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 Messias

Autoren: Boris Starling
Übersetzer: Jutta Lützeler
Verlag: Ullstein

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


London ist in Panik: In der schlimmsten Hitzewelle seit Jahren wird die Stadt von einem brutalen Serienmörder heimgesucht. Mit unglaublicher Präzision und Brachialität geht er seinem blutigen Handwerk nach, seine Opfer werden schrecklich zugerichtet gefunden. Das Kennzeichen des Killers ist, dass er seinen Opfern die Zungen entfernt und stattdessen kleine Silberlöffel in den Mund steckt, was ihm in der Presse den makabren Spitznamen "Silberzunge" beschert. Es ist offensichtlich, dass es sich um einen Psychopathen handeln muss.

Detective Red Metcalfe von Scotland Yard wird dem Fall zugeteilt. Er stellt sich ein kleines Team zusammen, mit dem er den Mörder dingfest machen will. Die Wahl fällt auf Jez, Kate und Duncan, fähige Leute, denen Metcalfe vertraut. Doch der Killer lässt ihnen kaum genug Zeit für Nachforschungen. Die ersten beiden Toten sind der Besitzer eines Partyservice und ein angesehener Bischof, zwei Menschen, die sich nicht kannten und auch sonst anscheinend keine Gemeinsamkeiten hatten. Vermeintlich wahllos werden die Opfer ausgewählt und regelrecht hingerichtet, ein Zusammenhang zwischen den Taten ist nicht erkennbar. Gleichgültig wie die Polizisten ihre Ermittlungen forcieren und welche Richtung sie dabei einschlagen, das übliche Schema eines Serienmörders scheint nicht vorzuliegen.
Langsam können Metcalfe und sein Team die ersten Puzzlestücke zusammensetzen, und stetig bekommt die Vorgehensweise des Täters mehr Profil. Aber schon taucht die nächste Leiche auf, und die Zeit läuft den Polizisten davon, bevor der Killer sein makabres Gesamtwerk vollenden kann. Erschwerend stellt sich heraus, dass sich offenbar ein Maulwurf im Team aufhält, der die Presse mit Informationen über den Fall füttert und damit die Ermittlungen behindert.

Und als wäre das nicht genug, tauchen Spuren auf, die Metcalfes Bruder Eric mit ins Spiel bringen. Dieser sitzt im Gefängnis, die Beziehung der beiden Brüder ist schon vor Jahren zerbrochen. Es scheint, als würde Metcalfe in dem Fall seines Lebens von der Vergangenheit - seiner und der seines Bruders - eingeholt werden.

Der Thriller ist im Präsens geschrieben, was nicht unbedingt sehr ungewöhnlich, in der Trivialliteratur aber nicht häufig vertreten ist. So fühlt sich der Leser noch unmittelbarer und direkter ans Geschehen versetzt. Aber nicht nur die Zeitform trägt entscheidend zum angenehmen Schreibstil bei, sondern auch die Syntax. Starling setzt längeren Sätzen mit guten Beschreibungen und Redewendungen kurze, prägnante Sätze entgegen, die miteinander harmonieren und das Lesen äußerst kurzweilig machen.

Die Figurenkonstellation ist äußerst gelungen und glaubhaft dargestellt. Metcalfe ist klar der Protagonist, aber Starling vernachlässigt die übrigen Charaktere zu keiner Zeit. Jeder seiner Mitarbeiter bekommt Aufmerksamkeit, sowohl was die privaten Seiten und Probleme als auch was die ermittlungstechnischen Belange angeht. Dabei verliert Starling nie den roten Faden aus den Augen, alle vermittelten Informationen tragen ihren mal mehr, mal weniger wichtigen Teil zur Geschichte bei und erhöhen die Spannung. Der Leser wird mitgerissen von der fieberhaften Suche nach dem Mörder; wie ein Mosaik setzen sich die Ermittlungsteilchen zusammen und ergeben nach und nach das erschütternde Gesamtbild, das in einem hochspannenden Finale seinen Höhepunkt findet.

Boris Starling serviert dem Leser in seinem Debütroman keine leichte Kost. Brutale Morde, einer blutrünstiger als der andere, lassen einem eine Gänsehaut - und nicht selten wohl auch einen Schauer des Ekels - über den Rücken laufen. Für Zartbesaitete ist dieser Thriller nichts, aber so grauenhaft die beschriebenen Morde auch sein mögen, in Starlings Komposition und Dramaturgie haben Art und Weise durchaus ihren Sinn.

Ein Buch, das man gelesen haben muss und das in meinen Augen zu den besten Thrillern und Krimis der letzten Jahre zählt.


Die für die Rezension genutzte Ausgabe ist die nur noch aus Restbeständen bestehende Erstauflage aus dem Jahr 2000. Mittlerweile gibt es allerdings eine Neuauflage mit neuem Cover. Der angegebene Preis bezieht sich auf die Neuauflage.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2000 | ISBN: 3548251064 | Originaltitel: Messiah | Preis: 6,95 Euro | 504 Seiten | Sprache: Deutsch

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