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“Die nativen Olivenöle aus Tunesien sind in Europa beim Verbraucher praktisch unbekannt“, beklagt die Autorin Viktoria Hassouna in ihrem Vorwort. Grund genug, diesem Umstand abzuhelfen und ein Buch über Olivenöl zu schreiben, in dem auch das Land mit der nach Spanien weltweit größten mit Olivenbäumen bepflanzten Agrarfläche genügend gewürdigt wird - Tunesien.
Neben einem Kapitel mit weiteren Daten und Fakten, in dem man beispielsweise lesen kann, dass in der Saison 2005/2006 die Europäische Union 75 Prozent des weltweit hergestellten Olivenöls produziert hat, hält die Autorin auch Informationen zur Geschichte dieses besonderen Öls bereit und geht hier etwa auf den Ölbaum in der griechischen Mythologie, der Bibel und im Koran ein. Anschließend wird dem Leser grundlegendes Wissen über den Ölbaum und seine Frucht, die Olive, Olivenernte und Ölgewinnung sowie Klassifizierungen und Qualität der Öle vermittelt. Den gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen des Olivenöls wird ebenfalls ein Kapitel gewidmet. In den letzten beiden Kapiteln findet der Leser schließlich zweierlei Rezeptarten: solche aus Medizin und Kosmetik sowie solche zum Kochen.
Die in Dortmund geborene Viktoria Hassouna lebt seit fast zwanzig Jahren in Tunesien und bewirtschaftet mit ihrem Mann, einem Olivenbauern in dritter Generation, seit einigen Jahren einen 400 Hektar großen Olivenhain nach streng biologischen Maßstäben. Auch um dem zu Unrecht ignorierten nativen Olivenöl Tunesiens ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, hat sie dieses Buch geschrieben, das 2008 mit dem Gourmand World Cookbook Award ausgezeichnet wurde.
Wer sich für Olivenöl interessiert, wird hier mehr als genug Informationen geboten bekommen und nach dem Lesen die Unterschiede zwischen Olivenöl, nativem Olivenöl und nativem Olivenöl extra kennen, er wird verstehen, was dieses Öl so besonders macht und wissen, wie er gutes Olivenöl von minderwertigem unterscheiden kann. Er wird etwas über die Degustation erfahren und kann das Profilbeschreibungsformular des Internationalen Olivenölrats (COI), an dessen Vorgaben sich auch die EU hält, zur Bewertung der Attribute des Olivenöls kopieren und so eine Degustationsrunde zusammen mit Freunden veranstalten. Es werden kaum Fragen offen bleiben, und dass Viktoria Hassouna flüssig und gut leserlich zu schreiben versteht, ist ein weiterer Pluspunkt des Buches. Hin und wieder wiederholen sich die Informationen, was aber nicht weiter stört, sondern besonders wichtige Informationen einfach unterstreicht. Einzig der Satzspiegel ist nicht wirklich gelungen, was dem Informationsreichtum zwar nichts anhaben kann, dem sensorischen Erlebnis aber durchaus. Das ist ein wenig schade, aber bei einem BoD-Titel nicht weiter verwunderlich, auch wenn „Natives Olivenöl“ angesichts des Inhalts eine professionellere und ansprechendere Verpackung verdient hätte.
Ein ausführliches, informatives und gut zu lesendes Buch für alle, die sich in die Geheimnisse des Ölbaums und seiner Früchte einweihen lassen wollen.