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Taiga hat es nicht leicht. Immer wieder konfrontiert ihn seine Freundin Yuiko mit so verrückten Einfällen, dass ihm Angst und Bange wird. Seine Beziehung zu der wunderschönen Sekretärin scheint sich fast nur noch in der deren Fantasie abzuspielen - und die Realität weitestgehend auszublenden. Nicht nur, dass er für sie Basti ist, in ihren Augen ständig Gefahr läuft sich in jeden Mann zu verlieben, der ihm oder ihr begegnet, auch seine Dates mit ihr ähneln eher Szenen aus ihren „BL-Storys“, die sie verschlingt. Anfangs glaubt Taiga/Basti noch, diese „Boys-Love“-Manie erstrecke sich auf gelegentliche „Ausflüge“ seiner Freundin ins Reich der Fantasie. Doch je länger er mit ihr zusammen ist, umso deutlicher kristallisiert sich für ihn heraus, dass jeder einzelne Gedanke Yuikos, jede Handlung, jedes Date und jede einzelne Sekunde mit ihr eine Mischung aus Realität und Fiktion ist – mit deutlichem Übergewicht des Fantastischen.
Sogar seinen Computer benutzt Yuiko für ihre BL-Games und anstatt mit ihm zusammen zu sein, ist er nur dabei, wenn sie in ihre Fantasiewelt abdriftet. Und ihn immer stärker darin einbaut. Jede Begegnung mit Fremden, jede Äußerung Taigas, jede Handlung, Geste oder Berührung wird direkt umgemünzt und zu einem BL-Abenteuer von ihr umgedeutet. Es wird für Taiga immer mühsamer, den Sehnsüchten Yuikos Folge zu leisten – denn Widerspruch oder Ablehnung scheint sie gar nicht wahrzunehmen.
Der zweite Band dieser verrücktesten Liebesgeschichte aller Zeiten – zumindest sind die 30.000 Blog-Fans, die den „wahren“ Berichten von Pentabu über Jahre folgten, dieser Meinung – erhöht die Dosis des Absurden erheblich. Gab es im ersten Band noch so etwas wie eine Geschichte, eine Abfolge und einen Spannungsbogen, sind die Seiten des zweiten Teils mit einer endlosen Folge absurder Begebenheiten angefüllt. Die Spannung, die die aufkeimende Liebesgeschichte in „Akihabara Shojo 01“ aufbaute, fehlt völlig. Die beiden sind zusammen – und Schluss. Der Rest ist die Schilderung des mühsamen Alltags. Mühsam für Taiga, denn Yuiko schwebt immer und überall im siebten Himmel der Fantasie. Sie nimmt weder wahr, was Taiga wirklich beschäftigt, noch steigt sie in die Niederungen der Realität hinab. Insofern ist dieser Manga reine Fiktion und weitab der Realität, die doch immer wieder zu suggerieren versucht wird.
Und selbst wenn der Blog es schaffte, durch seinen Live-Charakter so etwas wie eine Abfolge realer Ereignisse zu vermitteln, verliert sich dieser Eindruck in „Akihabara Shojo 02“ schnell. Zu zufällig sind die Szenen, zu dick wird aufgetragen, zu sehr wird Taiga in seiner Fassungslosigkeit dargestellt. Es fehlen Hintergrundgedanken, es fehlt eine Erklärung, warum Taiga von Yuiko fasziniert ist und warum er sie liebt. Sämtliche Szenen legen eher nahe, dass Taiga Yuiko seltsam findet, überdreht und anstrengend. Wo ist die Romantik, die Sehnsucht des jungen Studenten nach der unerreichbar scheinenden Sekretärin, die er aus der Ferne anhimmelt?
So ist Band zwei bestenfalls witzig, meist jedoch eher skurril und seltsam. Es gelingt der Illustratorin Shinba Rize und Pentabu, dem Co-Autor der Geschichte, nicht, den brillanten Stil und Ton des ersten Bandes fortzuführen. Sie verlieren sich in Einzelheiten und Momentaufnahmen. Eine zusammenhängende Geschichte sollte so etwas wie eine Entwicklung aufzeigen und nicht als Endlos-Blog in gedruckter und gezeichneter Form daherkommen.
Dabei faszinieren die Bilder zweifellos. Yuiko ist süß, überirdisch schön und begehrenswert, die Gesichter sämtlicher Personen zum Anbeißen hübsch – doch wird daraus zu wenig gemacht. Es geht weder frivol noch erotisch, weder spannungsgeladen noch romantisch zu – es bleibt die Darstellung einer Beziehung, die sich in verrückten und fantastischen Einfällen Yuikos verliert. Dabei werden Otakus und „BL-Fans“ zwar auf ihre Kosten kommen, der unbedarfte Laie aber immer häufiger vor den Kopf gestoßen. Zu speziell ist der Humor, der hier ausgebreitet wird.
Fans von Pentabu und Rize, des Blogs und der Liebesgeschichte zwischen Taiga und Yuiko müssen und werden auch den zweiten Teil verschlingen – andere Manga-Fans jedoch werden enttäuscht sein über diesen Endlos-Gag, der doch im Grunde nichts Neues mehr zu erzählen weiß. So kann man diesen Manga zu den besten auf dem Markt zählen, kann aber auch erschreckt zurückzucken und die Serie ad acta legen.