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Die schüchterne Kitty lebt in der englischen Grafschaft Sussex in den 1930er Jahren bei ihrer Schwester und deren Mann. Als ein Künstlerhaushalt in der Nähe eine aufgeschlossene Köchin sucht, sieht Kitty die Chance, bei ihrer Schwester auszuziehen, und stellt sich in dem Künstlerhaushalt vor. Der besteht aus Ellen Steinberg, die eine Menge Geld von ihren Eltern geerbt hat, ihrer Tochter Geenie, dem mehr oder weniger schreibenden Liebhaber George Crane und dessen Tochter Diana. Ellen Steinberg selbst bezeichnet sich als Bohemien, während George Mitglied der Kommunistischen Partei ist. Außerdem gibt es noch den Gärtner Arthur, der eine Vorliebe für Wildwestromane hat.
Obwohl das Inserat explizit Aufgeschlossenheit verlangt, was nur bedingt eine von Kittys Eigenschaften ist, nimmt sie die Stellung an. Außerdem hat Kitty nie als Köchin, sondern nur als Küchenhilfe gearbeitet. Sie ist schüchtern und zurückhaltend, ein Schatten im Haus, der in der Küche werkelt, und sie ist eben alles andere als eine gute Köchin, was wiederum Ellen dazu veranlasst, selbst das Kochen erlernen zu wollen. Das allerdings hängt auch damit zusammen, dass George Kitty offen für ihre Arbeit bewundert. George liest mit Begeisterung Marx und versucht sowohl Kitty als auch Arthur zum Eintritt in die Partei zu bewegen. Seinen Job bei einem Verlag hat er Ellen zuliebe aufgegeben und weil seine Ex-Frau, eine Balletttänzerin, gerade wenig Zeit für die gemeinsame Tochter hat, zieht die kurzerhand von London zum Vater und seiner Gönnerin aufs Land. Da sind natürlich Konflikte und Verwicklungen vorprogrammiert. Während Geenie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter sucht und den nachmittäglichen Geräuschen aus dem Schlafzimmer zu entrinnen versucht, will Diana nichts anderes als zurück nach London. Als Ellen bei einem gemeinsamen Ausflug mit der Überraschung aufwartet, schwanger zu sein, ist das Chaos perfekt.
Im Nachwort schreibt die Autorin, dass dieser Roman von Peggy Guggenheim, der bekannten Kunstmäzenin und -sammlerin, inspiriert ist, die zusammen mit ihren Liebhaber Douglas Garman und ihren jeweiligen Töchtern von 1934 bis 1937 in Sussex lebte und dort ein Mädchen aus der Gegend als Köchin angestellt hatte. Obwohl es zunächst vor allem um den Glamour der Bohème gehen sollte, wurde der Autorin schnell klar, dass Kittys Sicht ebenso wichtig für die Geschichte ist wie die der Bohemiens, und so wechseln sich Kapitel aus der Sicht Kittys, Ellens und schließlich auch Geenies ab. Als Leser fiebert man vor allem mit Kitty mit, vielleicht auch, weil die Geschichte mit ihrer Perspektive beginnt. Man wartet darauf, dass Kitty ihre Schüchternheit überwindet und ihre Unsicherheit verliert. Man wartet auch darauf, dass George und Kitty zueinanderfinden. Obwohl der Ausgangspunkt der Autorin beim Schreiben der Geschichte Ellen war, findet man zu ihr nur schwer Zugang. Sie bleibt die verwöhnte Tochter reicher amerikanischer Eltern. An ihrem Kummer hat man als Leser nur halb so viel Interesse.
Insgesamt bleiben die Figuren eher eindimensional. Entwicklung findet nicht statt, eine solche zu zeigen, war aber auch sicher nicht das Anliegen der Autorin. Gezeigt wird dagegen ein Sommer in Sussex und die Verwicklungen der sechs Menschen, die hier im Cottage wohnen. Die Geschichte selbst ist leicht kitschig, aber nicht zu sehr, sie ist unterhaltsam geschrieben und schnell gelesen. Denn die Autorin versteht es Spannung aufzubauen und über das gesamte Buch aufrechtzuerhalten, auch die einzelnen Kapitel sind spannend konstruiert und enden immer so offen, dass man zum Weiterlesen veranlasst wird, gerade auch, weil man seine Erwartungen bestätigt sehen will - was letztlich meistens der Fall ist. Wer mehr als pure Unterhaltung sucht, ist hier definitiv falsch. Man muss diese „englische“ Atmosphäre mögen, dann wird man gut unterhalten, denn die Autorin versteht ihr Handwerk, unterrichtet gar "Creative Writing"-Kurse.
Leichte und unterhaltsame Lektüre für laue Sommernächte oder einen Tag am Strand.