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Achtung: Lesen Sie die folgende Inhaltsangabe nur, wenn Sie die ersten drei Bände der Manga-Reihe „Elfen Lied“ bereits kennen. Die Ereignisse des vierten Bandes fügen sich nahtlos an die Vorgeschichte an und beziehen sich auf wichtige Details der Geschehnisse.
Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu. Kurama steht zwischen Mariko und Nana. Während Mariko, der stärkste aller Diclonius, die Nummer 35 genannt wird und ihr ganzes Leben in einem hermetisch abgeschlossenen Behälter im geheimen Labor Kakuzawas vegetierte, die leibliche Tochter Kuramas ist, liebt Nana den Forscher und hält ihn für ihren Vater. Das Duell der beiden Elfen muss mit dem Tod eines der Mädchen enden. Die die gesamte Menschheit hassende Mariko und die völlig harmlose Nana stehen sich gegenüber. Nur die Bomben, die Mariko implantiert wurden, können verhindern, dass sich die Elfe davon macht und die Menschheit auszurotten beginnt.
Genau diesen Plan verfolgt der Institutsleiter Kakuzawa. In letzter Minute versucht seine Sekretärin zu verhindern, dass der Wahnsinnige seinen Plan in die Tat umsetzt. Doch sie hat nicht mit der Grausamkeit und der scharfen Intelligenz ihres Chefs gerechnet. Der weiß längst, dass es im Institut Verräter und Gegner gibt und hat die Apokalypse bereits ausgelöst. Sämtliche Zellen und Behälter sind leer, alle Elfen frei.
Nur Kota und Yuka, die die einzige Elfe beherbergen, die zur Fortpflanzung fähig ist und die nach Meinung Kakuzawas damit die neue Eva einer unvergleichlich mächtigen, die Menschheit in kürzester Zeit verdrängenden Rasse sein wird, ahnen von allem nichts. Sie halten Lucy in ihrer Identität als Nyu für ein völlig harmloses Mädchen, dem sie ihren Schutz gewähren müssen.
Doch Kota beginnt sich immer deutlicher an die schrecklichen Ereignisse zu erinnern, die zum Tod seiner kleinen Schwester geführt haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er begreift, dass Lucy/Nyu die furchtbare Tat begangen hat – perfiderweise aus Liebe zu Kota.
Härter, grausamer, blutiger: So kann man den vierten Band von „Elfen Lied“ charakterisieren. Viele Handlungsstränge, die Lynn Okamoto sorgfältig in den ersten drei Bänden aufgebaut hat, laufen auf ihren Höhepunkt zu – und der ist in den meisten Fällen ebenso tragisch wie tödlich für einige Beteiligte. So kommt es zum Duell von Nana und Mariko, den „Töchtern“ des an den grausamen Versuchen an den Diclonius beteiligten Forschers Kurama, und auch Bando scheint seiner Rache an Lucy ein gewaltiges Stück näher zu kommen.
Auch die Beziehung zwischen Kota und Yuka wird thematisiert, wenn auch mit sehr viel weniger Humor als in den ersten drei Bänden.
In diesem Sinn verdient der vierte Band sehr viel mehr die Einordnung „+18“ des Verlags Tokyopop. Nackte junge Mädchen, ein markantes, vielfach stark kritisiertes Merkmal der bisherigen Bände, treten in den Hintergrund, Sex ist sowieso kein Thema in „Elfen Lied“.
Doch die thematisierten Menschenversuche und die implizite Haltung der Wissenschaftler zu den „Versuchspersonen“ erschüttern auch das unsensibelste Gemüt. Zart besaitete Leser sollten „Elfen Lied“ sowieso nicht lesen.
„Elfen Lied 04“ ist genial. Es ist brutal, grausam und menschenverachtend, das aber konsequent, logisch und vor allem ehrlich. So würden, das ist jedem Leser nach der Lektüre glasklar, die Wissenschaft, das Militär und die Politik reagieren – außen vor, dass hier ein Wahnsinniger sämtliche Aktionen pervertiert und die eigentlich geplante Wirkung in ihr Gegenteil verkehrt.
Man kann diese Serie aus den oben angeführten Gründen lieben oder hassen, ignorieren kann man sie kaum, dafür ist sie zu innovativ, zu aufrüttelnd und zu genial gemacht.