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Die Welt kann so grausam sein, das muss auch Marei erleben, als ihr Ehemann ihr ganz offen gesteht, dass er sie mit einer anderen Frau betrogen hat. Eilig beteuert er, dass es "nur Sex" gewesen sei, doch Marei fühlt sich zutiefst verletzt und überlegt sich für ihren Ehemann eine ungewöhnliche Strafe. Ein Jahr darf Marei durch die Welt reisen und Sex haben, mit wem sie will, und hat dabei keinerlei Geldsorgen, denn auch über das gut gedeckte Konto ihres Mann kann sie frei verfügen. So zieht Marei mit dem bitteren Vorsatz, es ihrem Mann zu zeigen, durch die Welt ...
Ein Jahr später sitzt Marei mit sechs Gästen bei ihr zu Hause an einer reich gedeckten Tafel. Es ist der letzte Abend ihrer Narrenfreiheit und so erzählt Marei nacheinander ihre Abenteuer, welche sie mit den sechs Personen erlebt hat, bevor sie zu ihrem Mann zurückkehren will.
"Vögelfrei" ist ein erotischer Roman, der seinem Namen leider fast alle Ehre macht. Auf knapp 240 Seiten wird eine unterhaltsame Geschichte erzählt - von Sex, Erotik und knisternder Spannung ist allerdings nicht viel zu bemerken.
Leider trifft das auch den Kern der Geschichte von Sophie Andresky und selbst wenn die "Brigitte"-Zeitschrift behauptet, dass kaum jemand so "freizügig" schreibt, so bleibt die Frage, wo das Kapitel mit der Freizügigkeit zu finden ist.
Zuerst zurück zur Geschichte: Die erzählte Handlung lässt sich sehr gut lesen, Spannung liegt in der Luft, warum Marei diese Vereinbarung getroffen hat und was diese sechs Menschen am Tisch mit ihr gemeinsam erlebt haben. Nach und nach stellt sich heraus, dass dies ganz unterschiedliche Dinge sind und Sex und Erotik dabei manchmal nur eine Nebenrolle spielen. Die Grundidee des Buches ist absolut überzeugend und schön ausgeschmückt, es fehlt nur der erotische Faktor. Würde nicht "Hardcore" auf dem Buch stehen, könnte man es als Komödie durchaus vergnügt nebenher lesen.
Die Protagonisten haben so einiges erlebt und kurze Sexeinlagen gibt es durchaus, auf wirklich prickelnde Erotik wartet der Leser leider vergebens. Das ist das Hauptproblem an dieser Geschichte, sie ist beinahe "vögelfrei" und entspricht damit kaum den Erwartungen, die bei dem Thema aufkommen.
Inhaltlich geht es ansonsten hoch her, die einzelnen Abschnitte überschneiden sich miteinander und bieten witzige, skurrile und merkwürdige Episoden. Der Schreibstil ist lockerflockig und offen und rutscht dabei ab und zu in alberne Sphären ab. Von kurzen lesbischen Einlagen über Sex vor der Webcam in merkwürdigen Kostümen und Bondage- und SM-Fantasien bis hin zu Liebe, Geldsorgen und Hass findet sich vieles im Buch, das kurz angerissen und angespielt wird, die erzählerische Handlung bleibt dabei allerdings zumeist im Vordergrund.
Insgesamt ist "Vögelfrei" recht schwach ausgefallen, da der Anspruch an einen erotischen Roman nur selten erfüllt wird. Die non-erotische Geschichte ist zwar recht schwankend, aber immerhin unterhaltend gestaltet worden. Somit erfüllt das Buch nicht seine eigenen Ansprüche, ist für zwischendurch aber eine nette und leichte Abwechslung.