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 Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Eine Liebesgeschichte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Eine Liebesgeschichte", so heißt es im Untertitel ihres ersten ins Deutsche übersetzten Romans "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" der in Tokio geborenen Autorin Hiromi Kawakami. Romantik ist allerdings nicht unbedingt das Erste, das einem einfiele, als die 38jährige Tsukiko eines Abends ihren alten Japanischlehrer Harutsuna Matsumoto nach vielen Jahren zufällig in einer Kneipe wieder trifft. Erinnerungen werden ausgetauscht in anfangs etwas befangener Stimmung, wie man sie bei einem Treffen zwischen ehemaliger Schülerin und Lehrer eben erwarten würde.
Aus dieser ersten unvorhergesehenen Begegnung entwickelt sich jedoch bald eine beiderseitig lieb gewonnene Gewohnheit. Das Lokal des freundlichen Gastwirts Satoru wird für Tsukiko und den "Sensei", wie sie ihn respektvoll nennt (ins Deutsche übertragen bedeutet dies so viel wie "Meister" oder "Lehrer"), zum Treffpunkt unabgesprochener, aber immer häufigerer Begegnungen.
Dort an der Theke suchen die beiden Einzelgänger in wortkargen Dialogen und bei gemeinsam genossenen Appetithäppchen und Unmengen von Bier und Sake die Gesellschaft des anderen.
Ohne dass es den beiden zunächst wirklich bewusst wird, entwickelt sich nach und nach eine enge Verbindung und Vertrautheit zwischen ihnen. Dieses Verbundenheitsgefühl können auch längere Zeitspannen der Abwesenheit des einen oder anderen oder ein absurder, dafür umso heftigerer Streit über ein Baseballspiel der Giants nicht zerstören.
Auch außerhalb der Kneipe wird sich bald getroffen. So begleitet Tsukiko, einer Einladung des Sensei folgend, diesen eines Tages zum alljährlichen Kirschblütenfest ihrer alten Schule. Als der sich dort jedoch weniger mit ihr als mit seiner alten Kollegin, der Kunstlehrerin Frau Ishino, unterhält, beginnt die verärgerte Tsukiko zu ahnen, dass es nicht alleine die Freundschaft zu einem väterlichen Freund oder Mentor ist, die sie mit dem Sensei verbindet.

Zart und anrührend erzählt Hiromi Kawakami die Geschichte dieser beiden altersmäßig so ungleichen Liebenden. Dabei ist der kleine Roman wie das Journal einer Annäherung konzipiert. Auf spektakuläre Handlungsstränge wird man dabei vergeblich warten. Das bedeutet jedoch nicht, dass beim Lesen Langeweile aufkommt. Ohne auch nur annähernd in jegliche plumpen Klischees der Marke "Alter Mann begehrt junge Frau" zu verfallen, zieht das Buch seine Leser unausweichlich in seine Geschichte hinein.
Die Gespräche, die zwischen den beiden Protagonisten stattfinden, kommen dabei ohne große wortreiche Dialoge aus. Eher sind sie einem japanischen Haiku vergleichbar, der Lieblingsgedichtform des Sensei, kurz und sparsam in ihrem Ausdruck. In einer kraftvollen Sprache und mit teilweise unvergleichlichen Bildern ("Der Wirt steckte den Kopf zu uns herüber wie eine Vogelmutter, die ihre Jungen füttert") führt Kawakami den Leser durch ihre Erzählung.
Erwähnenswert ist auch, dass man beim Lesen dieses Buches keinen "Kulturschock" erlebt, wie es manchmal bei einem Buch aus einem anderen Kulturraum der Fall sein kann. Man hat ganz im Gegenteil das Empfinden, diese Geschichte könnte überall angesiedelt sein, in jedem Land und zu fast jeder Zeit.
Dieses schnelle Lesevergnügen - das Buch hat nur 192 Seiten - ist die perfekte Lektüre für eine längere Zugfahrt oder jede andere Gelegenheit, in der man für ein oder zwei Stunden abtauchen möchte in eine Geschichte aus dem Fernen Osten.

Heike S. Verlinden



Hardcover | Erschienen: 9. Februar 2008 | ISBN: 9783446209992 | Originaltitel: Sensei no kaban | Preis: 17,90 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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