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 Jo Beckett, Band 2: Die Strafe

Serie: Jo Beckett, Band 2
Autoren: Meg Gardiner
Übersetzer: Friedrich Mader
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Die Strafe" ist der zweite Teil der Reihe um Jo Beckett, einer forensischen Psychiaterin, die auf ungeklärte Todesfälle spezialisiert ist und in ihrem Berufsalltag eher mit Toten arbeitet als mit lebenden Patienten. Jo Beckett hat gerade ihren Bruder zum Flughafen gebracht, als ein Anruf sie erreicht, in dem sie um ihre Mithilfe als Ärztin des mobilen Krisenteams gebeten wird. Ein Passagier der aus Heathrow angekommenen Maschine war kurz nach dem Aufsetzen des Flugzeugs aus unerklärlichen Gründen aufgesprungen und hatte panisch versucht, den Notausstieg zu öffnen. Anwesende Besatzungsmitglieder und Passagiere beschrieben den Mann als hochgradig verwirrt und aggressiv.

Bereits vor Ort befindlich, nimmt Jo Beckett sich des Falls an und stellt fest, dass der Passagier Ian Kanan, ursprünglich aus Afrika kommend, unter einer anterograden Amnesie leidet, einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, der aufgrund schwerster Gehirnschäden eine Verarbeitung der eingehenden Informationen in das Langzeitgedächtnis verhindert. Ian Kanan weiß zwar, wer er ist, dass er eine Familie hat und einen wichtigen Auftrag zu Ende führen muss. Was er allerdings nicht mehr weiß ist, wie sein Auftrag, seine Familie und die Arbeit als Sicherheitsbeauftragter einer Nanotechnologiefirma zusammenhängen und wieso auf seinem Arm mit einem schwarzen Marker eine Namensliste und die Worte "Sie sterben" aufgekritzelt sind.

Kurz nachdem Jo Beckett Ian in ein Krankenhaus eingewiesen hat, ist der ehemalige ausgebildete Aufklärer der Armee spurlos verschwunden, nicht ohne die Ärztin vorher zu bedrohen und ihr das Namensschild zu entwenden. Seinen Vermutungen zufolge befinden sich seine Frau und der gemeinsame Sohn in Gefahr, und keine Geringeren als die führenden Mitarbeiter der Nanotechnologiefirma, in deren Auftrag er arbeitet, haben ihre Hände im Spiel. Jo versucht gemeinsam mit Lieutenant Amy Tang, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch egal wen sie befragen, niemand möchte mit ihnen reden. Gefangen in einem Versteckspiel, in dem sie den beteiligten Personen blind hinterher stolpern, wird der Fall immer bizarrer. Jo weiß bald nicht mehr, wie sie verhindern soll, dass Ian wie eine tickende Zeitbombe durch die Stadt jagt, um seine tödliche Liste abzuarbeiten, in der inzwischen auch ihr Name eine Rolle spielt.

Meg Gardiner hat mit "Die Strafe" einen Thriller geschrieben, der äußerst spannend und wendungsreich daherkommt. Basierend auf einer interessanten Thematik, hat die Autorin neben der forensischen Psychologin Jo Beckett einen weiteren Protagonisten geschaffen, dessen Schicksal den Leser aufs Äußerste berührt. Nicht nur, dass Ian Kanon einen Teil seines Gedächtnisses verloren hat und somit einen Abschnitt seines Lebens nicht mehr abrufen kann, auch dass er seit dem Abflug der Maschine in Heathrow nicht mehr in der Lage ist sich zu merken, was er tut, ist erschreckend. Ein Leben in einem schwarzen Loch, verbunden mit dem unabdingbaren Willen, seine Familie zu retten. Das kann einfach nicht gut gehen. Und so schlittert der Leser von einem Extrem ins andere, voller Verzweiflung, weil sein Protagonist immer wieder alles vergisst, und sich dabei wünscht, dass dieser trotzdem intuitiv das Richtige tut.

Für die Darstellung der Geschichte hat die Autorin mehrere Handlungsstränge benutzt, die geschickt platziert sind und im Verlauf des Geschehens allmählich ineinander laufen und ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Dazu setzt sie Personen und Handlungsschauplätze gekonnt ein und konstruiert einen Ablauf, der eine sich enorm steigernde Spannung verspricht. Klar gibt es immer wieder mal einen Zufall, der das Geschehen in andere Bahnen lenkt, oder eine Tatsache, die der Leser bereits im Voraus ahnt. Doch das tut der Geschichte keinen Abbruch. Im Gegenteil, es erhöht nur ihre Authentizität. Einzig und allein die besonderen Fähigkeiten der agierenden Protagonisten wirken ein wenig übertrieben und aufgesetzt. Man fragt sich manchmal, ob ein Mensch überhaupt in der Lage ist, so weit zu gehen, und vor allem im Fall von Jo Beckett, ob eine Psychaterin unter vollem körperlichen Einsatz an Verfolgungsjagden und Kämpfen teilnehmen würde, obwohl sie keine ausgebildete Polizistin oder auch Kämpferin ist. Aber letztendlich schiebt man diese persönlich empfundenen Unglaubwürdigkeiten gerne in die Schublade "Schriftstellerische Freiheiten" und genießt einen Thriller, der den Leser 480 Seiten lang fesselt.

"Die Strafe" ist ein äußerst spannender und gut zu lesender Thriller, der vor allem durch ein enormes Tempo und ein brisant gewähltes Thema besticht. Ein Buch, das man erst aus der Hand legen möchte, wenn es zu Ende gelesen ist.

Dorit Wiebke



Hardcover | Erschienen: 20. Juli 2009 | ISBN: 9783453265967 | Originaltitel: The Memory Collector | Preis: 19,95 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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