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Hel ist eine Sturmjägerin, ihr Schiff ist die Schwalbe. Als Kind wird sie von Kapitän Gharra gekauft, doch schnell wächst sie der Mannschaft ans Herz und wird zu einem Teil der Crew. Hel besitzt eine einzigartige und außergewöhnliche Gabe, die sie für die Schwalbe zu einem besonders wertvollen Teammitglied macht: Sie kann Lirium sehen. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Magie und damit um die Substanz, nach der die Sturmjäger suchen. Das Lirium erlaubt es den Menschen, Licht zu erzeugen, Wasser zu erwärmen oder die Schiffe der Sturmjäger überhaupt erst zum Fliegen zu bringen. Es ist die Essenz der Zivilisation. Doch Lirium wird immer seltener und bald sind alle Vorräte aufgebraucht.
Eines Tages geschickt das größte Unglück, das Hel sich nur denken kann: Die Schwalbe gerät in einen gewaltigen Sturm und stürzt ab. Das Mädchen ist die einzige Überlebende. Sie wird von einem jungen Mann gerettet, der nicht viel über sich preisgeben will, doch er besitzt besondere Gaben. Er kann Wasser aus dem Boden holen und Geister rufen. Mit ihm macht Hel sich auf den Weg zur Hauptstadt Har'punaptra, um dort die Magierschaft über den Vorfall zu informieren. Und ehe sie sich versieht, steckt Hel mitten in einem Abenteuer, denn ausgerechnet sie soll eine Gruppe von Gefährten begleiten, die das Schicksal der Welt verändern soll. Welche Rolle spielt der geheimnisvolle Junge dabei? Und existieren wirklich die Dämonen, von denen alle reden?
Mit „Feenlicht – Die Sturmjäger von Aradon“ hat Jenny-Mai Nuyen den ersten Band eines Zyklus geschrieben, der hier seinen Anfang nimmt und den Leser in Hels Welt entführt. Ihre Protagonistin Hel ist eine außergewöhnliche junge Frau: Sie kann zwar Lirium sehen, was aber mit einer Entstellung ihres Gesichtes einher geht, für die sie sich schämt. Da niemand ihr weißes Auge und die Narbe darum sehen soll, trägt sie eine Augenklappe. Ein dort eingearbeitetes Stück Silber erlaubt es ihr außerdem, die Sicht auf das Lirium, die sehr intensiv und schwindelerregend sein kann, auszublenden.
Die Geschichte ist eher ruhig erzählt, dabei aber ungemein fesselnd und feinfühlig. Die Autorin nimmt sich Zeit für ihre Charaktere, wodurch man sich ihnen sehr nahe fühlt. Das Faszinierende dabei ist, dass hier keine typische Schwarzweiß-Sicht beschrieben wird, wie das bei Fantasyromanen oft der Fall ist. Man kann bei jeder Figur nachvollziehen, warum sie etwas tut, auch wenn man es nicht immer richtig findet. Jeder hat seine Macken oder seine ganz eigene Geschichte. So ist zum Beispiel die Zwergin Harlem ein sympathischer Charakter, auch wenn sie manchmal etwas ruppig und eine bezahlte Mörderin ist.
„Feenlicht“ ist eine ausgesprochen lebendige Geschichte, von der man sich kaum lösen kann. Jenny-Mai Nuyen versteht es, ihre Leser an die Seiten zu fesseln, man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Dabei ist es keine große Action, die das bewirkt, sondern es sind eher die leisen Töne. Für eine Fantasy-Erzählung ist der Roman sehr real und beschäftigt sich mit ausgesprochen realistischen Problemen, die jedoch so zauberhaft verpackt sind, dass man das schnell vergisst und sich direkt in diese magische Welt hineinfallen lassen kann.
Vorne im Buch befindet sich eine Karte, die dabei hilft, den Reiseweg von Hel nachzuvollziehen. Zusätzlich findet man auf den letzten Seiten Illustrationen der Hauptfiguren, die es leichter machen, sie sich alle vorzustellen. Das alles wurde übrigens von der Autorin selbst erstellt, die sich damit als echtes Multitalent herausstellt. Einziger kleiner Kritikpunkt ist vielleicht das Cover, das zwar wunderschön ist, aber nicht den geringsten Bezug zur Geschichte hat. Hier hätte man die Stimmung des Romans deutlich besser einfangen können.
„Feenlicht – Die Sturmjäger von Aradon“ ist vielleicht Jenny-Mai Nuyens bisher fesselndster Roman. So tief wird man selten in einen Roman hineingezogen und es ist gut zu wissen, dass die Erzählung um Hel und ihre Gefährten noch weitergeht. Dementsprechend offen endet die Geschichte auch, auch wenn die Episode in sich abgeschlossen ist. Hoffentlich lässt die Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten!