Sammler können von unschätzbarer Wichtigkeit für die Kunstszene sein: Entweder behüten sie einige der großen Werke oder kaufen Kleinode und bewahren diese – und setzen sie in Szene.
Normale Museumsbesucher haben jedoch nur etwas von dieser Sammelleidenschaft, wenn die angehäuften Schätze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ulla und Heiner Pietzsch gehören zu diesen Sammlern, die sich inzwischen eine Kollektion zusammengestellt haben, auf die manches Museum neidisch sein könnte. Aber sie sind auch der Neuen Nationalgalerie Berlin verbunden – und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ihre Sammlung endlich den Weg in den Bau von Mies van der Roh fand. Zu ihrer Ausstellung „Bilderträume“ erschien im Prestel Verlag ein gleichnamiger Katalog.

Nach einem Vor- und einem Grußwort folgen vier Essays, die sich bestimmten Aspekten der Sammlung widmen und diese etwas besser vorstellen. Dieter Scholz spricht über „Splitter des Surrealismus in Berlin“ und schafft so die Verbindung zwischen der Kunst und der Stadt. Werner Spies erzählt in „Die Sauce Robert und das Dripping. Eine Anekdote“ über Max Ernst. Jasper Sharp wiederum beleuchtet wieder einen ganz bestimmten Teil der Sammlung in „Den ganzen Himmel malen (auf einem Blatt Papier) – amerikanische Künstler in der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch“. Der letzte Essay, geschrieben von Ludger Derenthal, behandelt „Fotographische Künstlerportraits aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch“.

Erst ab Seite 68 folgen die Werke der Ausstellung. Abgeschlossen wird der Katalog mit Künstlerbiographien und einem Künstlerregister.

Schon bei der ersten äußeren Betrachtung fällt das edle Erscheinungsbild des Kataloges auf. Passend zum Cover wurde auch der Buchschnitt schwarz gefärbt – ein Detail, das man eher selten bei Katalogen findet. Auch die Seiten passen sich an. So sind die Hintergründe der Seiten im Essayteil des Buches silbern, im Werkkatalog schwarz gehalten. Dass dies nicht nur eine Spielerei ist, fällt schon beim Durchblättern des Buches auf. Die einzelnen Bilder harmonieren hervorragend mit dem schwarzen Hintergrund. Mal verschmelzen sie geradezu und man hat den Eindruck eines fließenden Übergangs zwischen Seite und Abbildung – mal heben sich die Bilder wunderbar kontrastreich von den Seiten ab und können so selbst bei gedeckten Farben noch strahlen.
Da die Seiten matt sind, sieht man zudem nicht jeden Fingerabdruck als störende Hinterlassenschaft auf den einzelnen Seiten.

Die Bilder selbst sind mit den nötigen Informationen wie Künstler, Titel und Entstehungszeit meist auf einer Seite abgebildet. Wenige Bilder müssen sich eine Seite teilen, einige haben sogar eine Doppelseite für sich in Anspruch nehmen können. Die Größen variieren und passen sich gut den abgebildeten Formaten an. Die Qualität der Abbildungen und deren Farben sind hervorragend, festes Papier und ein stabiler Einband runden das positive Erscheinungsbild noch ab. Auf Texte hat man in diesem Bereich gänzlich verzichtet, auch weitere Unterteilungen findet man nicht. Auch dies ist in den meisten Katalogen eher unüblich – passt hier aber wirklich gut zu den Traumbildern der Eheleute Pietzsch.

Zudem findet man reichlich Informationen in den ebenfalls bebilderten Essays zu Beginn des Kataloges. Besonders erwähnt werden sollte aber noch das Vorwort, in dem Fotos aus dem Haus von Ulla und Heiner Pietzsch zu sehen sind. Hier erhält man die Chance, die Bilder in ihrer „natürlichen“ Umgebung zu sehen – und bekommt einen kleinen Einblick in das Leben als Sammler und ein Haus voller Kunstschätze.

„Bilderträume“ ist ein wirklich edler Katalog geworden, der Informationen zur Ausstellung und der Sammlung vermittelt und die Bilder in einem speziellen und passenden Rahmen präsentiert. Anhänger des Surrealismus werden auch unabhängig von einem Ausstellungsbesuch lange Freude an diesem Buch haben.