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Sie war ein ungewolltes Weibsbalg ohne Namen und trotzdem schaffte es ihre Mutter irgendwie, sie bis zu ihrer Blutzeit behalten zu dürfen. Doch nun will ihr Erzeuger sie loswerden, damit sie ihm das Geld einbringt, was sie bis jetzt verfressen hat.
Also wird sie mit dem wenigen Wasser, das die Familie entbehren kann, hergerichtet und draußen vor dem Haus angekettet, um für die vorbeikommenden Händler bereit zu sein.
Eine solch große Händlerkarawane hat der Ort schon lange nicht mehr gesehen und sie erkennen an diesem verwahrlosten Balg etwas, was den anderen verborgen bleibt, und so kaufen sie das Mädchen. Als sie es nach dem Namen fragen, ist es so dreist und erwählt sich einen eigenen Namen, Hekat. Auf der Reise in die große Stadt wird Hekat ganz anders behandelt als die übrigen Sklaven und schon bald erliegt Hekat der Freundlichkeit des Händlers Abajai und glaubt, er liebe sie. Doch für ihn ist sie nur ein Stück Ware, das in der fruchtbarsten Provinz des Reiches, Et-Raklion, einen ordentlichen Preis einbringen wird.
In Et-Raklion angekommen muss auch Hekat die Wahrheit erkennen, doch sie hat auch etwas gelernt: Sie ist wunderschön und außergewöhnlich, und sie sieht ihr Schicksal in hellem Licht erstrahlen. Also flieht sie - ohne klares Ziel vor Augen, um Schmerz, Schmutz und Armut hinter sich zu lassen und ihren eigenen Weg zu Macht und Ruhm zu finden unter dem wohlwollenden Schutz des Gottes.
„Die Herrscherin“ ist Karen Millers neustes Werk. In einer von Gott gegebenen Welt wächst ein ungewolltes Weibsbalg, wie man sie zu nennen pflegt, heran und ihr ungnädiges Schicksal, als Sklavin verkauft zu werden, erweist sich als ein von Gott gegebenes Geschenk für sie und eröffnet Wege, an die keiner je gedacht hätte.
Karen Miller hat eine sehr abwechslungsreiche Welt geschaffen. Aufgeteilt in mehrere Gebiete, spielt die Handlung hauptsächlich in der fruchtbaren Provinz Et-Raklion, während das Land ringsum immer mehr vertrocknet. Eine explosive Situation, die im späteren Verlauf des Buches einen entscheidenden Platz einnimmt. Daher wäre es schön gewesen, eine Karte der bekannten Welt zu haben, um sich die Situation besser verdeutlichen zu können und auch Hekats Weg von den Rändern der unwirklichen Wüstenlandschaft hin zum fruchtbarsten Reich des Landes zu verfolgen.
Leider in der Inhaltsangabe nur angedeutet, ist dieses Buch sehr fanatisch geprägt. Alles, was passiert, geschieht unter dem wachsamen Auge eines Gottes, der das Leben aller Wesen maßgeblich bestimmt. Und auch die Hauptfigur Hekat sieht sich in allem, was sie tut, von diesem Gott geleitet. Doch dieser Gott ist kein gnädiger Gott, er ist ein strafender, unnachgiebiger Gott, der die einzige Wahrheit verkündet. Durch diesen Gott wird das Buch im Verlauf dann auch entschieden geprägt, Bestrafungen biblischen Ausmaßes sowie der Drang, alle Andersgläubigen zu unterwerfen, sind Hauptthemen dieses Buches. Und wie es mit allem ist, was übertrieben wird, werden auch hier Grenzen überschritten, wodurch die Beteiligten nicht länger menschlich erscheinen. Bei solch einem Gott kommt ein Buch wie dieses auch nicht ohne Blut aus, es wird wahrlich alles gemordet, was auf der Welt existiert, von unzähligen Blutopfern bis hin zu blutigen Schlachten ist in diesem Buch alles vertreten und damit nichts für schwache Nerven.
Das Ende ist als offen zu bezeichnen, auch wenn man damit an einem so unwirklichen Punkt angelangt ist, dass klar ist, wie es enden würde, ginge es noch weiter.
„Die Herrscherin“ ist damit ein recht erschreckendes Buch geworden, welches trotz aller vermeintlichen Unwirklichkeit den Leser zu fesseln weiß und ernsthaft zum Nachdenken anregt, denn oft fühlt man sich an Ereignisse aus der eigenen realen Geschichte erinnert, die man sich nicht gerne so drastisch vor Augen führen lässt.