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 Wie die Schildkröte Achilles besiegte

oder Die Rätsel von Raum und Zeit

Autoren: Robin Le Poidevin
Verlag: Reclam

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Ein spannender philosophischer Streifzug.

Schon lange bevor Einstein Raum und Zeit zur Raumzeit zusammenfügte, waren diese beiden Phänomene Gegenstand naturwissenschaftlicher und vor allem philosophischer Betrachtungen.
Viele griechische Philosophen, unter ihnen Demokrit, Aristoteles, Platon und Zenon - dessen Paradox um Achilles und die Schildkröte für den Titel der deutschen Ausgabe Pate stand -, befassten sich mit auch heute aktuellen Fragen: Gibt es Grenzen von Raum und Zeit? Haben Raum und Zeit Anfang und Ende, und sind diese mit dem Anfang und dem Ende des Universums identisch? Existiert ein räumliches und/oder zeitliches Vakuum? Sind Raum und Zeit beliebig oft teilbar?
Aus elementaren Fragen wie diesen resultieren unter anderem einige berühmte Paradoxe, zum Beispiel das oben erwähnte von Zenon. Aber auch ganz alltägliche Vorgänge werden bei näherer Betrachtung in Frage gestellt, abgesehen davon, dass schon die Definitionen von Raum und Zeit Schwierigkeiten bereiten.
Am Schluss werden separat einige interessante philosophische, mit dem Buchthema verwandte Probleme dargestellt; eine Liste ergänzender Lektüre, ein Literaturverzeichnis und ein ausführliches Register vervollständigen das Werk.

Der Autor, Professor für Philosophie an der University of Leeds, Großbritannien, hat den Stoff klar und nachvollziehbar gegliedert. Ausgehend von vertrauten, scheinbar scheinbaren Wahrheiten, historischen Anekdoten oder dem wesentlichen Satz eines Philosophen breitet er das jeweilige Problem aus, zeigt Lösungswege auf und bettet das Resultat in einen größeren Zusammenhang. Neue physikalische Erkenntnisse fließen mit ein, seltener die Mathematik: Hätten Lösungswege der Analysis die philosophischen Ableitungen überflüssig gemacht oder ad absurdum geführt?
Ebenso wie der logisch schlüssige Aufbau sind Stil und Sprache sehr leserfreundlich. Le Poidevin schreibt gut verständlich, für ein niveauvolles Sachbuch geradezu spannend, und beschränkt die Fachausdrücke auf ein notwendiges Maß. Er bezieht den Leser ein, indem er vor allem am Ende der Kapitel Fragen zum besprochenen Thema stellt, deren Lösungen nicht verraten werden. Dies regt auf längere Zeit zum Nachdenken an, wobei es durchaus geschehen kann, dass man sich in den Dimensionen von Raum und Zeit verliert und die eigenen Gedanken beinahe Schwindel erzeugen.

Das Buch eignet sich vor allem für Leser, die mit philosophischer Arbeitsweise bereits etwas vertraut sind. Aber auch Menschen mit Interesse an philosophischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen wird es bereichern; allzu kompakte Stellen begreift man beim zweiten Lesen. Vor allem ist dieses Buch in der Lage, zum Grübeln über das nur scheinbar Alltägliche und Stimmige anzuregen.

Reclam Leipzig hat dieses anspruchsvolle Projekt hervorragend realisiert: Die Übersetzung ist bestens gelungen, die hochwertige Aufmachung gefällt, und das Buch enthält offensichtlich nicht einen einzigen Fehler. Auch dies trägt zum hervorragenden Gesamteindruck bei.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. August 2004 | ISBN: 3379008192 | Preis: 24,90 Euro | 364 Seiten | Sprache: Deutsch

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