Das universell einsetzbare Rollenspielregelwerk "Savage World" nimmt für sich in Anspruch, einfach, schnell umsetzbar und für jeden Spielstil tauglich zu sein. Generell kann man also, nachdem man sich die Grundregeln einverleibt hat, gleich loslegen und eigene Welten erschaffen oder andere Rollenspielwelten anpassen. Für diejenigen, die aber dennoch nicht auf kreative Anregungen verzichten möchten, ist nun das erste Quellenbuch erschienen, nämlich "Necropolis 2350".

Die Zukunft ist düster, denn seit der unglaublichen Zerstörung der Erde ist der Planet Salus der einzige Platz, an dem die Menschheit überlebt hat, wobei sich die Frage stellt, wie lange noch. Aus einem tiefen Schwarzen Loch dringen immer mehr seltsame Kreaturen auf den Planeten, die Rephaim genannt werden. Sie bestehen aus unterschiedlichen Arten untoter Kreaturen, die bestrebt sind, alles Leben zu vernichten. Allein die tapferen Streitmächte der Kirche der Dritten Reformation stellen sich ihnen entgegen und diese sind es, die von den Spielern verkörpert werden können.

Da alle Regeln im Grundwerk erläutert werden, geht es sofort mit den Informationen zur Welt los. Für die Charaktererschaffung bekommt man alle notwendigen Details über die kirchlichen Kampforden an die Hand, ebenso wie für das Setting typische Litaneien und Talente. Ausrüstungslisten für Waffen, Fahrzeuge und allgemeine Ausrüstung folgen. Dann kann der Leser den Planeten ein wenig entdecken, lernt alles notwendige über seine Geographie, die sozialen Strukturen, die Historie und die Gegenspieler sowie deren dunkle Geheimnisse. Natürlich sollten einige dieser Abschnitte nur für den Spielleiter zugänglich sein.

Der zweite Teil des Quellenbuch enthält dann spielbare Abenteuer. Besonders interessant daran ist, dass der größte Teil der vorgestellten Settings zu einer groß angelegten Kampagne zur Eroberung eines wichtigen Stützpunktes gehören. So kämpfen die Charaktere immer wieder in neuen Aufstellungen und führen so direkt die Geschichte der Welt voran, ganz gleich, zu welchem Ausgang es kommt. Zwischendurch, wenn die Kämpfer abgezogen werden, lassen sich immer wieder andere Abenteuer einbauen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, bis man wieder für den Einsatz im großen Kriegsgebiet benötigt wird.

"Necropolis 2350" ist ein genial aufgebautes Quellenbuch, das durch Kompaktheit der Beschreibungen und einer Vielfalt an Spielmöglichkeiten glänzt. Allerdings sollte man als Spieler einen Blick vor dem Kauf hineinwagen. Da man eine Kampftruppe verkörpert, ist es sinnvoll, viele der Kampfeinsätze direkt als Tabletop auszuspielen. Wem das nicht liegt, wird das Spiel auch nicht gefallen. Generell ist es ein sehr martialisches Rollenspiel für erfahrenere Spieler, die gemeinsam auf ein Ziel hin arbeiten können und auch, so will es die Geschichte, Befehle anderer Spieler befolgen können, ohne sich selbst überfahren zu fühlen.

Hat man jedoch die passende Spielgruppe dafür gefunden, ist "Necropolis 2350" einfach ein Kracher. Mit ein wenig Details werden die Grundregeln verfeinert und erweitert und dann kann man auch schon sofort loslegen und spielen. Die ausgebaute große Kampagne, bei der man in kleinen Abschnitten immer weiter an der Eroberung von Neu-Budapest arbeitet, ist gewaltig und spannend, so dass man wirklich das Gefühl hat, etwas Großes zu erleben. Für den Spielleiter bleiben bei der Beschreibung sehr wenige Fragen offen und durch die vielfältig gestalteten Gegner sowie die Differenzen zwischen Kirche und Konzernen bleibt viel Raum für rollenspielerische Szenen, wenn die Gruppe darauf Wert legt.

Wer Science-Fiction, Kämpfe, aussichtlose Schlachten und fatalistischen Heldentum liebt, für den ist "Necropolis 2350" das Setting der Wahl.