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Wer kennt sie nicht, die langen Nächte, in denen sich der Schlaf nicht einstellen will? Düster und schwarz präsentieren sie sich und lassen niemanden zur Ruhe kommen. Doch was, wenn der geplagte Nichtschläfer den Dämonen der Nacht ein Schnippchen schlägt? Den Radiorecorder ans Bett holt und einfach eine CD mit wunderbar amüsanten, bösartigen und kurzweiligen Geschichten einlegt und die qualvollen Stunden angenehm nutzt? Dann nämlich weichen sie, die Dämonen der Nacht. Trotzdem ist Vorsicht geboten! Nichts ist schlimmer als aufkommende Albträume und genau das kann geschehen, wenn man die hier vorliegenden Geschichten allzu ernst nimmt.
Böse Nacht Geschichten Mords-Frauen, CD 1Mords-Frauen im wahrsten Sinne des Wortes erwarten den Hörer auf dieser CD und eines haben alle gemeinsam. Sie gehen nicht plump auf ihren Gegner zu und erledigen ihn mit einem Hieb. Nein: Viel raffinierter erscheinen sie, voller List und Heimtücke schleichen sie sich an, umgarnen ihr Opfer, wiegen es in Sicherheit, so lange, bis dieses im Netz zappelt und dann schlagen sie zu. Denn welche Frau will sich ihr Leben lang herumplagen mit untreuen Ehemännern, unzuverlässigen Familienvätern oder machohaften Geliebten? Das Leben ist doch viel zu kurz dafür. Nicht umsonst kennen sie sich aus in ihrem Kräutergarten, haben immer ein geschärftes Messer in der Küchenschublade oder einen treuen Hund in petto und schrecken auch nicht davor zurück, ein wenig Hilfe anzunehmen.
Ja, böse Geschichten sind es, von denen Andreas Franz, Tanja Kinkel oder auch Wolfgang Hohlbein zu berichten haben. Wobei sie das Berichten eher Veronica Ferres, Hannelore Elsner oder Sissi Perlinger überlassen, um nur einige derer zu nennen, die hieran beteiligt waren. Böse Geschichten, von denen man nicht genug bekommen kann und, wie sollte es anders sein, vor denen auch Männer nicht zurückschrecken.
Böse Nacht Geschichten Mords-Kerle , CD 2Davon weiß zum Beispiel Axel Milberg genug, der den Hörer in finstere Abgründe sehen lässt und auf dieser zweiten CD, auf der es um die Untaten der Männer geht, einiges zu berichten hat. „Der Teppich“ heißt die Geschichte, die er von dem bekannten Autor Frank Schätzing liest und in der dieser von einem Mann berichtet, der zwar die Nerven hat, seine keifende Ehefrau mit der Gusseisernen zu beseitigen, es aber nicht schafft, sie ungesehen aus dem Haus zu bringen. Zu sehr irritieren ihn die komischen Laute, die aus dem aufgerollten Teppich kommen, in dem er die angeblich Tote zum Auto transportiert. Oder Edgar Noske, der von einem Arzt zu erzählen weiß, dessen Liebe zu seinem Sohn den Hippokratischen Eid vergessen lässt, als er in der JVA auf einen fünffachen Kindermörder trifft. Denn die Tatsache, dass dessen Herz zu einhundert Prozent als Spendeorgan für den schwerkranken Patrick infrage kommt, bringt seine ethischen Grundsätze zum Erliegen. Eine Wiedergutmachung für die begangenen Greueltaten sieht er in dessen planmäßigem Ableben.
Hervorragend gelesen von Schauspielern wie Udo Wachtveitl, Bela B. oder Sebastian Koch, sind diese Geschichten alles andere als schlafbringende Betthüpferl.
Mörderisch gute Nachtgeschichten von bösen Frauen, CD 3Und weiter geht es mit den Geschichten zur Nacht. Auf dieser CD werden sie bestritten vom sogenannten schwachen Geschlecht. Aber dieses ist alles andere als schwach. Denn wie ist sonst zu erklären, dass die Frau eines Polizeibeamten denselben mit einer Lammkeule niederstreckt, als er sie verlassen will? Dem nicht genug, setzt sie das Mordwerkzeug seinen Kollegen zum Schmaus vor, als diese nach anstrengender Ermittlungstätigkeit in Haus und Umgebung zu der Erkenntnis kommen, dass die Tatwaffe ein ordentlich großes und schweres Etwas gewesen sein muss. Ja, so sind sie, die Frauen. Ob im Dienste der Natur, als Privatdetektive oder als toughe Mütter in dunklen Häusern. Sie lassen die Männer sprichwörtlich im Regen stehen und weiden sich an deren Schwächen.
Herrlich spitzfindig und voller subtiler Boshaftigkeit gesponnen, wurden diese Geschichten von keinen Geringeren als Val McDermid, Celia Femlin, Gisa Klönne und, wie sollte es anders sein, einem vereinzelten Vertreter des männlichen Geschlechts, von Arne Dahl erdacht. Wunderbar gelesen von Marie Bäumer, Barbara Auer, Natalia Wörner und Nadja Uhl, stellen sie einen Leckerbissen feministischer Arglist dar.
Mörderisch gute Nachtgeschichten von bösen Kerlen, CD 4Worauf wir nun wieder einmal zu dem starken Geschlecht kommen, denn diese imponieren nicht mit weniger Gemeinheiten und Schadenfreude, wenn es darum geht, ungeliebten Frauen eins auszuwischen. Voller Hinterhältigkeit und hart an der Grenze agiert ein Vertreter dieser Zunft namens Garry in „Unwiderstehlich“, um sie alle ins Bett zu kriegen, die Damen, die, ohne es zu wissen, allesamt auf seiner Liste stehen. Ein Parfüm hat er als Mittel zum Zweck erkoren und mit ein wenig List und unter Nutzung der sprichwörtlichen weiblichen Neugier eine Strategie entworfen, die unschlagbar ist. Unwiderstehlich böse und gemein präsentieren sich weitere drei Storys, die vorwiegend von Männern erdacht wurden.
Mit viel Charme gelesen von Boris Aljinovic, Udo Wachtveitl, Heikko Detschmann und Hannes Jänicke präsentieren sich die von Sibert Haefs, Henry Slesar, Wolfgang Hohlbein und Joan Aiken verfassten Geschichten recht hörenswert.
Die 7 Todsünden, CD 5 und 6Die sieben Todsünden: Wollust, Habsucht, Völlerei, Trägheit, Zorn, Missgunst und Hochmut bilden den Mittelpunkt der Geschichten auf diesen beiden CDs. Nach den Theorien der klassischen Theologie fußen die Todsünden auf solch schlechten Charaktereigenschaften wie Habgier, Wut oder Genusssucht. Alles Motive, die schnell einmal zu einem Mord führen können und auch den nettesten Menschen zu einer strafbaren Handlung verleiten. Denn warum stiehlt ein Computerspezialist den Code einer selbst programmierten Sicherheitssoftware, wenn nicht aus Habgier? Oder wieso wird statt eines nervigen Hundes die Geliebte getötet? Gewiss ein Versehen. Aber die Ursache kann eindeutiger nicht sein: schwelende Wut auf den Vierbeiner, der ihm den Platz im Leben seiner Ehefrau streitig gemacht hat. Oder was motiviert einen Ehemann und Familienvater dazu, die eigene Frau von der Geliebten töten zu lassen, wenn da nicht eine frevelhafte Verlockung und die Süchte auf spezielle Genüsse dahinter stehen?
Wunderbar sündhafte Ideen also, die diesen Mini-Krimis von beliebten Autoren wie Ingrid Noll, Michael Crichton, Joy Fielding oder Ruth Rendell zugrunde liegen, die sich sicherlich auch selbst nicht immer so ganz sündenfrei durchs Leben bewegen, aber dies glücklicherweise nur auf dem Papier. Oder vielleicht doch nicht? Wunderbar vorgetragen von Sprechern wie Sky du Mont, Christiane Paul oder Nina Petri, gehören diese sieben finsteren Leckerbissen zu den absoluten Highlights dieser Sammlung.
Tödliche Elemente, CD 7 und 8Die Lehre, nach der alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht, wurde vom griechischen Naturphilosophen Empedokles bereits im 5. Jahrhundert vor Christus aufgestellt. Und warum sollten nicht genau diese vier Elemente, die das Sein begründen, maßgeblich für das Ende desselben zeichnen? Vier kriminalistische Kurzgeschichten findet der Hörer auf den letzten zwei CDs vor, die ihre Basis in den vier Grundelementen begründen und vor allem menschliche Schwächen wunderbar aufs Korn nehmen. Da gibt es eine junge Frau, die heldenhaft ein Feuer legt, einen Vater, der seinen Sohn ins Wasser treibt, einen Raucher, der hoch in der Luft mit albtraumhaften Entzugserscheinungen kämpft und einen Mann, der tief in der dunklen Erde Folteropfer rächt.
Ungewöhnliche Betrachtungsweisen, übersteigerte Gefühle und unglaubliche Begebenheiten verarbeiten die Autoren Patricia Highsmith, Jürgen Alberts, Maj Sjöwall, Dean Koontz und Karin Fossum in diesen Geschichten, deren Ursprung in der Unvollkommenheit des menschlichen Geschlechts zu finden ist.
„Schwarze Nächte“ ist eine wunderbar unterhaltsame und eine wirklich beeindruckende Sammlung von Kriminalgeschichten, die jedem Liebhaber das Herz höher schlagen lässt. Auch wenn die eine oder andere der Geschichten bereits bekannt ist oder sich bereits zwei der in dieser Box befindlichen CDs im Regal tummeln, es lohnt sich allemal, diese Sammlung zu besitzen. So vielfältig sind diese Storys, so genial erdacht und auf verschiedenste Art und Weise interpretiert. Auch wenn die eine oder andere Geschichte nicht unbedingt den Geschmack des jeweiligen Hörers trifft, so tun es garantiert fünf andere.
32 Geschichten finden in dieser Box den Weg zum Ohr des Hörers. Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können, allesamt aber voller verbrecherischer Ambitionen stecken. Was allerdings besonders auffällig ist: Die meisten dieser Geschichten nehmen, humorvoll gewürzt, die Beziehungen zwischen den Geschlechtern aufs Korn. Ob verliebt, verlobt, verheiratet oder gar wieder geschieden, keiner der Protagonisten entkommt den Rachegelüsten des anderen. Sollte es aber doch einmal der Fall sein, dreht dieser den Spieß einfach um und lässt den Widersacher ins Messer laufen.
Abgründige Motive, ungewöhnliche Mordwerkzeuge, unscheinbare Täter, raffiniert verknüpft mit überraschenden Wendungen und wunderbar kombiniert mit gruseligen Szenen. So präsentiert sich die gelungene Mischung, an der der Hörer lange Freude haben wird.
Fazit:
„Schwarze Nächte“ ist eine unglaublich vielseitige und kurzweilige Mischung von Kriminalgeschichten, die in keinem (Hör-)Bücherregal fehlen sollte.