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Berlin soll ja nicht nur immer eine Reise wert sein, sondern gerade für junge Leute einladend und viel versprechend. Aber wohin in diesem riesigen Großstadtdschungel? Schließlich bietet Berlin viele Facetten, von traditioneller Geschichte bis zu einer hippen Szene. Aber wer nicht gerade Freunde oder Verwandte in Berlin hat, wird schwer alleine in das Großstadtleben eintauchen können und braucht deswegen einen Tourguide an seiner Seite, der ihn in alle Geheimnisse der Stadt einweihen kann. Das jedenfalls sind die Versprechen der Reiseführer, denen sich auch der Lonely Planet Berlin anschließt – schließlich wurde für diesen Reiseführer 45 Tage vor Ort recherchiert und dabei wurden sogar ganze zwanzig Currywürste verdrückt.
Wie beim Verlag üblich, beginnt der Reiseführer mit einigen bunten Seiten voller Farbfotos, in denen die Stadt und einige ihrer Highlights, wie etwa das Nachtleben, vorgestellt werden – mit Verweisen auf längere Eintragungen im hinteren Teil des Buches. Nachdem noch kurz die Autoren vorgestellt werden - schließlich will man ja wissen, wer einem da durch die Stadt führt -, beginnt die Reiseplanung. Wann lohnt es sich, nach Berlin zu fahren? Welche Events finden in welchem Monat statt? Muss ich vorher reservieren?
Nach den Vorbereitungen wird die Geschichte Berlins vorgestellt. Neben den Texten findet sich hier auch ein Zeitstrahl am unteren Ende der Seite zur besseren Anschaulichkeit. Dies geht direkt in die Beschreibungen zu Kunst und Kultur, Architektur, Politik, Medien und der Sprache über. Danach, ab Seite 69, geht es los mit den Beschreibungen der Stadtviertel. Neben einer kurzen Einführung gibt es eine doppelseitige Übersicht über alle im Buch angebotenen Touren, mit der man sich schnell einen Überblick verschaffen kann, etwa auf welchen Seiten im Buch man die Shoppingtipps für Charlottenburg finden wird. Dies ist wichtig, da die Tipps für die Sehenswürdigkeiten in einer Kategorie zusammengefasst wurden, genauso wie Einkaufstipps oder Empfehlungen fürs Nachtleben – und nicht nach Bezirken oder Touren sortiert sind.
Es folgt eine Karte für den Großraum Berlin, auf der man nachsehen kann, welche Karten es zu den Touren gibt und wo man diese im Buch findet. Die einzelnen Touren beginnen immer mit einer Einführung, bevor die einzelnen Sehenswürdigkeiten vorgestellt werden. Wichtige Informationen, etwa Öffnungszeiten, Eintrittspreise oder auch Verkehrsanbindung, findet man dabei am Anfang des Textes. Die Überschriften sind dabei blau, die Informationen fett gedruckt. Infokästen sind grau hinterlegt – mehr Farbe wird man hier nicht vorfinden, ebenso auch keine Bilder.
Nach den Touren folgen die schon erwähnten Tipps von Shopping über Nachtleben und Essen bis hin zu Tipps für Schwule und Lesben und Übernachtungsempfehlungen.
Da man nicht nur innerhalb Berlins gut mit Bus und Bahn von A nach B kommt, sondern auch die Umgebung gut angeschlossen ist, findet man im Anschluss noch Ausflugtipps – von Potsdam und Brandenburg bis nach Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Am Ende gibt es noch ein Kapitel zu den Verkehrsmitteln und –wegen in der Stadt, sowie die bekannten allgemeinen Informationen zu Standrundfahrten, Öffnungszeiten oder Toiletten.
Der Lonely Planet Berlin besteht wie alle Publikationen des Verlages vor allem aus Texten mit einigen Karten und wenigen Fotos. Dementsprechend findet man viel Text in diesem Buch – und muss bereit sein, diesen auch zu lesen. Wer nur schnell durch den Reiseführer blättern will, der wird sich einen anderen Verlag suchen müssen. Der Lonely Planet eignet sich selbst bei Städtereisen nur, wenn man etwas Zeit in Vorbereitung und Planung investieren will – und sei es nur in die Frage am Frühstückstisch „Und was machen wir heute?“. Trotzdem ist das Buch übersichtlich und man findet sich schnell in die Aufteilung ein.
Praktisch sind die Infokästen, die schon bei der Reiseplanung mit Informationen zur Reservierung oder etwa den durchschnittlichen Preisen in der Stadt helfen. Ebenso hilfreich sind die Top-Picks, die nicht nur Sehenswürdigkeiten nochmals besonders in den Vordergrund stellen, sondern auch Empfehlungen etwa zum passenden Lesestoff geben.
Die Seiten mit den Stadtvierteln sind schnell zu finden, da man sie schwarz gefärbt hat und sie sich so gut gegenüber dem Rest des Buches abheben.
Die Karten sind unterschiedlich gut gelungen. Die Übersichtskarten für ein Viertel sind etwas klein und wirken in ihrer Farbgebung auch etwas anstrengend für die Augen, wenn man wirklich längere Zeit etwas darauf suchen muss. Dafür sind hier auch die Namen der Nebenstraßen verzeichnet. Diese fehlen zum Teil bei den Tourenkarten, dafür hilft hier eine markierte Wegstrecke bei der Orientierung.
Eher unpraktisch ist dagegen der beigelegte Cityplan. Im Buch angeklebt, muss man ihn erst herauslösen, bevor man ihn benutzen kann. Danach gibt es aber nichts im Buch, wo man ihn befestigen kann. Zwar ist der Plan farbig und bietet auch Extra-Karten, etwa zum Potsdamer Platz, aber auch hier fehlen viele Straßennamen, so dass es fraglich ist, wie gut man sich wirklich mit dem Plan orientieren kann, wenn man keine Ahnung hat, wo man gerade ist.
Die Tipps sind nett und sicher auch zahlreich, aber nicht so besonders und individuell, wie man beim Namen Lonely Planet vielleicht denken würde. Sie sind sicher in einigen Bereichen hipper und trendiger als bei einigen anderen Reiseführern – aber beispielsweise bei den Hotels findet man eben auch viele großen Grandhotels der Stadt, die man sich als Backpacker eher nicht leisten wird.
Wer vom Konzept der Lonely Planet-Reiseführer überzeugt ist, der wird auch mit diesem Exemplar zufrieden sein. Allerdings bietet der Reiseführer keine herausragenden Informationen und muss seine Leser deswegen durch Aufbau und Konzept überzeugen – ansonsten könnte man ihn zu leicht durch ähnlich gute Exemplare anderer Verlage ersetzen.