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 In die Hand geschrieben


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
„In die Hand geschrieben“ ist der erste Spielfilm des Berliner Regisseurs Rouven Blankenfeld, der mit einem sehr knappen Budget bemessen im Rahmen eines Projekts der Kunsthochschule für Medien Köln entstand. Dieser eher zum Drama als zum Psychothriller neigende Film, der auf einem Drehbuch beruht, welches der Regisseur selbst geschrieben hat, feierte im Jahr 2004 im Rahmen des Internationalen Filmfestivals in San Sebastian seine Premiere.

Maria und Walter sind ein streng religiöses Ehepaar. Nach dem Schlaganfall ihres Vaters und seiner damit verbundenen Pflegebedürftigkeit ist es klar, dass sie ihn auf keinen Fall in ein Pflegeheim geben werden. Mit guten Vorsätzen versehen, ziehen sie in seine Wohnung, um ihn im gewohnten Umfeld zu pflegen. Doch mit der Zeit stellt sich heraus, dass dies nicht so einfach ist. Tag und Nacht braucht der schwerstkranke Mann ihre Hilfe, muss gefüttert, gewindelt und unterhalten werden, kann nicht einmal die einfachsten Dinge selbst verrichten. Und so dauert es nicht lange, bis Maria mit ihren Kräften am Ende ist. Gefangen in einer immer enger werdenden Wohnung, eingesperrt mit einem Mann, zu dem sie nie eine Beziehung aufgebaut hat, scheitert sie an ihrem Glauben. Du sollst Vater und Mutter ehren, so die Predigt des Pastors. Doch wie soll man einen Mann ehren, der selbst in schweren Zeiten undankbar und herrschsüchtig ist?

Physisch und psychisch am Ende, vertraut sich Maria ihrem Ehemann Walter an und versucht ihm klar zu machen, dass der Vater in einem Heim besser aufgehoben ist. Dieser aber reagiert mit völligem Unverständnis. Ihm ist es wichtiger, was der Pastor predigt und die Leute sagen, und anstatt seiner Frau zu helfen, wird er immer öfter wütend auf sie und beginnt, sie zu schlagen. Vergebens versucht sie bei Freunden Hilfe zu finden, spricht mit dem Pastor und betet zu Gott. Bis eines Tages ein anonymer Anruf ihr Leben verändert: Der Fremde am Telefon versteht ihr Dilemma, rät ihr, aus ihrem Käfig auszubrechen. Bald wagt sie den ersten Schritt und beginnt mit einem jungen Mann ein außereheliches Verhältnis. Befreit durch die begangene Sünde, voller Euphorie und neuer Erfahrungen, möchte sie ihr altes Leben hinter sich lassen. Ein Bestreben, das für alle Beteiligten dramatisch endet.

"In die Hand geschrieben" ist ein sehr konventionell anmutender, vielschichtiger Film, in welchem der familiäre Leidensweg der Protagonistin Maria gut herausgearbeitet wurde. Gefangen in einem Netz von Konventionen, bürgerlichen Moralvorstellungen und religiösen Werten fühlt sie sich immer weniger wahrgenommen und an den Rand ihrer physischen und psychischen Kräfte getrieben, bis ihr letztendlich ein Befreiungsschlag gelingt. Der Erzählstil ist ruhig gehalten, kann sogar fast als gemächlich bezeichnet werden. Nur allmählich entwickelt sich das Geschehen, bis die über lange Zeit aufgestauten Emotionen zu Reaktionen führen, die in einem Drama enden. Und gerade diese von viel psychologischem Tiefgang zeugende Entwicklung ist es, die den Zuschauer an das Geschehen fesselt, ihn nachdenklich werden lässt und diesem Film eine besondere Tiefe beimisst.

Umgesetzt wurde das Ganze mit einfachen Mitteln: einer trist wirkenden Altbauwohnung, einer moderaten Bildqualität und einem Ton, der zwar gut verständlich, aber nicht störungsfrei ist. Doch gerade dieser düster wirkenden Kulisse ist es zu verdanken, dass der bedrückende Alltag der Protagonistin und die verstaubten kleinbürgerlichen Denk- und Verhaltensweisen hervorragend zum Vorschein kommen. Denn wäre der Film aufwändiger inszeniert worden, würde er viel von seinem depressiven Charme und seiner Glaubwürdigkeit einbüßen.
Mit den Schauspielern Irma Schmitt als Maria und Klaus Lehmann als Walter hat Regisseur Blankenfeld ein glückliches Händchen bewiesen. Beide verstehen es, die unterschiedlichen Charaktere der Figuren überzeugend darzustellen. Ihre Leistung in Kombination mit der altmodisch wirkenden Kulisse des Films schafft es, diesem seine eigentümlich anmutende, hölzerne Atmosphäre zu verleihen.

Neben dem Film sind auf der DVD drei Trailer für andere Filme von Epix, Rouven Blankenfelds Kurzfilm "Tag der Umkehr" aus dem Jahr 2001 sowie die Filmtrailer der Filme „lieben“, „In die Hand geschrieben“ und der Projekttrailer für „Kazumi“ vorhanden.

Fazit:
Rouven Blankenfeld hat mit „In die Hand geschrieben“ ein wirklich sehenswertes Debüt geschaffen, das ohne aufwändige Szenen und mit nur wenigen Figuren eine deutliche Sprache spricht. Sorgsam herausgearbeitet, stellt er aktuelle Themen wie häusliche Gewalt, Pflege von Angehörigen, religiösen Glauben und sexuelle Freiheit in den Mittelpunkt des Geschehens und liefert ein beeindruckendes Ergebnis ab.

Dorit Wiebke



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047879400704 | Erschienen: 28. August 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 75 Minuten | Preis: 9,99 Euro | Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

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