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Einst war Nevery der mächtigste Magier von Wellmet. Doch verschiedene Experimente, bei denen er unter anderem eine gewaltige Bresche in
Herzensleicht, dem Sitz seiner Familie, gesprengt hat, führten zu seiner Verbannung. Zwanzig Jahre ist das nun her. Und nie gedachte der Magier, je wieder in die Stadt am gewundenen Fluss zurückzukehren. Und doch hat man sich seiner erinnert; seiner Macht und Entschlossenheit und seiner Kühnheit – auch gegenüber der allmächtigen Herzogin von Wellmet. Doch in der ersten Nacht in den Gassen der Stadt wird ihm fast sein
Locus Magicalicus, sein die Magie der Welt konzentrierender Stein, gestohlen. Doch der Dieb, ein kleiner, heruntergekommener Junge, liegt nicht tot am Boden, wie es hätte sein müssen. Nein, er erfreut sich bester Gesundheit. Neugierig nimmt der mächtige Magier Conn mit nach Herzensleicht. Er hatte zwar noch nie einen Laufburschen und schon gar keinen Lehrling, doch der Junge macht ihn neugierig. Dieser magere kleine Kerl verfügt über Fähigkeiten, die Nevery erstaunen - und die ihm vielleicht bei seiner Suche helfen werden. Denn er wurde zurückberufen, weil die Magie Wellmet verlässt. Wenn sie endgültig verschwunden ist, wird die Stadt mit all ihren Menschen untergehen. Doch wo beginnen? Bei der Herzogin ist er damals in Ungnade gefallen, bei Crowe, dem Herrn der Unterwelt Wellmets, wird er gar nicht erst vorgelassen und im Rat der Magier hat Nevery nicht nur Freunde. Nevery versucht allein zurecht zu kommen – und bemerkt fast zu spät, welch wichtige Rolle der junge Conn bei seiner Suche spielt.
Das Debüt der Amerikanerin Sarah Prineas schwimmt auf der Welle der magischen Fantasy mit, die von „Harry Potter“ losgetreten wurde – und auch wieder nicht. Denn schon nach wenigen Seiten muss man eingestehen, dass diese Geschichte fast nichts mit dem berühmten Vorbild – das auch nicht gerade im luftleeren Raum entstanden ist – zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Sowohl die Welt, die Sarah Prineas da entworfen hat, als auch ihr kleiner Held ist originell, eigenständig und von Anfang an faszinierend. Hinzu kommen herrlich düstere Charaktere, wunderbare Einfälle und unzählige Fragen, die im ersten Buch nicht beantwortet werden. Die als Trilogie angelegte Serie öffnet den Blick auf eine fremde Welt, in der einzig die Magie für ein Überleben sorgen kann. Magier sind dazu im Stande, diese Magie zu leiten. Doch welche Rolle der kleine Connwaer dabei spielt, wird nicht einmal im Ansatz klar. Das Auftaktabenteuer ist eher ein Aufwärmen, ein Bekanntmachen mit vielen Charakteren. Es fesselt, packt nimmt vor allem Kinder ab zehn Jahren für sich ein, die kaum umhin können, das zweite Buch ebenso zu verschlingen.
Dabei ist jede einzelne Seite, jedes Kapitel, das Konzept und Layout perfekt durchdacht. Die sehr kurzen Kapitel werden abgeschlossen mit einem kurzen Brief von Magier Nevery, in dem er seine Gedanken und Pläne offenbart. Gedruckt auf grau gehaltenem Papier, das wie verblichenes Pergament wirkt, bilden sie einen wundervollen Rahmen zu der Erzählung, die aus der Sicht Connwaers geschrieben ist. Daneben faszinieren die am Anfang eines jeden Kapitels eingefügten Illustrationen einzelner Gebäude Wellmets, die von Antonio Javier Caparo beigesteuert werden. Ebenso findet sich am Anfang des Buchs eine Karte von Wellmet. Die feinen Bleistiftzeichnungen machen mit der fremden Welt vertraut und fügen sich wunderbar in das gelungene Gesamtbild dieses Buches ein.
Hinzu kommt ein schönes Layout des Schutzumschlags. In goldglänzenden Farben befindet sich der Titel der Trilogie und der Autorenname darauf, in blau gehalten der Rahmen und im Zentrum ein Bild der ersten, wichtigen Szene, in der Conn versucht, den magischen Stein Neverys zu stehlen. Wer danach noch mehr von Wellmet, Connwaer und der Welt der Sarah Prineas erfahren will, kann im Internet leicht fündig werden. Denn auch das Vermarktungskonzept ist perfekt. Eine eigene
Website macht mit den ersten beiden Büchern vertraut. Denn während man in Deutschland gerade das Debüt lesen kann, gibt es seit Mai 2009 in Amerika bereits den zweiten Band zu kaufen.
Bleibt nur zu hoffen, dass dieser wunderbare Kinder- und Jugendroman nicht in der Flut der „Potter-Kopien“ untergeht – das hat dieses herrlich spannende und auch humorvolle Debüt von Sarah Prineas nicht verdient.