Nach den fatalen Ereignissen aus „Nachtschwärmer“ sind die Vorgesetzten von Kriminalkommissar Cornelius Liewens nicht gerade erfreut über sein Verhalten. Daher muss sich Cor nun einigen Gesprächen mit einer Psychologin unterziehen, was der toughe Kommissar nur zähneknirschend tut, auch wenn Dr. Sophie ten Bruin eine sehr attraktive Therapeutin ist. Dann geschieht erneut ein Mord in Amsterdam. Ein junges Topmodel brach auf dem Laufsteg zusammen und starb. Die Mordwaffe: ein exklusives Kleid, das mit einer großen Menge eines tödlichen Kontaktgiftes präpariert war. In Frage für den hinterhältigen Mord kommen gleich mehrere Verdächtige – zahlreiche junge Frauen, die neidisch auf den Erfolg von Tess Molenaar waren, ihr Geliebter und nicht zuletzt ihr derzeitiger Freund, der schwerreiche und zwielichtige Geschäftsmann Lucas van Tyll. Doch die Lösung liegt näher, als Cor Liewens und sein Team zunächst ahnen …

Mit „Das Syndikat“, der sechsten Folge von „Dark Trace“, lässt Autor Ascan von Bargen den Hörer ein wenig zur Ruhe kommen. Nachdem die Folgen vier und fünf jeweils mit äußerst kranken Serienkillern und sehr viel Brutalität aufwarten konnten, geht es hier nur um einen einzigen und ziemlich „normalen“ Mord. Immerhin: Ein Todesfall in der Modebranche bietet immer viel Stoff, denn hier gibt es viele Neider und ebenso viele schräge Leute. Bei der Lösung kommt Kommissar Liewens und seinem Team, bestehend aus Bas de Jong und Dr. Stine Lindberg, allerdings eher der Zufall zur Hilfe. Dazu noch ein Hinweis an den Hörer – wer sich die Auflösung nicht versauen will, sollte sich auf keinen Fall die Sprecherliste aufmerksam durchlesen, denn hier wird der Knackpunkt verraten.

Die Sprecher sind in gewohnt guter Form. Martin Kessler als Cor Liewens hat man ohnehin längst ins Herz geschlossen. Waren es in der letzten Folge noch böse Zahnschmerzen, die den unkonventionellen Kommissar verstimmten, so ist es diesmal die Aussicht auf den Besuch beim Psycho-Doc, der Cor in Rage versetzt.
In den weiteren Rollen sind wie gewohnt Melanie Manstein als Stine Lindberg, Andreas Bocherding als Bas de Jong und Norbert Gastell als van Halen zu hören. Die anderen Sprecher machen ihre Sache ebenfalls gut, nur Sabine Bohlmann als Belinda wirkt zu affektiert und dadurch völlig unecht.
Insgesamt ist „Das Syndikat“ eine gute und ansprechende Folge, aber mit nur 48 Minuten leider zu kurz, zumal die sehr lange Eingangsszene schon viele wertvolle Minuten in Anspruch nimmt. Die Story hätte noch weitaus mehr hergegeben; andere Szenen, etwa Liewens Besuch beim Psychologen, der Zickenkrieg auf und um den Laufsteg oder das Titel gebende Syndikat wären wichtiger und bestimmt auch amüsanter gewesen als die ellenlange Bade- und Plantsch-Szene zum Auftakt. So ist Folge sechs von „Dark Trace“ zwar spannend und durchaus kurzweilig, aber eben nicht außergewöhnlich - und definitiv etwas zu kurz für den Preis.