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Die sechzehnjährige Lexi ist entsetzt, als ihr Vater ihr eröffnet, dass sie für ein paar Wochen bei ihrer Mutter leben muss, weil er geschäftlich nach Frankreich reist. Nicht nur, dass Lexis Mutter in einem öden Kaff wohnt, sie lebt auch mit ihrem Freund Owen zusammen, der in Lexis Augen ein echter Arsch ist. Hinzu kommt, dass das Verhältnis von Mutter und Tochter nicht das beste ist, und damit ist Ärger vorprogrammiert.
Tatsächlich kommt es auch prompt zum supergroßen Familienstreit: Weil Lexi nicht aufgepasst hat, ist Tyson, der über alles geliebte Hund ihrer Mutter, verschwunden. Als Lexi im Wald nach Tyson sucht, steht sie auf einmal einer Meute von verwilderten Hunden gegenüber, die auch prompt zubeißen. Lexis Flucht führt sie in ein verlassenes Sanatorium mitten im Wald. Als die Jugendliche das verfallene Gebäude erkundet, gibt der Fußboden nach und Lexi stürzt durch die morschen Dielen in einen alten, überfluteten Keller. Bald ist sie kurz vorm Ertrinken – aber Hilfe naht in Form eines merkwürdig verwahrlosten Jungen … was macht der seltsame Typ in dem alten Gebäude und was geht im Wald vor sich?
Ally Kennen greift in ihren Jugendbüchern immer spannende, aber auch sozialkritische Themen auf und ihr neuester Roman „Verfolgt“ ist in dieser Hinsicht ein echter Volltreffer. Zu Beginn fragt man sich noch, wo die Story mit den wilden Hunden, dem verfallenen Gebäude und Lexis fiesem Fast-Stiefvater hinführt, doch nach und nach entwickelt sich die Geschichte zu einem echten Krimi mit einem sehr ernsten und traurigen Hintergrundthema, in dessen Mittelpunkt der Junge steht, der anscheinend völlig allein und verlassen im Wald haust. Besonders gut gelungen sind die Hauptfigur Lexi und die Stimme, die die Autorin ihr gegeben hat – schnodderig, supercool, scheinbar oberflächlich (denn Lexi sinniert oft und gern über ihre Haare, ihre Nägel und ihr Make-Up nach) und oft auch sehr komisch, obwohl die Story im Prinzip nicht zum Lachen ist: Das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis, der kriminelle Vater und der ebenfalls kriminelle Bruder kommen ebenso zur Sprache wie die Übergriffe von Owen, dem ekligen Freund der Mutter. Dabei muss man Kennen hoch anrechnen, dass sie genau den lässigen Ton von Lexi trifft, dabei aber niemals aufgesetzt oder albern wirkt – es stimmt einfach alles, man kann das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn man die Sechzehn längst hinter sich gelassen hat.
Fazit: Ein scheinbar mühelos geschriebener, teils lustiger, aber im Grunde genommen sehr ernster und eindringlicher Roman um eine Jugendliche, ihr schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern und ein dunkles Geheimnis im Wald, dem Lexi nach und nach auf die Spur kommt. Spätestens da entwickelt sich „Verfolgt“ zum ultraspannenden Thriller, der junge Leser atemlos und betroffen zurücklassen wird. Auf jeden Fall eine Empfehlung!