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Tief verschneit liegt der Hof in der weiten, hügeligen Winterlandschaft da. Die Menschen, vor allem die Kinder, sind aufgeregt und voller Erwartung. Nur noch wenige Tage vergehen, bis das Christkind auf die Erde kommt und Geschenke mitbringt. An vielen kleinen Dingen kann man bemerken, dass die Zeit eine ganz besondere ist. Ob es die Gerüche sind, die durch das Haus wehen, oder die Kinder, die verpacken, leise flüstern und sich freuen auf die nächsten Tage. Oder die Erwachsenen, die vieles vorbereiten müssen und ein wenig anders als sonst mit ihrer Zeit umgehen.
Doch auch die Tiere, die vom Christkind, von Weihnachten und von der Zeit der Besinnung und der Geschenke nichts wissen, sind voller Erwartung. Kein Mensch bemerkt es zwar, doch auch sie sind gespannt, nervös, freudig und aufgeregt. Doch warum nur? Worauf warten die Tiere, die auf dem Hof leben und in der Nähe der Gebäude zu Hause sind? Erst in der Nacht der Nächte, wenn die Menschen ihr größtes Fest feiern, löst sich auch die Anspannung der Tiere und am nächsten Morgen wissen auch die Menschen, was im Stall geschehen ist.
Weihnachten wird jedes Jahr zwischen August und November auf dem Büchersektor zu einem wichtigen Thema. Bilderbücher gibt es dann zu Hunderten. Mehr oder weniger ähnlich wird die Zeit der Geschenke, der Besinnlichkeit oder der Besuch des Christkinds illustriert.
Das im Verlag Moritz erschienene Buch „Ein Licht im Stall“ greift all dies auf und auch wieder nicht. Autorin Kate Banks nimmt die Erwartungshaltung der Betrachter und verbindet sie mit einem völlig anderen Thema. Ohne die Idee und das Ende des Buches preiszugeben, ist es schwierig zu erklären, wie Kate Banks einen Spannungsbogen erzeugt, der jeden Betrachter fesselt und bannt.
Nicht nur die Geschichte, auch die Konzeption des Textes dient diesem Spannungsbogen. Abwechselnd werden die Gedanken und Gefühle der Menschen und die des Betrachters zur Weihnachtszeit aufgegriffen und der Hoffnung der Tiere auf dem Hof auf etwas ganz anderes gegenübergestellt. Immer wieder wechselt der Text von der Gewissheit des Weihnachtsfestes auf ein geheimnisvolles Ereignis, auf das die Tiere warten. Das gelingt der Autorin perfekt. Doch dieser Spannungsbogen ist zugleich der Fluch dieses Buches. Denn hat man das Buch bereits einmal oder mehrmals vorgelesen und die kleinen Zuhörer mit der Geschichte fasziniert, nimmt die Spannung ab, man weiß schließlich, was kommen wird.
In diesem eigentlich nicht sehr günstigen Moment greifen die Bilder von Georg Hallensleben auf, was an Spannung verloren gegangen ist. Sie sind wunderbar weich, ungenau, märchenhaft und traumhaft schön. Kann die Geschichte bei wiederholtem Vorlesen nicht mehr fesseln, sondern allenfalls unterhalten, vermitteln diese einmaligen Bilder weiterhin das Mythische, Sagenhafte und Geheimnisvolle der Weihnachtszeit. Indem die Illustrationen eben nicht zeigen, was im Text steht, sondern nur andeuten, anreißen und fast verstecken, bleiben sie geheimnisvoll und spannend.
Im perfekten Zusammenspiel zwischen Bild und Text ist „Ein Licht im Stall“ der Geheimtipp zur diesjährigen Weihnachtszeit. Wenn man dieses Buch zur Hand nimmt und die Bilder betrachtet, einige Zeilen liest und den Kindern das Buch zeigt, wird man nicht umhin können, es auch zu kaufen, zu sehr faszinieren die Zeichnungen von Georg Hallensleben und der Text von Kate Banks.
Druckqualität und fester Einband sowie das große Format und der angemessene Preis, vor allem aber das wunderschöne Coverbild laden dazu ein, dieses Buch zu kaufen – und man wird nicht enttäuscht sein, diese Geschichte ist so noch nie erzählt worden.