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Es gibt vielerlei Arten von Mordopfern: überflüssige Ehefrauen, schwerreiche Geschäftsmänner, unerwünschte Nebenbuhler oder lästige Zeitgenossen, die einfach weg müssen, weil sie zu viel wissen. Menschen, die wohl oder übel sprichwörtlich ins Gras beißen, um demjenigen, der ihm nach dem Leben trachtet, die nötige Ruhe zu verschaffen, ihn zufrieden zu stellen oder schlicht und einfach ein Problem zu beseitigen. Doch warum killt jemand ein Auto? Was bezweckt er damit? Sachbeschädigung, Diebstahl oder im schlimmsten Fall Schrott, das kommt häufig genug vor. Aber ein Auto mit einem Samuraischwert zu erdolchen - diese Verfahrensweise ist dann doch schon ein wenig eigenartig. Und genau diese Art von Verbrechen passiert in dem Buch von Friederike Schmöe mit dem wunderbar passenden Titel „Käfersterben“.
Ein Mörder hat es in Bamberg, einer bayrischen Stadt in Oberfranken, auf so genannte „Käfer“ abgesehen, nette Autos, die von ihren Besitzer regelrecht vergöttert werden. Katinka Palfy, die einzige Privatdetektivin vor Ort, ist erschüttert. Gemeinsam mit der Lokaljournalistin Britta Beerenstrauch und dem Kriminalhauptkommissar Harduin Uttenreuther begibt sie sich auf die Suche nach dem Täter, um die mysteriösen Käfermorde aufzuklären. Zur gleichen Zeit taucht Katinkas alte Jugendfreundin, Dani Zanim, in Bamberg auf und berichtet von einer unlängst neu geplanten Ausstellung zum Thema „Mensch-Kontur-Natur“. Nur dazu hat die erfolgreiche Bildhauerin in der Idylle der Fränkischen Schweiz ein sommerliches Ferienhaus gekauft, in dessen urwüchsigem Naturfeeling sie die neuen Plastiken fertigen möchte. Katinka ist begeistert. Gern nimmt sie Danis Einladung an, ein paar Tage dort mit ihr zu verbringen. Doch als sie in dem Sommerhaus eintrifft, ist es leer. Vor seiner Tür ruht ein strahlend gelber „Käfer“, spielzeuggroß, Modell New Beetle, heimtückisch mit einem Schraubenzieher erdolcht. Von Dani fehlt jede Spur. Bis kurz darauf ein Anruf Katinka in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Drei Worte dringen aus dem Hörer: „Katinka, hilf mir!“. Dann ist die Leitung tot. Fieberhaft beginnt Katinka zu recherchieren, besucht ein Treffen der Youngtimer, befragt befreundete Künstler und eines Abends, als sie frustriert nach Hause kommt, steht ein sterbender „Käfer“ auch vor ihrer Tür.
Liebenswert, ein wenig stur und manchmal auch recht arglos: So lernt der Leser Katinka Palfy kennen. Eine Frau, die mitten im Leben steht und mit einigen Schwächen und Fehlern zu kämpfen hat. Vor allem ihre Verbissenheit ist es, die ihr immer wieder einmal zum Verhängnis wird. Wie auch in dem vorliegenden Fall, in dem eine Reihe von unheimlichen „Käfermorden“ und eine Künstlertruppe, die alles andere als harmlos ist, Katinka im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand des Abgrunds treiben. Dabei hätte alles so schön sein können. Ein paar Tage mit einer alten Schulfreundin in der Fränkischen Schweiz, Bergluft schnuppern, wandern und in vollen Zügen die Natur genießen. Stattdessen jagt Katinka einem Mörder hinterher, der es letztendlich nicht nur auf nette Autos abgesehen hat.
Friedericke Schmöe hat mit „Käfersterben“, dem bereits vierten Fall ihrer sympathischen Privatdetektivin Katinka Palfy, einen wunderbar vielschichtigen und spannenden Regionalkrimi geschrieben, der in der Kunstszene der Region spielt und unschöne Machenschaften offenbart. Neben Katinka Palfy, der Lokaljournalistin Britta Beerenstrauch und dem Kriminalhauptkommissar Harduin Uttenreuther tritt diesmal Katinkas Vater, der Architekt Ignaz Palfy, dem Geschehen bei. Als bekannter Kunstkenner steht er Katinka beratend zu Seite und scheint irgendwie in den Fall verstrickt zu sein. Doch als es zur Sache geht, schweigt er beharrlich und in Katinka wachsen Zweifel an seiner Integrität. Aber auch Katinkas Freund Tom befindet sich in einer schwierigen Phase seines Lebens, welche die Beziehung der beiden auf den Prüfstand stellt und in Katinka eine gewisse Unsicherheit wachsen lässt.
Alles in allem hat Friedericke Schmöe es ausgezeichnet verstanden, ihre Figuren lebensnah und authentisch erscheinen zu lassen, so dass der Leser gar nicht anders kann, als ihnen in allen Situationen beizustehen und bis zur letzten Seite mit ihnen den sogenannten Käfermörder zu suchen. Herrlich erfrischend, mit einem Schreibstil, der sich nur so weg liest, erzählt sie eine Geschichte, die sich so, aber auch ganz anders hätte zutragen können. Vor einer Kulisse, die, wunderbar in die Handlung einbezogen, mit ihren örtlichen Eigenheiten eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, lässt sie einen Kriminalroman ablaufen, der auf einem gut ausgeklügelten, ungewöhnlich anmutenden Plot beruht. Schade nur, dass gerade die kuriose Tatsache der Käfermorde im Verlaufe des Buches ins Hintertreffen gerät und den Leser, der sich gedanklich voll auf den Automörder eingestellt hat, ein wenig im Regen stehen lässt. Stattdessen nimmt die Autorin einen neuen Aufhänger und hangelt sich an diesem bis zum Ende des Romans durch. Einem Roman, der trotz kleiner Schwächen lesenswert und spannend daherkommt und vor allem wegen der Hauptprotagonistin Katinka Palfy seine Anhänger finden wird.