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Malte Wallbusch ist der erfolgreiche Mitinhaber einer gutgehenden Werbeagentur in Köln. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Hanna kauft Wallbusch ein heruntergekommenes Anwesen inmitten der Eifel, das sie gemeinsam renovieren und zu einem gemütlichen Heim ausbauen. Doch kurze Zeit später mehren sich sonderbare Ereignisse. Malte hört Geräusche, sieht schattenhafte Gestalten und fühlt sich in seinen eigenen vier Wänden zunehmend bedroht. Hinzu kommen die Sichtungen einer rothaarigen Hexe, deren urplötzliches Erscheinen auf einer schnell befahrenen Straße bald das erste Todesopfer fordert. Durch einen Rohrbruch findet Malte mehrere Goldmünzen, die das Antlitz der antiken Göttin Medusa zeigen. Von da an nimmt das Leben von Malte Wallbusch eine verheerende Wendung. Auch seine Freundin Hanna, die unbedingt ein Kind will, benimmt sich immer merkwürdiger. Wem kann er noch trauen?
Uwe Voehl ist der erfolgreiche Verfasser von Gruselromanen und Heftromanexposees und hat sich vor allem durch seine Kurzserie „Henker“, die in der Reihe „Vampir-Horror-Roman“ erschienen ist, sowie durch seine Beiträge für die Serie „Coco Zamis“, die im Zaubermond-Verlag fortgesetzt wird, einen Namen gemacht.
„Der Kuss der Medusa“ ist ein eigenständiger, düsterer Horror-Roman, der subtil und unterschwellig Spannung erzeugt und gekonnt die existentiellen Ängste vor Verlust und Armut beim Leser anspricht. Der Roman baut auf der Kurzgeschichte „Summer of Love“ auf, die als Opener für die einzelnen Kapitel dient und aus der Sicht des jungen Protagonisten geschildert wird. Der Autor strickt die begonnene Handlung weiter und entwirft ein atmosphärisch dichtes Szenario, das in einigen Punkten stark an Fritz Leibers „Hexenvolk“ erinnert. „Der Kuss der Medusa“ beinhaltet nur wenig Brutalität und hält sich auch mit plakativer Action vornehm zurück. Vielmehr geht es dem Autor um ein glaubhaftes, alltägliches Setting, in das langsam, schleichend, aber unaufhaltsam etwas Unfassbares, Bedrohliches hereinbricht und das Leben eines erfolgreichen, aber nichtsdestotrotz normalen, Menschen in den Grundfesten erschüttert.
Die Geschichte wird von Malte Wallbusch aus der Ich-Perspektive beschrieben und bezieht den Leser direkt in das Geschehen mit ein. Vor allem Leser und Fans des Schriftstellers Hubert Strassl alias Hugh Walker, der einige atmosphärisch sehr dichte Gruselromane für die Reihe „Vampir-Horror-Roman“ geschrieben hat, werden auf ihre Kosten kommen und an dem Stil Gefallen finden. Trotz des bedächtigen Anfangs entwickelt sich die Geschichte ab der Hälfte des Romans sehr zügig und vernachlässigt dabei stellenweise die Atmosphäre. Besonders die beginnende Hysterie der Dörfler hätte ein wenig detaillierter ausgearbeitet werden dürfen. In Punkto Charakterisierung merkt man dem Buch an, dass Uwe Voehl Zeit seines Lebens meistens Heftromane verfasst hat, denn sympathisch werden eigentlich nur die attraktiven Personen dargestellt. Etwas unbeholfen lesen sich die erotischen Szenen. Als Beispiel dient hier folgender Satz: „Ich drang in sie ein als wäre es die natürlichste Sache der Welt.“ Nun, genaugenommen ist es das ja auch. Trotz dieser kleinen Schwächen liest sich der Roman sehr rasant und hinterlässt beim Leser das Gefühl mit einer spannenden, gut durchdachten Geschichte unterhalten worden zu sein. Der Schauplatz Eifel wird großartig beschrieben und wirkt durch seinen historischen Hintergrund, der im Roman eine wichtige Rolle spielt, nicht beliebig austauschbar.
Der Roman wurde auf hochwertigem Papier gedruckt und mit einem gefälligen Satzspiegel ausgestattet. Das Coverartwork wirkt hingegen ein wenig lieblos und erzeugt nicht den gewünschten Effekt, bizarr und unheimlich auszusehen. Die Idee, das berühmte Gemälde von Caravaggio (1588) zu verwenden, ist hingegen ein hervorragender Schachzug.
Fazit:
Spannender Okkult-Thriller mit deutschem Lokalkolorit. Freunde atmosphärischer Gruselliteratur und Leser von Hugh Walker werden mit diesem Roman bestens bedient.