Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Extras | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Was kommt heraus, wenn man Hasbro mit Pentagon kreuzt? Die Antwort: Ein CGI-überladener Werbespot des US-Militärs, anspruchslos, aber mit Blockbuster-Prädikat – und mit Aussicht auf Fortsetzung, die unter dem Titel „Transformers: Revenge of the Fallen“ nicht lange auf sich warten ließ. Und was kommt heraus, wenn man parallel zu Hollywood-Blockbustern Lizenztitel für alle aktuellen Konsolen herausbringt? Die Antwort: leider allzu oft hastig zusammengeschusterte Schnellstarttitel, die jeglicher Unterhaltung entbehren. Davon kann Activision ein Lied singen: „Transformers – Die Rache“ ist für alle gängigen Plattformen zu erwerben. Der folgenden Rezension liegt die Version für Nintendo Wii zugrunde.
Inhaltlich hält sich das Spiel grob an die Filmvorlage: Der Sieg über Megatron und die Vernichtung des Allsparks haben den Krieg zwischen Autobots und Decepticons nicht wie erhofft beendet, sondern führen im Gegenteil zu verstärkten Aktivitäten der Decepticons auf der Erde. Bei einem Angriff auf Shanghai registrieren die Autobots, die mit der geheimen US-Militärorganisation NEST zusammenarbeiten, dass der Feind nach verschollener Cybertechnologie sucht, die über den gesamten Planeten verteilt ist. Mit dieser planen die Decepticons die verhassten Autobots sowie die gesamte Menschheit zu vernichten. Doch damit nicht genug: Auf Befehl ihres mysteriösen Anführers The Fallen wurden Megatrons Überreste geborgen, um ihm neues Leben einzuhauchen. Das Schicksal der Welt liegt nun in den Händen des Spielers, der im Laufe des Kampagnenmodus zwischen den beiden Lagern hin- und herwechselt.
Lizenztitel zu Hollywood’schen Blockbustern stoßen unter der versierten Spielergemeinschaft allgemein sauer auf: Entwickler und Herausgeber setzen oft lieber auf die Zugkraft einer millionenschweren Mainstream-Filmproduktion, anstatt mit Eifer an Planung und Programmierung des Spiels heranzugehen; niedriger finanzieller Einsatz bei hohem möglichen Gewinn. Das Ergebnis fällt dementsprechend allzu oft ernüchternd aus, aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.
Im Falle von „Transformers – Die Rache“ setzt Activision aber lieber auf die Regel selbst: Der Solo-Modus ist eine lose Aneinanderreihung lieblos gestalteter Missionen, die vor Einfallslosigkeit nur so strotzen. Der Spieler steuert einen vorgegebenen Transformer durch peinlich geradlinige Levels, für deren Design man auf detailarme Texturen und grafisch magere Kulissen zurückgegriffen hat: Wasserflächen werden prinzipiell mit spiegelglatten blauen Flächen dargestellt, Hochhäuser bestehen grundsätzlich aus einer verwaschenen Oberfläche mit Farbflecken als Fenster darauf und Hügel werden ohne Ausnahme über braune grobe Polygonanhäufungen definiert. Krome Studios, die Entwickler hinter diesem Machwerk, versuchen nicht einmal, das geradlinige Leveldesign zu kaschieren: Es gibt ausnahmslos immer nur einen Pfad, der von einem Ereignis auslösenden Skript zum nächsten führt. Auf Abzweigungen, die nach einiger Zeit in Sackgassen enden und Komplexität vortäuschen, wurde vollständig verzichtet; vielmehr beschneiden unsichtbare Barrieren die Bewegungsfreiheit und die Erforschungsmöglichkeit des Spielers.
Als nicht minder phantasielos entpuppt sich das Gameplay: Der Spieler steuert seine Figur von einem Scharmützel zum nächsten, deckt feindliche Horden, die sich aus stets wiederholenden Gegnertypen zusammensetzen, mit einem Laser- und Raketensperrfeuer ein und teilt im Nahkampf Kinnhaken aus; hier und da tritt ein Bossgegner auf den Plan, der selbst für Gelegenheitsspieler keine Herausforderung darstellen sollte und mit einer simplen Strategie zu besiegen ist. Sporadisch verstreute Quick Time Events sollen den Spielfluss auflockern, verkommen aber zu einer wilden und schlecht getimten Schüttelorgie. Was auch daran liegen mag, dass die Steuerung ein Krampf ist: Mit dem Control-Stick des Nunchuck bugsiert man den Transformer durch die Levels, mit der B- und der Z-Taste wird mit der Primär- oder Sekundärwaffe das Feuer eröffnet. Mit der Wii-FB werden Schläge ausgeteilt und gerade hier liegt der Hund begraben: Die Bewegungserkennung läuft nicht einwandfrei ab, was die Spielfigur oft behäbig agieren und auch mal falsche Angriffe ausführen lässt.
Fans von Hasbros Kultrobotern könnten mit alldem möglicherweise noch leben, schließlich erwerben sie das Spiel mit einer Absicht: Sie wollen den actiongeladenen Kampf zwischen Autobots und Decepticons nachspielen, was auch die spektakulär auf die Leinwand gebannten Verwandlungen mit einbezieht. Doch man wird schneller enttäuscht als man „Autobots, transformiert euch!“ über die Lippen bringt: Zwischen Roboter- und Fahrzeuggestalt kann man nur in ausgewählten Levels wechseln, die darüber hinaus auch noch äußerst rar gesät sind. Den Großteil der Missionen bestreitet der Spieler in der Alien-Form der Transformers; mit Ausnahme der angesprochenen Sonderfälle sind Verwandlungen lediglich in einer Handvoll Videosequenzen sowie bei der Ausführung von Spezialattacken zu bestaunen. Wobei „bestaunen“ in diesem Zusammenhang euphemistisch zu gebrauchen ist: Weder die in In-Game-Grafik gehaltenen Videosequenzen noch die Spezialangriffe bringen die Transformierungen auch nur annähernd so zur Geltung wie die Kinofilme. Beides kränkelt – wie auch der Rest des Spiels – an der technischen Präsentation: Die Grafik-Engine zaubert keine großartigen Effekte auf den Bildschirm, der Score verkommt schnell zu einer belanglosen Musikuntermalung, die man schon bald nicht mehr wahrnimmt. Hinzu kommt eine miserable deutsche Synchro, auf die aus den Filmen bekannten Stimmen wartet man vergebens; dafür klopfen die Figuren dämliche Sprüche, wenn sie den virtuellen Tod sterben und neu erscheinen. Die enorm kurze Spielzeit setzt dem Ganzen die Krone auf: Nach fünf Stunden ist die Kampagne gemeistert – von Gelegenheitsspielern wohlgemerkt, Core-Gamers können noch mal eine Stunde oder mehr abziehen.
Nichts zum Positiven hin ändern können die Extras: Über sämtliche Levels des Kampagnenmodus sind Hologramme verteilt – das Wort „versteckt“ wird an dieser Stelle bewusst vermieden –, die man auflesen kann, um Bonusinhalte freizuschalten. Neben Produktionsskizzen zum Spiel und Stages für den Multiplayer-Modus lassen sich sogar drei Episoden aus der alten Zeichentrickserie freispielen.
Es ist nicht alles Chrom, was glänzt: Mit „Transformers – Die Rache“ geben die Entwickler zu verstehen, weshalb gestandene Spieler Lizenztiteln grundsätzlich misstrauisch gegenüberstehen. Die „Versoftung“ des Bay’schen Blockbusters ist einfallslose Fließbandware bar jeglichen Unterhaltungswertes, die in keiner Sekunde die Atmosphäre des Films auf die Wii bringt. Eintönig im Gameplay und mittelmäßig in seiner technischen Präsentation, ist das Spiel seinen Preis nicht wert.