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Indien ist ein historisch, kulturell und spirituell reiches Land, das immer wieder fasziniert und begeistert. Der Silberfuchs Verlag hat sich im Rahmen seiner Reihe „Länder hören“ nun dem asiatischen Subkontinent zugewandt, der neunmal größer als Deutschland ist und über eine Milliarde Menschen unterschiedlichster Religion und Herkunft beherbergt. Gemeinsam mit Sprecher Rufus Beck begibt der Hörer sich auf eine klingende Reise durch die Geschichte und vor allem die reiche Kultur des Landes.
Da in Indien die Religion recht eng mit den Künsten, vor allem mit der Musik, verknüpft ist, gibt es vielerlei interessante Musikstile, für westliche Ohren sehr exotische Klänge und bezaubernde Melodien und Tonfolgen zu hören. Dabei werden eine Vielzahl religiöser und spiritueller Richtungen vorgestellt, die in Indien mehr oder weniger friedlich koexistieren, unter anderem Hinduismus, Buddhismus, Islam, Jainismus und Sikhismus. Historisch schlägt das Hörbuch einen weiten Bogen von den Anfängen Indiens, ja überhaupt aller Dinge, nämlich der Schöpfung des Universums durch die kosmische Schlange Ananta, bis hin zum heutigen Indien, das sich als komplexes, gegensätzliches Gebilde zwischen High-Tech und absoluter Armut, zwischen Moderne und Vielgötterglauben präsentiert.
Während der erste Teil von „Indien hören“ vollends überzeugt und eine sehr gute, anspruchsvolle Mischung aus Wissen und musikalischen Impressionen darstellt, die immer wieder überraschen kann, wirkt der Teil, der sich um die neuere Geschichte Indiens dreht, ein wenig gehetzt. Die Kolonialisierung, der Freiheitskampf unter der Führung Mahatma Gandhis, die schwer erkämpfte Unabhängigkeit Indiens und deren Auswirkungen sowie die Entwicklungen der heutigen Zeit werden recht oberflächlich abgehandelt und erreichen nicht ganz das Niveau der ersten Tracks. Sie geben zwar einen Überblick über die historischen Geschehnisse, doch dieser wirkt stark gerafft, lässt viele Ereignisse außer Acht oder reißt sie nur extrem kurz an.
Auch die Auswahl kultureller Impressionen kann hier nicht vollends überzeugen, präsentiert das Hörbuch doch nur Künstler und Richtungen, die dem westlichen Hörer, der sich für Indien interessiert, ohnehin schon bekannt sein dürften: Salman Rushdie wird erwähnt, ebenso wie Indiens „Nestbeschmutzer“ Aravind Adiga, es wird kurz eingegangen auf Vikas Swarups Roman „Rupien! Rupien!“, dessen Verfilmung „Slumdog Millionär“ und auf das Bollywood-Kino – also im Großen und Ganzen nur auf den „Mainstream“. Leider passen hier auch die dargebotenen Klangbeispiele nicht mehr so gut – geht es um das Bollywood-Kino, hätte sich angeboten, ein paar Auszüge aus populären Songs einzubinden, aber moderne musikalische Stücke fehlen hier leider völlig. Dennoch ist „Indien hören“ eine runde Sache; der Silberfuchs Verlag hat die Messlatte einfach so hoch gehängt, dass einem diese kleinere Schwäche auffällt. Natürlich muss man auch bedenken, dass in gerade einmal achtzig Minuten nicht alle Facetten eines so vielseitigen Landes wie Indien gezeigt werden können.
Mit der Auswahl des Sprechers wurde auf jeden Fall alles goldrichtig gemacht. Der bekannte Sprecher Rufus Beck passt perfekt, sowohl was die ruhige Art des Vortrags als auch was die angenehme Stimme angeht. Die 80 Minuten vergehen so wie im Fluge. Auch die Aufmachung kann sich, wie in der Reihe „Länder hören“ üblich, sehen lassen. Das Cover ziert eine farbenfrohe Abbildung des elefantenköpfigen Gottes Ganesha, die CD ist hochwertig bedruckt, das eingeklebte Booklet zeigt vollfarbige und gut ausgesuchte Bilder.
Fazit: „Indien hören“ ist eine gelungene musikalisch untermalte Reise durch ein faszinierendes und vielseitiges Land. Die Musikstücke sind wunderbar ausgewählt, Tonqualität und Aufmachung sind tadellos, der Text wird angenehm und interessant von Starsprecher Rufus Beck vorgetragen. Lediglich bei den Informationen über das neuere Indien hätte man sich als Hörer mehr Tiefgang und mehr Insiderwissen gewünscht.