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Das Königreich Hyrule ist den Schatten anheim gefallen, nachdem der machthungrige Gerudo-König Ganondorf vor sieben Jahren ins Heilige Reich eingedrungen und das Triforce-Fragment der Macht an sich gerissen hat. Doch besteht Hoffnung, dass das Land erlöst wird: Link hat bereits drei der sieben Weisen der Zeit befreit, und nach dem Sieg über seinen Schattendoppelgänger, der das friedliche Dorf Kakariko terrorisiert hat, offenbart sich nun auch die Shiekah Impa als eine der Weisen. Doch auch sie weiß nichts um Zeldas Verbleib, die Prinzessin ist seit Ganondorfs Machtergreifung verschwunden. Lediglich Shiek, der mysteriöse, aber undurchschaubare Shiekah mit der Harfe, scheint mehr zu wissen, als er Link gegenüber zugibt. Während sich der Held der Zeit auf den Weg zum Geistertempel in der Gespensterwüste macht, wo er Prinzessin Zelda zu finden hofft, sendet Ganondorf die beiden Gerudo-Hexen Koume und Kotake aus, um Link unschädlich zu machen …
Finstere Ungeheuer den heiligen Stahl des Master-Schwertes schmecken lassen, auf dem Rücken der treuen Epona über die Ebene von Hyrule galoppieren, mit dem untoten Totengräber Boris um die Wette laufen und die Liebeserklärungen einer Zora-Prinzessin verdauen – welcher Fan von „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ erinnert sich nicht mit Wohlwollen an die zahlreichen Sitzungen vor dem Nintendo 64 zurück? Stunden hat man damit vor dem Fernseher zugebracht, Dungeons zu meistern, Schwerttechniken zu erlernen oder die zahlreichen Sidequests abzuschließen. Quasi eine Kurzfassung bietet Akira Himekawa mit seiner zweibändigen Mangaadaption des Kultspiels.
Was schon Band eins gezeichnet hat, hängt wie ein Damoklesschwert auch über dem zweiten Manga: Das Vorhaben des Autors, die weite Welt von „Ocarina of Time“ in zwei Bände à 200 Seiten zusammenzufassen, musste einfach scheitern – nicht zuletzt daran, dass Himekawa die bloße Aneinanderreihung von Dungeons als wesentlichen Handlungsstrang hervorhebt, anstatt Links Kampf gegen das Böse neu und aus einer anderen Perspektive zu erzählen. Das Ergebnis ist ein Comic, der sich wie ein Videospiel liest: Link betritt einen Tempel, wird sofort mit dem Bossgegner konfrontiert, der nach einmal Umblättern am Boden liegt und somit ebenso viel Tiefe hat wie das Profil abgenützter Autoreifen. Kämpfe sind somit vorbei, bevor sie wirklich begonnen haben, und das daraus entstehende Tempo macht es dem Mangaka unmöglich, Personen oder Orte würdig einzuführen. Dass dieses Muster auch beim Showdown mit Ganondorf und dessen monströsem Alter Ego Ganon Anwendung findet, ist traurig. Die zwischendurch eingestreuten Slapstick-Einlagen und Abenteuer fernab der Rettung Hyrules wie etwa der Ausflug auf die Lon-Lon-Farm können nicht über diese Mängel hinwegtäuschen.
Was man dem vorliegenden Band – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – aber zugute halten muss: Himekawa nimmt sich etwas mehr Freiheiten in der Handlung. So klappert Link zwar weiterhin Tempel für Tempel ab, jagt Bösewichte und Endgegner wie am Fließband zum Teufel und steht schließlich im finalen Kampf dem finsteren Ganondorf gegenüber, doch liefert der Mangaka etwa seine eigene Interpretation, wie Basil die Lon-Lon-Farm übernommen hat, und lässt Links Begegnung mit Zelda anders als im Spiel vonstatten gehen. Nur um kein falsches Bild zu zeichnen: Himekawa ist damit kein genialer Coup gelungen, doch angesichts der unübersehbaren Schwächen Spannung und Inhalt betreffend immerhin ein kleines Trostpflaster, mit dem der Fan etwas anzufangen weiß …
Die Zeichnungen sind einmal mehr gelungen, die Nähe zu den zahlreichen Artworks und Skizzen, die in Publikationen von Nintendo, in einschlägigen Magazinen sowie im Internet zu finden sind, garantiert dem Fan der Videospielreihe einen hohen Wiedererkennungswert und einen angenehmen Eintritt ins Hyrule auf dem Papier. Auch beweist Himekawa erneut seine Fähigkeit, diese Nähe mit mangatypischen Elementen zu verbinden. So bescheiden die Umsetzung des Inhalts ist, so ansprechend zeigen sich die Bilder.
Der zweite Band von „Ocarina of Time“ wird durch drei Bonuskapitel abgerundet, die unabhängig von der Hauptstory gelesen werden können. Die ersten beiden Kapitel erzählen eine Vorgeschichte zum Videospiel, die den Leser in die Verlorenen Wälder entführt, wo das unter Fans berühmt-berüchtigte Horror Kid sein Unwesen treibt. Kapitel drei hingegen ist nach den Ereignissen im Wassertempel angesiedelt: Link nimmt sich vom Heldendasein eine kleine Auszeit und versucht sich an den Ufern des Hylia-Sees als Hobbyangler, doch anstatt eines saftigen Fischs hängt ein sonderbar anmutender Junge am Haken. Roro, so sein Name, entpuppt sich als Angehöriger der Watararas, eines Stammes von Vogelmenschen, der von seiner Familie getrennt wurde. Nebenbei bemerkt: Dass sich Himekawa in einer Ministory dem Horror Kid und seiner Vorliebe für Masken widmet, kommt wohl nicht von ungefähr; nach „Ocarina of Time“ ist „Majoras Mask“, in welchem dem maskierten Wesen eine handlungstragende Rolle zukommt, das nächste Videospiel aus Nintendos Kultreihe, das von dem Mangaka auf Papier gebannt worden ist.
Wer die – nicht zu Unrecht – vielfach belächelte Zeichentrickserie von 1989 für die Offenbarung hielt, der erwirbt mit dem Manga von Akira Himekawa den heiligen Gral der Zelda-Franchise. Übersetzt heißt dies: Dem Comic fehlen der Charme und die Magie der genialen und unerreichten Videospielvorlage, die famose Grazie und die „starke menschliche Ausstrahlung“, die Himekawa dem Kultgame zugesteht – kurz: der Zauber, der Scharen von Fans in seinen Bann gezogen hat. Wie der Vorgängerband, so ist auch der zweite Manga zu „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ nur etwas für die Sammler unter Links zahllosen Anhängern, die sich mit den vielen humorigen Slapstick-Einlagen anfreunden können. Als Begleiterscheinung des Jahre zurückliegenden Hypes rund um „Ocarina of Time“ ganz passabel und kurzweilig, aber eben nicht mehr.