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In den tiefen Wäldern im Osten des Königreichs Hyrule lebt das Volk der Kokiri friedlich und unter dem Schutz des weisen Deku-Baums. Doch dunkle Wolken ziehen am Horizont auf: Der finstere Ganondorf trachtet nach der alleinigen Herrschaft über Hyrule. Er beabsichtigt, sich des Triforces zu bemächtigen, ein goldenes Artefakt aus der Zeit der Schöpfung, welches seinem Besitzer jeden Wunsch erfüllt. Sicher verwahrt im Heiligen Reich, öffnen nur die drei Heiligen Steine das Tor zum mächtigen Relikt. Weil der Deku-Baum als Hüter einer dieser magischen Juwelen sich Ganondorfs Plänen in den Weg stellt, belegt dieser ihn mit einem Fluch in Gestalt der Spinnenkönigin Gohma. Der tapfere Junge Link kann das Monstrum zwar vernichten, doch der Deku-Baum ist dem Tod geweiht. Der junge Held verlässt den Wald, um im Schloss Hyrule die junge Prinzessin Zelda aufzusuchen; sie allein kann ihm mehr über die Heiligen Steine und das Triforce verraten.
Nach beschwerlichen Abenteuern gelingt es Link, die Heiligen Steine vor Ganondorfs Zugriff zu schützen und das sagenumwobene Master-Schwert zu erlangen – eine magische Klinge, die das Böse bannt. Doch Ganondorf gelangt in den Besitz eines Triforce-Fragments und errichtet ein Königreich des Bösen. Nur Link, der sieben Jahre später im Heiligen Reich aus einem tiefen Schlaf erwacht, kann Hyrule noch retten, doch muss er zuvor fünf heilige Orte von ihren Flüchen befreien und die dort gefangenen Weisen der Zeit erlösen …
Als 1998 Nintendos längst zur Kultsaga avancierte Videospielreihe „The Legend of Zelda“ um seinen ersten Titel für Nintendo 64 erweitert wurde, kannte der Hype um Links neues Abenteuer keine Grenzen: „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ wurde mit Preisen und Ehrungen überhäuft, Kritiker versuchten einander mit Lobeshymnen zu übertrumpfen, eine Verewigung ins
Guinness-Buch der Rekorde als meistverkauftes Videospiel seines Erscheinungsjahres ließ nicht lange auf sich warten und auch heute noch, elf Jahre später, führt Links erster Ausflug in ein dreidimensionales Hyrule
IGN’s Top 100 der besten Videospiele aller Zeiten souverän an. So verwundert es nicht, mit Link in seinem Kampf gegen den machthungrigen Ganondorf auch in Manga-Form mitfiebern zu dürfen.
Wobei es sich hier wohl mehr um einen grippalen Infekt denn um das unverfälschte heißblütige Mitfiebern eines Zelda-Fans handeln dürfte, denn der Manga aus der Feder von Akira Himekawa macht einen wesentlichen Fehler: Anstatt sich tausende Seiten Zeit zu nehmen, um ein episches Fantasy-Epos zu entspinnen und den unvergleichlichen Kultstatus von Nintendos zugkräftigstem Fantasy-Pferd im Videospielstall angemessen zu würdigen, folgt der Mangaka dem genau entgegengesetzten Pfad: Läppische zwei Manga-Bände zu je 200 Seiten sollen mit „Ocarina of Time“ gefüllt werden – und das, ohne Abstriche in der Handlung vorzunehmen. Das Ergebnis: Der gesamte Inhalt des Spiels wird enorm komprimiert. Darunter leiden vor allem Handlung und Charaktere: Erinnert sich der Spieler an alte Zeiten zurück, als er Endgegner erst nach zähen Kämpfen ins hylianische Jenseits hatte schicken können, erscheint im vorliegenden Comic ein mächtiger Bossgegner auf einer Seite, nur um nach einmaligem Umblättern schon zu Boden gehen zu dürfen. Die Gegner werden wie am Fließband präsentiert und genauso auch abgefertigt, dazwischen trifft Link auf ihm freundlich gesinnte Gestalten, die ihn mit hilfreichen Items und nützlichen Tipps versorgen, und ohne Vorwarnung geht es weiter im Kampf um Hyrule. So verläuft auch jegliche Dynamik schnell im Sand; der Leser blättert stetig weiter, ohne wirklich mitgerissen zu werden.
Also ein Manga-Wolf im Triforce-Pelz anstelle eines ehrerbietigen Kniefalls vor dem Master-Schwert? Ganz so einfach ist es nicht, denn die Zielgruppe des Mangas ist klar definiert: Der Comic richtet sich an jene Schar von Spielern, die das Kult-Game „Ocarina of Time“ gemeistert haben – egal ob am guten alten Nintendo 64, in der Neuportierung für Nintendo Gamecube, die der limitierten Erstauflage von „The Legend of Zelda: The Wind Waker“ beigelegen hat, oder als herunterladbarer Virtual-Console-Titel für Nintendo Wii. Stilistisch orientieren sich die Zeichnungen sehr eng an den zahllosen Artworks und Boxarts zu „Ocarina of Time“, das gilt vor allem für die Charaktere und Gegner sowie die Waffen und Gegenstände: Ob es sich nun um das Spinnenungeheuer Gohma oder die Zora-Prinzessin Ruto handelt, um die Deku-Schleuder oder den Kokiri-Smaragd oder die titelgebende Okarina der Zeit – der Wiedererkennungswert wird auf jeder Seite garantiert. Der Manga setzt ferner voraus, dass der Leser das Spiel in- und auswendig kennt: In den Bildern finden sich allerlei Anspielungen auf Nebensächlichkeiten aus dem N64-Titel, die für den Spielverlauf selber vollkommen bedeutungslos waren und auf diesen keinen Einfluss genommen haben. Man erinnere sich etwa nur an die fortwährend schlafende Aufsicht beim Krabbelminen-Bowling oder an Talons Nickerchen …
Aufgrund der bereits erwähnten Nähe des Stils zu den Artworks fällt es dem Zelda-Fan leicht, in das Manga-Hyrule einzutauchen. Gleichzeitig wird auf allseits bekannte Stilelemente des Mangas zurückgegriffen; an dieser Stelle wären in erster Linie
super deformed und Chibi zu nennen, die auch die Komik nicht zu kurz kommen lassen.
Fazit: Ein Speedrun in Manga-Form. Für Zelda-Fans ein Muss, jedoch mehr als Sammlerstück denn tatsächlich als Manga, denn als solcher kann der erste Band von „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ nicht wirklich überzeugen.