Über den Dreißigjährigen Krieg ist schon viel geschrieben worden. Das gibt auch Johannes Burkhardt vor, selbst Historiker an der Universität Augsburg, und er nennt die Gründe für das anhaltende Interesse an diesem Krieg, der fast ein Drittel der Bevölkerung des damaligen Römischen Reiches deutscher Nation dahinraffte. Die Vielschichtigkeit der damaligen Konflikte, die brisante Mischung aus Konfessionskrieg, Ständekampf und Machtstreben ausländischer Reiche stellte das fragile Reichsgebilde auf die Probe und stürzte es in eine Sinnkrise, deren Folgen bis heute nachwirken. Denn einige deutsche Spezifika wie die föderale Struktur und das Gleichgewicht der christlichen Kirchen sind eine direkte Folge des Friedensschlusses, der nach dreißig schrecklichen Kriegsjahren endlich in Münster und Osnabrück erzielt wurde.
Nun will Burkhardt keinesfalls eine weitere, dickbändige Geschichte des Krieges schreiben. Ihn interessiert vor allem jene Vielschichtigkeit, und so widmet er sich in seinem Buch Einzelfragen, die bislang noch nicht genügend von der Forschung untersucht wurden. So umreißt er nochmals, welche Besonderheiten der Dreißigjährige Krieg aufwies, und wie dort viele ältere Konflikte ineinanderflossen - das Machtstreben der österreichisch-spanischen Habsburger, die Bedürfnisse Frankreichs, das Auseinanderdriften von Kaiser und Ständen in Böhmen oder der ewige Konflikt um die freiheitsliebenden Niederländer. Burkhardt schaut auch hinter die Kulissen der einzelnen Kriegsparteien und klärt die Frage, wie etwa das dünnbesiedelte Schweden zu einer solch starken Interventionsmacht im Reich werden konnte, und wie ganze Söldnerheere von Wallenstein und anderen frühneuzeitlichen "Warlords" zu einem neuen Machtfaktor wurden. Aber auch die vieldiskutierten Fragen, inwieweit dieser Krieg tatsächlich ein Religionskrieg war und ob er angesichts der unzähligen Flugblätter jener Zeit als erster "Medienkrieg" gewertet werden kann, behandelt Burkhardt in ausführlicher Weise.
Somit ist Burkhardts Zusammenstellung ein wichtiger Beitrag zur Forschung des Dreißigjährigen Kriegs, da sie Leerstellen füllt und sich Einzelproblemen widmet, die in anderen Untersuchungen zu kurz kommen. Vorwissen sollte der Leser freilich mitbringen; als ideale Adressaten können deshalb historisch Interessierte und Geschichtsstudenten gelten. Der saubere Stil und der exzellente Anhang tun ihr Übriges, um dem Buch eine Empfehlung aussprechen zu können.