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Holden Carver ist immer noch für den Superverbrecher Tao tätig und gerät dabei in ein besonders perfides Machtspiel zwischen seinem Ex-Boss Lynch, der aus dem Koma erwacht ist, und Tao. Schnell wird unklar, wer wirklich die Fäden zieht und wer aus welchen Gründen Menschenleben opfert. Immer mehr zeigt sich, dass Gut und Böse zwar verschiedene Gründe für ihre Taten anführen, diese Taten aber die gleichen sind.
Carver muss seine eigenen Wege suchen und gerät erneut in actionreiche Situationen und moralische Dilemmas. Außerdem geht er der Frage nach, warum Tao und Lynch einen persönlich geprägten Hass aufeinander zu haben scheinen. Hauptsächlich stellt sich aber die Frage: Was ist es, wovon Lynch meint, Carver wolle es unbedingt haben …
Der zweite Band der Reihe hatte die Messlatte sehr hoch gelegt, „Die Gretchenfrage“ kann diese leider nicht ganz erreichen. Zwar kommt zu der moralischen Situation von Carver nun der persönliche Zweikampf von Lynch und Tao - Action gibt es bei Sleeper eh immer -, aber letztlich fehlt etwas die Tiefe von „Die Schlinge zieht sich zu“. Trotzdem ist „Die Gretchenfrage“ beileibe kein schlechter Comic. Ungemein spannend wird erzählt, wie Carver als Bauer von Lynch und Tao in gefährliche Situationen gerät und versucht, seinen eigenen Weg zu finden. Auch die Beziehung mit Miss Misery birgt Potential. Die Situation im arabischen Café ist dann ziemlich genial ausgedacht, hier zeigt Brubaker, wie stark er sich in seine Protagonisten hineinversetzen kann. Es ist auch sehr erstaunlich, wie man mit Carver mitfiebert, obwohl er alles andere als ein strahlender Prinz des Guten ist …
Wer die Sleeper-Reihe bisher mit Freuden verfolgte, wird „Die Gretchenfrage“ ebenfalls mögen. Genauer gesagt: Wer einmal Feuer gefangen hat, wird bis zum Ende mitverfolgen wollen, was mit Holden Carver passiert. Nach einem verwirrenden Start und einem genialen zweiten Band bietet der dritte eine sehr solide Qualität und ein paar wirklich klasse Ideen.