Dass Männer oft Frösche sind, hat die 29-jährige Olivia in den letzten zehn Jahren bereits häufiger feststellen dürfen. Dass sie aber ausgerechnet den einen, der keiner ist, in einen Frosch verwandelt, ist einer Kurzschlussreaktion zuzuschreiben, die sie schnell bereut. Wer rechnet auch damit, auf der Kirchentoilette einer guten Fee über den Weg zu laufen, die einem einen Wunsch erfüllen will – und zwar sofort!

Es ist, wie es ist, und da Olivia nun einmal an der Misere ihres Traumprinzen die Schuld trägt und sie niemand ist, der sich vor der Verantwortung drückt, beginnt sie, im Internet zu recherchieren, wie sie die Verwandlung rückgängig machen kann. Tatsächlich findet sie auch die Kontaktadresse einer Hexenvereinigung mit Hauptsitz in London, die sich zwar sehr kryptisch gibt, aber bereit ist, der jungen Frau und ihrem Frosch zu helfen. Olivia und das Opfer ihres unbedachten Wunsches begeben sich also schnurstracks nach England und treffen dort auf die undurchsichtige Lady Grey. Wer hätte auch ahnen können, dass sich dadurch ihre Lage nur verschlechtert. Die Hexenvereinigung macht nämlich Jagd auf in Frösche verwandelte Männer und luchst der verzweifelten Olivia ihren Traumprinzen auf perfide Art ab, nur um ihr im Anschluss zu drohen, sich unbedingt aus den Angelegenheiten der Hexen herauszuhalten.

Olivia beweist jedoch Rückgrat und sagt der zwielichtigen Hexenvereinigung den Kampf an. Mittels Hilfe des Geists von Shakespeare und einigen anderen mysteriösen Gestalten macht die junge Frau sich auf die Suche nach ihrem gekidnappten Frosch, fest daran glaubend, dass die Macht der Liebe alles überwinden kann …

“Hexendreimaldrei” ist der spritzige Debütroman der 1978 geborenen Wienerin Claudia Toman. Inhaltlich schwankt er irgendwo zwischen Chick Lit, Urban Fantasy und modernem Märchen und ist in erster Linie das, was man oft als “Frauenbuch” bezeichnet. Das heißt freilich nicht, dass nicht auch ein Mann an ihm Spaß haben kann; der Rezensent ist ja schließlich auch einer. Ins Auge sticht neben der willkommenen Begeisterung der Autorin für diverse Märchenmotive vor allem ihre freche, schnelle Schreibe. Die ist vor allem dafür verantwortlich, dass man das Buch in der Kategorie seichte Frauenunterhaltung einordnet. Die Heldin des Romans, Olivia, ist begeisterter Fan der US-Serien “Sex and the City” und “Die Nanny” und das sagt schon viel über die Art aus, in welchem Ton die Ich-Erzählerin über ihr Abenteuer mit dem verwunschenen Prinzen plaudert. Wer das mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Andere Leser hingegen könnten sich, gerade am Anfang, etwas schwer tun mit dem humorvollen, oft sarkastisch-ironischen Stil, in dem das Buch verfasst ist. Gerade beim Prolog trägt Toman etwas zu dick auf. Der Anfang wirkt derart überspitzt und klischeebeladen, dass man sich fragt, ob man diesen Stil wirklich 400 Seiten lang durchhält. Nach den ersten paar Kapiteln mäßigt sich das jedoch deutlich.

Erwähnung verdient der Umgang der Autorin mit ihrem Setting. Claudia Toman weiß offensichtlich, wovon sie schreibt: Beim Lesen wird ihr London auch für den Leser transparent. Es wirkt nicht wie eine billige Studiopappkulisse, sondern hat Flair. Das überträgt sich natürlich auf das Leseerlebnis.

Was “Hexendreimaldrei” darüber hinaus sympathisch macht, ist die Tatsache, dass Claudia Toman einen Urban Fantasy-Roman geschrieben hat, der nicht krampfhaft versucht, ausländische Erfolgsformeln nachzuahmen. Stattdessen erzählt die Autorin eine Geschichte über eine Protagonistin, deren Alltag man hierzulande gut nachvollziehen kann, weil er eben nicht amerikanisiert wurde. Dadurch wird das Buch bei allem magischen Realismus glaubhaft und ordnet sich in einem Subgenre ein, das es so noch kaum gibt: deutschsprachige Paranormal Romance.

Alles in allem bietet “Hexendreimaldrei” eine witzige Story um eine sympatische Ich-Erzählerin, sehr viel authentisches London-Flair und eine augenzwinkernde Verbeugung vor dem Grimmschen Märchen “Der Froschkönig”: lesenswert!