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Achtung, der folgende inhaltliche Abriss von „Elfen Lied 3“ offenbart wesentliche, in den ersten beiden Folgen noch nicht bekannte Details. Wer die beiden Manga-Bände noch nicht gelesen hat, sollte den nächsten Absatz unbedingt überspringen.
Gegen seinen Willen soll Kurama, der Leiter des geheimen Diclonius-Forschungszentrums, Nana töten. Er entschließt sich, das einzige nicht zur Gewalt gegen Menschen neigende Diclonius-Mädchen nur zu betäuben und auszusetzen. Doch Nana erwacht ausgerechnet an dem Strand, an dem auch Lucy, die aus dem Labor entkommene Diclonius, erwachte. Sie trifft auf Bando. Kurz bevor der Killer das Mädchen zu töten versucht, gibt sie zu erkennen, dass sie Lucy den Verlust ihrer Gliedmaßen verdankt. Haben die Diclonius und der Killer das gleiche Ziel?
Währenddessen herrscht im Haus von Kota und Yuka das reinste Chaos. Neben Lucy in ihrer anderen Identität als Nyu für amüsante Verwicklungen sorgt und die junge Mayu hin- und hergerissen ist zwischen dem Gefühl bleiben zu wollen und wieder in die Einsamkeit zu fliehen, ist ein weiterer Gast eingetroffen. Nozomi offenbart ungewollt ausgerechnet Kota ihr für sie peinliches Geheimnis. Als kurz darauf Mayu ihre neue Freundin mit nach Hause bringt, ist das Chaos komplett, denn sie hat ausgerechnet Nana eingeladen, die sich unverhofft Lucy gegenübersieht.
Fans der Anime-Serie rund um Lucy/Nyu waren begeistert, als Tokyopop die deutsche Lizenz für die zwölf Manga-Bände des japanischen Autors Lynn Okamoto umsetzte. Die zwischen Oktober 2002 und November 2005 in Japan erschienen Folgen genießen so etwas wie Kult-Charakter unter den Manga-Fans in der ganzen Welt. Umso schöner ist es, dass die in Deutschland erscheinenden Bände, die jeweils zwei der Originalfolgen enthalten, in so guter Druckqualität herauskommen. Nach dem ersten Band im März 2009 und Band zwei im Mai 2009 kann man sich seit Juli auf den dritten Band stürzen.
Und ähnlich wie in den ersten beiden Bänden nimmt einen die Handlung nach wenigen Seiten so gefangen, dass man das mehr als vierhundertvierzig Seiten starke Paperbackbuch kaum mehr aus der Hand legen möchte. Nicht nur die Gewalt eskaliert, auch die Vergangenheit von Kota und seine seltsame Amnesie werden endlich thematisiert. Fassungslos ob der Tragik der Ereignisse und fasziniert ob der brillanten Geschichte, die Lynn Okamoto da ersonnen hat, versinkt man immer tiefer in dieser so seltsamen Welt. Immer mehr Randfiguren rücken in die Mitte der Handlung vor, nur um wieder anderen Platz zu machen. Dabei kommt es dem Leser zwar gelegentlich so vor, als zerfaserte die ursprünglich zentrale Geschichte um Kota, Nyu und Yuka zu sehr, doch gelingt es Lynn Okamoto immer wieder auch Mayu, Nozomi oder Nana fundiert auszugestalten, so dass man kaum ärgerlich sein kann.
Wieder herrschen neben exzessiver Gewaltdarstellung, die zu Recht für die Altersempfehlung „+18“ gesorgt hat, auch diverse Szenen vor, in denen minderjährige Mädchen nackt dargestellt werden. Ob dies bereits obszön oder „nur“ schamlos ist, wie der Serie oft vorgeworfen wird, muss der Leser entscheiden. In jedem Fall sind die Darstellungen frei von jeglichen Sex-Szenen und erschöpfen sich in Großaufnahmen von Busen und allenfalls angedeutetem Schambereich. Meist sorgen gerade diese Szenen für befreiendes Lachen, sind sie doch slapstickartige Einlagen, die die Gewaltdarstellungen konterkarieren und für die nötige Entspannung sorgen. In keiner Szene sind die Bilder frauenverachtend oder abwertend, meist eher ästhetisch beeindruckend dargestellt und schön anzusehen.
Kaum jemand, der die ersten beiden Bände gelesen hat, wird „Elfen Lied 3“ auslassen, zu sehr nimmt den Leser diese Geschichte gefangen. Da es sinnlos ist, mit dem dritten Band in die Serie einzusteigen, sei dringend die Lektüre von „Elfen Lied 1“ und „Elfen Lied 2“ empfohlen, ehe man sich an den fantastischen dritten Band heranwagt.