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 Herrlich eklig!

Alles über die verkannten Wundersäfte unseres Körpers

Autoren: Werner Bartens, Sebastian Herrmann
Illustratoren: Dietmar Grosse
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spätestens seit Charlotte Roches Enthüllungen über Feuchtgebiete, die nicht unmittelbar ins Ressort von Zoologen und Botanikern einzuordnen sind, befasst sich der deutschsprachige Leser auch mit Ekligem. Dass aber es sich bei den verfemten Produkten des menschlichen Körpers um ausgesprochen funktionale, von der Evolution mit Raffinesse "ersonnene" Substanzgemische handelt, möchten die Autoren von "Herrlich eklig!" Interessierten vermitteln.

Nachdem der Leser zunächst einiges über den Ekel als eine der menschlichen Basisemotionen erfahren hat, geht es in jeweils eigenen Kapiteln um die folgenden Körperausscheidungen beziehungsweise –flüssigkeiten: Blut, Schweiß, Speichel, Ohrenschmalz, Nasensekret, Urin, Kot, Sperma, Vaginalsekret, Milch, Eiter, Tränenflüssigkeit sowie abgestorbene Hautreste wie Schuppen.
Die Kapitel weisen eine mehr oder weniger identische Gliederung nach Rubriken auf. Ein so genannter Steckbrief informiert über biologisch-medizinische, aber auch kulturgeschichtliche Aspekte und stellt zudem den Zusammenhang mit der Evolution her, die zum jeweiligen Körperprodukt geführt hat. Das Unterkapitel "Rekorde" zeigt Spitzenleistungen des jeweiligen Sekrets auf, stellt also nicht etwa à la Guinness-Buch den Meister im Weitpinkeln vor oder Ähnliches. Darauf folgen Ausführungen zum Nutzwert der besprochenen Substanzen sowie Anekdoten. "Sitten und Rituale" im Zusammenhang mit Speichel, Sperma & Co. lernt der Leser ebenso kennen wie deren Einbindung in die Kunst, und das Unterkapitel "Kenner und Liebhaber" liefert weitere kuriose Informationen.

Das kurzweilig und amüsant geschriebene Buch soll zwar unterhalten, rutscht aber nicht ins Billige ab, obwohl die Themen natürlich bisweilen dazu verleiten. Es geht auch nicht um offene Provokation, um Erzeugung von Ekelgefühlen bei der Lektüre. Vielmehr wird der Leser angeleitet, seine Einstellung zu Körpersäften und anderen Ausscheidungen zu überdenken und gegebenenfalls zu revidieren. Zwar werden diverse unappetitlich anmutende Praktiken benannt, zum Beispiel das angeblich gesundheitsfördernde Trinken des eigenen Morgenurins – die Autoren kontern humorvoll: "Als rechtschaffene Niere muss man sich auf den Arm genommen fühlen, wenn das, was der Körper gerade als überflüssig ausgeschieden hat, oben wieder hineingeschüttet wird." Doch dies dient nur dazu, das Spektrum der menschlichen Handlungen in Bezug auf entsprechende Sekrete zu benennen.

Der inhaltliche Anspruch hält sich in Grenzen, sodass keine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zum Verständnis notwendig sind und auch nicht allzu viele hinzukommen. Wissenswerte Details und originelle Informationen ohne praktischen Nutzen finden sich jedoch in Hülle und Fülle.

Das Buch ist mit vielen witzigen Illustrationen ausgestattet, die den Reiz der Lektüre mit ausmachen.
Ob man nun zu den Menschen gehört, die zugeben, dass sie öfters mal "popeln", oder distanziert das Taschentuch benutzt, ob man Eiter widerlich findet oder extrem nützlich – es macht Spaß, in diesem unterhaltsamen Buch über das "Menschlich, allzu Menschliche" zu lesen. Und nebenbei reduziert sich unser in manchen Dingen überzogener Ekel vor Körperausscheidungen auf ein gesundes Maß.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. April 2009 | ISBN: 9783426781920 | Preis: 8,95 Euro | 215 Seiten | Sprache: Deutsch

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