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 Battlestar Galactica: Battlestar Galactica - Das Brettspiel

Ein Spiel um Misstrauen, Verrat und den Kampf ums Überleben


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Die Zylonen waren Roboter, die von den Menschen geschaffen wurden. Doch sie rebellierten gegen ihre Schöpfer und entwickelten sich weiter. Nach über vierzig Jahren, in denen die Menschheit nichts von den Zylonen gehört hat, kehren sie jedoch überraschend zurück und versuchen zu vollenden, was ihnen bei ihrer Rebellion nicht gelungen war: die Vernichtung der Menschheit! Nur das alte Kriegsraumschiff Galactica kann diesem Inferno mit einer Handvoll ziviler Schiffe entkommen. Die knapp 50.000 Menschen auf diesen Schiffen sind die Letzten ihrer Art. Unter Führung des Militärs auf der Galactica begeben sie sich auf die Suche nach dem mythischen Planeten Erde, der Wiege der Menschheit.

Kaum eine Serie hat in den letzten Jahren die Science-Fiction derart revolutioniert wie „Battlestar Galactica“, die Neuauflage einer kurzlebigen und eher mittelmäßig umgesetzten Serie der späten Siebziger. Das Geheimnis der Produzenten war genauso einfach wie genial: Anstelle einer vorlagengetreuen Neuverfilmung schufen die Produzenten einen zeitgemäßen Hintergrund, der die Zuschauer nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken über allerlei Themen des Alltags anregen sollte. Fragen zu Demokratie, Recht und Menschenwürde werden regelmäßig in der neuen Serie aufgegriffen und thematisiert. So verwundert es nicht, dass „Battlestar Galactica“ eine derart große Popularität erreichen konnte. Mit „Battlestar Galactica – Das Brettspiel” haben Fans und Nichtfans nun die Möglichkeit, die Ereignisse rund um die Galactica auf der Flucht vor den Zylonen nachzuspielen.

„Battlestar Galactica – Das Brettspiel” ist ein Spiel für drei bis sechs Spieler ab zehn Jahren. Ziel des Spiels ist es, mit der Galactica acht Überlichtsprünge durchzuführen, um den Planeten Kobol zu erreichen, auf dem sich die Menschen Hinweise für den Weg zur Erde erhoffen. Das Spiel umfasst damit grob die Handlung der ersten Staffel der Serie.

Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines wichtigen Seriencharakters, die zum Zwecke des Spiels in vier verschiedene Kategorien unterteilt wurden, nämlich „Militärische Führer“ (William Adama, Saul Tigh, Karl „Helo“ Agathon), „Politische Führer“ (Laura Roslin, Gaius Baltar, Tom Zarek), „Piloten“ (Lee „Apollo“ Adama, Kara „Starbuck“ Thrace, Sharon „Boomer“ Valerii) und „Supporter“ („Chief“ Galen Tyrol). Jeder Charakter zeichnet sich durch zwei Vorteile und einen Nachteil aus, die bestimmte Sonderfertigkeiten gestatten beziehungsweise eine große Einschränkung geben. Hier wird bereits deutlich, dass es sich bei „Battelstar Galactica“ nicht um ein Spiel handelt, bei dem die Spieler gegeneinander spielen, sondern miteinander. Dieses Kooperationsprinzip ist eine angenehme Abwechslung zu den üblicherweise dominierenden Wettkampfspielen und erinnert an das auf dem Cthulhu-Mythos basierende „Arkham Horror“. Eine kleine Einschränkung dieses Kooperationsprinzips ist die Tatsache, dass einer oder mehrere Spieler zylonische Saboteure oder Schläfer sein können, was eine gewisse Paranoia bei den Spielern hervorruft.

Der Spielplan zeigt einen Querschnitt der Galactica mit zehn Orten, an denen bestimmte Aktionen durchgeführt werden können. Im oberen Bereich befindet sich zudem ein Querschnitt des Regierungsschiffes Colonial One, dessen Orte vor allem für die politischen Führer interessant sind, sowie Zylonenort, auf die enttarnte Zylonenspieler wechseln können, um der Flotte der Menschen zu schaden. Weiterhin befindet sich im oberen Bereich des Plans ein Feld für die Viper- und Raport-Reserve (kleinere Jagd- und Erkundungsschiffe), ein Feld für beschädigte Vipern, ein Feld für den Schicksalskartenstapel, zwei Skalen für Sprungvorbereitung und Enterkommando sowie vier Zähler. Diese zeigen die Höhe der Ressourcen an Treibstoff, Nahrung, Moral und Bevölkerung der menschlichen Flotte an. Ressourcen sinken im Verlauf des Spiels durch bestimmte Ereigniskarten und können nur sehr schwer wieder aufgefüllt werden.

Eine Spielrunde läuft nun folgendermaßen ab: Der aktive Spieler zieht zuerst eine Anzahl von Fertigkeitskarten, die auf seiner Charaktertafel angegeben sind. Es gibt insgesamt fünf Typen von Fertigkeitskarten: Politik, Führerschaft, Taktik, Raumkampf und Technik. Da nicht jeder Charakter dieselben Fertigkeits-Typen aufweist, lohnt es sich, bei der Charakterwahl eine gute Mischung aus den vier Charakterkategorien zu wählen.
Anschließend darf der aktive Spieler seinen Charakter innerhalb der Galactica und der Colonial One bewegen, um zum Beispiel eine ortsgebundene Aktion auszuführen. Im Aktions-Schritt hat er nun die Wahl, eine Aktion auszuführen. Dies kann das Ausspielen einer Fertigkeitskarte, das Ausführen einer ortsgebundenen oder einer an Charakter oder Aufgabe des Charakters gebundene Aktion sein.
Als nächstes folgt der Krisen-Schritt, in dem eine Karte vom Krisenstapel gezogen wird. Diese Krisenkarten stehen für die Probleme, die die Menschheit auf ihrer Flucht vor den Zylonen zu bewältigen hat. Dabei kann es sich zum Beispiel um ein logistisches Ereignis wie Wasserknappheit handeln, ein zivilisatorisches Problem wie einen Aufstand, oder um einen Angriff der Zylonen. Die gezogene Krisenkarte zeigt auch an, ob eventuell anwesende Zylonenschiffe eine Aktion ausführen und ob die Galactica sich für ihren nächsten Überlichtsgeschwindigkeitssprung vorbereiten kann.
Viele Krisenkarten erfordern einen Fertigkeits-Check. Das bedeutet, dass zuerst zwei Karten vom Schicksalsstapel gezogen werden und anschließend die Spieler reihum Fertigkeitskarten von ihrer Kartenhand hinzugeben. Anschließend wird der erhaltene Stapel aus Gründen der Anonymität gemischt und die auf den Karten abgedruckten Zahlen gezählt. Auf der entsprechenden Krisenkarte ist angegeben, welche Fertigkeitstypen positiv und welche negativ gezählt werden. Die erhaltene Summe wird anschließend mit der Zahl auf der Krisenkarte verglichen. Ist sie gleich oder höher, haben die Menschen die Krise erfolgreich bewältigt. Ist sie jedoch niedriger, tritt ein auf der Krisenkarte angegebenes, für die Menschen unangenehmes Ergebnis in Kraft. Darin liegt auch der Grund, warum die abgegebenen Fertigkeitskarten vor der Durchsicht gemischt werden – sollte ein geheimer Zylonenspieler die Bemühungen seiner Mitspieler durch Abgabe negativ zählender Karten manipulieren wollen, kann er auf diese Weise nicht enttarnt werden.
Mit Beendigung des Krisenschrittes ist der Zug des aktiven Spielers zu Ende und der nächste Spieler kommt an die Reihe.

Die Zylonen gewinnen das Spiel, wenn der Wert einer Ressource auf null sinkt (siehe oben), ein Zylonenkommando die Galactica entern kann oder die Galactica durch feindliche Schiffe zerstört wird. Die Menschen gewinnen, wenn sie Zielortkarten mit einem Gesamtwert von acht gezogen und damit Kobol erreicht haben.

Ginge es nur darum, diese acht Punkte zusammen zu bekommen, wäre das Spiel relativ einfach, denn im Durchschnitt benötigt man dafür etwa vier Sprünge. Die Schwierigkeit in diesem Spiel ist der Umstand, dass beim Zug jedes Spielers eine Krise zu bewältigen ist, was die zur Verfügung stehenden Ressourcen arg strapazieren kann. Zwar lassen sich die Verluste durch geschicktes Taktieren mit Fertigkeitskarten einigermaßen unter Kontrolle halten, dennoch stellt sich bei den Spielern sehr schnell das Gefühl ein, immer nur reagieren zu können. Wie auch die Besatzung der Galactica in der Serie werden die Spieler vom Spielprinzip vor sich hergetrieben, stets die Bedrohung der Niederlage vor Augen. Eine Option, den Krisen-Schritt vielleicht einmal überspringen und etwas Luft holen zu können, ist leider nicht vorgesehen. So wird das Spiel vor allem von diesem Glücks- (oder Unglücks-) Faktor des Krisenkartenstapels geprägt, was die Spieler auf Dauer etwas ermüdet. Reine Strategen werden ihre Probleme haben, da sich kaum ein Spielzug vorausplanen lässt; zu viel hängt von der Ungewissheit der nächsten Krisenkarte ab.
Interessant hingegen ist das Kooperationsprinzip, welches eine angenehme Abwechslung zu den üblicherweise dominierenden Wettkampfspielen darstellt. Der Umstand, dass sich unter den Spielern spätestens ab Mitte des Spiels mit ziemlicher Sicherheit ein oder mehrere Verräter befinden, bewirkt zudem eine angenehme Paranoia, die das Zusammenspiel erschwert.

Leider ist auch die Anleitung an vielen Stellen nicht sehr präzise formuliert. Mehrere Regeln können nicht immer eindeutig ausgelegt werden, und für diese schwierigen Fälle ist keine Entscheidungshilfe angegeben, sodass man sich in so einem Fall auf eine Hausregel einigen muss. Zwar ist am Ende der Anleitung ein Index enthalten, jedoch vermisst man sowohl das Inhaltsverzeichnis zu Beginn als auch eine klare Kapitelunterteilung. Angegebene Beispiele und eingefügte Textkästen, welche Tipps und Tricks für bestimmte Regelschritte enthalten, reichen leider nicht aus, um offene Fragen zu beantworten. Gerade für Einsteiger wäre es sinnvoll gewesen, einen kompletten Spielzug als Beispieltext mit Bebilderung auszugestalten.

Die Ausstattung des Spiels dagegen ist – wie bei Heidelberger Spieleverlag gewohnt – äußerst hochwertig. Verpackung, Spielplan und Counter sind aus stabilem Karton gefertigt und ebenso wie die Karten mit stimmungsvoller Bebilderung aus der TV-Serie versehen. Auch die Verwendung verschiedener Farben zur Unterscheidung der diversen Fertigkeitskarten-Typen macht Sinn, jedoch haben Spieletests ergeben, dass eine gute Lichtquelle zum Unterscheiden der Farben sinnvoll ist.

„Battlestar Galactica – Das Brettspiel“ hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Einerseits handelt es sich um ein hochwertig gestaltetes Spiel mit einem interessanten kooperativen Spielprinzip. Auch die Paranoia durch die Ungewissheit, ob sich unter den Mitspielern ein Verräter befindet, fügt dem Spiel eine spannende Note hinzu. Leider vermag weder der sehr stark vom Zufall abhängige Spielverlauf noch die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Menschen-Spieler zu überzeugen. Auch die Anleitung weist an sehr vielen Stellen Mängel auf, die man hätte umgehen können. So hinterlässt eine interessante Spielidee den schalen Nachgeschmack, nicht zur Gänze durchdacht worden zu sein. Womöglich lässt sich dieser Mangel jedoch durch zukünftige Erweiterungen ausgleichen. Zumindest die „Pegasus Erweiterung“ ist bereits auf Englisch erschienen und wird wohl spätestens im nächsten Jahr auch in deutscher Sprache erhältlich sein. Wer sich also an dem dominanten Glückselement nicht stört und gerne Simulationen von Krisensituationen durchspielt, dem ist „Battlestar Galactica – Das Brettspiel“ zu empfehlen. Wer sich dagegen eher für Strategie begeistern kann, sollte entweder vor dem Kauf gründlich Probe spielen, oder sich ein anderes Produkt aus dem reichhaltigen Angebot des Heidelberger Spieleverlages auswählen, dass eher seinen Vorlieben entspricht.

Markus Goedecke



Brettspiel | Erschienen: 5. März 2009 | Originaltitel: Battlestar Galactica - The Boardgame | Preis: 39,95 Euro | für 3 - 6 Spieler | Sprache: Deutsch

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