gut beherrscht. Auch nach einer längeren Pause mit dem Grundspiel bietet es sich an, zuerst ein oder zwei einfache Partien zu spielen, bevor man das Spielkonzept um Taktikkarten oder Alliierte erweitert. Mit Ausnahme der Westeroskarten gibt es weiterhin kein unkalkulierbares Glückselement in „Der eiserne Thron“. Auch in „Sturm der Schwerter“ wird auf die Verwendung von Würfeln verzichtet, sodass das Spiel größtenteils durch Strategie und Taktik seiner Spieler entschieden wird.
Ein negativer Aspekt, der bei der Durchsicht des Spiels auffällt, ist die vergleichbar hohe Anzahl an Druck-, Satz- und Rechtschreibfehlern: So wird auf mehreren Karten die „Planungsphase“ zur „Plaungsphase“ oder der „Botenrabe“ zur „Botenrobe“. Kartennamen in den Texten werden uneinheitlich hervorgehoben, einmal ist der ganze Text kursiv, einmal nur bestimmte Spieltermini. Alle diese Fehler erwecken den Eindruck, dass das Layout die Karten in Eile vollzogen wurde und der Lektor nur einen flüchtigen Blick auf die Texte geworfen hat. Auch in der Spielanleitung finden sich diverse Satzfehler, die diesen Eindruck verstärken. Wie bereits in „Die Thronkriege“ hat man sich bei der Gestaltung des Verpackungscovers von der englischen Sprache beeinflussen lassen und den im Deutschen nicht existenten Genitiv-Apostroph beim Autorennamen verwendet. Die ist umso unverständlicher, als dieser Fehler beim Grundspiel nicht begangen wurde. Es wäre also wünschenswert, auf zukünftigen Erweiterungen wieder „George R.R. Martins“ und nicht „George R.R. Martin’s“ zu lesen.
„Sturm der Schwerter“ ist eine gelungene Erweiterung für das Brettspiel „Der Eiserne Thron“. Mit zwei möglichen Spielvarianten, neuen Kartentypen und einem Anstieg der Komplexität bei einem ohnehin schon sehr strategischen Spiel enthält sie alles, was man sich von einer guten Erweiterung eines gelungenen Grundspiels wünschen kann. Kleinere Fehler in Layout und Rechtschreibung trüben den guten Eindruck ein wenig. Als Erweiterung ist „Sturm der Schwerter“ aufgrund der umfangreicheren Möglichkeiten dem im direkten Vergleich etwas blass daher kommenden „Die Thronkriege“ vorzuziehen. Wer also gerne Krieg in Westeros führt und nach neuen Herausforderungen sucht, kann bei „Sturm der Schwerter“ bedenkenlos angreifen.