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Wet - der Name steht "wortwörtlich für Hände, die nass sind von Blut". Soweit zumindest das Statement, das im Spiel die Herkunft des Titels aus dem Hause Namco Bandai verdeutlichen soll. Leider wurde in der deutschen FSK-18-Version des Spiels, das in Sachen Blut und Stil den Filmen von Quentin Tarantino, insbesondere Kill Bill, nacheifern möchte, eben dieses Blut entfernt. Übrig bleibt wenig mehr als Shooter-Standardkost, die aber zumindest kurzfristig begeistern kann.
Eine Story ist zwar vorhanden, wurde aber zur Nebensache degradiert - ein paar Schurken, die von einer Auftragskillerin zur Strecke gebracht werden müssen, dazu ein paar Witze und böse Sprüche. Ist nicht viel, aber reicht, um die Passagen zwischen den kurzen Schießereien und Springeinlagen etwas aufzulockern. Einzig der Name und das Gesicht der hübschen Heldin, Rubi, bleiben nach dem Spielen noch im Gedächtnis hängen, auch wenn durch das knappe und einfallslose Storytelling keine Charaktertiefe erzeugt werden kann.
Das Spielgeschehen besteht im Wesentlichen daraus, mit Rubi durch Gebäude und ein paar Außengelände zu rennen und auf ihrem Weg die Feinde in möglichst vielfältiger Weise auszuschalten, wodurch Punkte erworben werden, mit denen sich Upgrades erwerben lassen. Das Repertoire von Rubis Bewegungen ist leider nicht allzu groß, weshalb schon nach kurzer Spielzeit etwas Langeweile aufkommt. So kann Rubi, während sie mit beiden Händen schießt, in der Hocke über den Boden schlittern, an Wänden entlang laufen oder abspringen, an Stangen schwingen, an Simsen laufen oder kopfüber Leitern hinab rutschen. Kombiniert man geschickt verschiedene Moves, gibt's mehr Punkte. Sobald Rubi sich schießend in Bewegung setzt (außer bei normalem Laufen), geht das Geschehen in Slow-Motion über, während der man zielsicher mehrere Feinde gleichzeitig ausschalten kann, ohne großen Schaden von gegnerischem Feuer befürchten zu müssen. Je länger die Combo, desto länger auch der (unbegrenzt verfügbare) Zeitlupenmodus. Zusätzlich - Kill Bill lässt erneut grüßen - führt Rubi ein Katana, mit dem sich nahe Gegner reihenweise ins Jenseits befördern lassen.
Gelegentliche Auflockerungen sind auch vorhanden: So springt man in zwei Levels von einem fahrenden Auto zum nächsten, während eine Straßenverfolgungsjagd läuft und sich schießende Gegner aus den Seitenfenstern ihrer Wagen lehnen. Sieht durchaus gut aus und ist spaßig, macht aber insgesamt nur zehn Minuten Spielzeit aus. In einer anderen Passage stürzt Rubi aus einem explodierenden Flugzeug und muss sich erst um vorbei fallende, schießende Feinde kümmern, und anschließend den Trümmern der Maschine ausweichen, während sie versucht, das kleine Stück Bordwand zu erreichen, an dem ein Fallschirm klebt. Von der Idee her fabelhaft, von der Umsetzung leider eher mau.
Optisch präsentiert sich Wet wie ein waschechter B-Movie aus den Siebzigern, Flimmerstreifen, die über den Schirm huschen, inklusive. Gelegentlich schaltet das Spiel in einen Rage-Modus, in dem die Farbe Rot allgegenwärtig ist, der sich ansonsten aber vom normalen Gameplay nicht unterscheidet. Die Grafik rangiert für PS3-Verhältnisse im unteren Durchschnitt, besonders Detailreichtum und Charaktere betreffend. Schaltet man zudem noch den 70er-Stil manuell aus, bleibt lediglich eine ziemlich triste Umgebung zurück. In Zeiten, in denen andere Shooter neue Maßstäbe bei Mimik und Gestik der Charaktere setzen und eine fast komplett zerstörbare Umwelt schaffen, hat man bei Wet das Gefühl, man habe nicht nur stiltechnisch versucht, sich an den Siebzigern zu orientieren, sondern hat auch technisch eher einen Schritt rückwärts gemacht. Außer Gegnern kann man kaum etwas kaputt schießen, was unter anderem daran liegt, dass die Levels außer Gegnern und Objekten, an denen Rubi akrobatische Kunststücke machen kann, kaum etwas bieten.
Die deutsche Synchronisation ist völlig in die Hose gegangen. Manchmal muss man sich direkt fremdschämen, wenn man hört, wie ein Laiensprecher versucht, irgendeine Emotion in seine Stimme zu bekommen - und das Ganze völlig daneben geht. Bei den paar Sätzen, die in Wet gesprochen werden, hätte man besser die Originalstimmen erhalten und ein paar Untertitel eingefügt. Die einzige Ausnahme findet sich auch hier in Rubi, deren Stimme oft passend ist und die auch den einen oder anderen recht derben Spruch auf Lager hat ("Hoffentlich bumst du nicht so schlecht, wie du schießt"), manchmal aber auch eher lächerliche Kommentare wie "Rutsch mir den Buckel runter" abgibt.
Sehr wichtig bei einem Ballerspiel - die Steuerung. Und die ist gut gelungen. In den kurzen Hüpf-Sequenzen bisweilen zwar etwas hakelig, aber im Kampfgeschehen, vor allem während der Zeitlupe, einwandfrei und schnell erlernt. Das "halbautomatische" Zielsystem macht die Sache noch leichter: Mit der einen Kanone zielt Rubi automatisch auf einen Gegner, während die andere per Fadenkreuz frei steuerbar ist. Trifft man mit der selbst steuerbaren Waffe einen Feind, trifft Rubi mit der automatischen Zielerfassung den anderen. Schießt man ins Leere, ballert auch die automatische Zielerfassung daneben.
Auf ganzer Linie überzeugen kann der spaßige Soundtrack, der das Kampfgeschehen alles andere als dezent untermalt und sehr positiv zum gesamten Retro-Stil beiträgt. Ansonsten beschränkt sich die Geräuschkulisse im Großen und Ganzen auf den Sound einer feuernden Waffe, was bei einem Spiel wie diesem wohl auch ausreicht.
Die Spieldauer ist mit vier bis fünf Stunden deutlich oberhalb eines Tarantino-Films angesiedelt, aber eben auch deutlich unterhalb einer überzeugenden Länge für ein Videospiel. Ein Wiederspielwert ist allerdings gegeben, da man mit etwas Übung sehr schnell schöne Moves hinkriegt und bald auch höhere Schwierigkeitsgrade gut packt. Außerdem gibt's noch Rubis Trainingsgelände, auf dem man verschiedene Parcours mit kleinen Zielscheiben ablaufen muss oder, wie auf einem Schießstand, durch die Luft fliegende Gegenstände wegballern.
Insgesamt bietet Wet ein sehr kurzweiliges Vergnügen, das aber wegen der knappen Länge des Spiels nicht in Langeweile abdriftet. Wer Filme im Retro-Look mag, eine Schwäche für Tarantino-Streifen hat und schon immer selbst mal so stilvoll durch die Feinde pflügen wollte wie Uma Thurman in Kill Bill, kann bedenkenlos zugreifen. Vier Sterne - ohne die missratene Synchronisation und das geschnittene Blut zu berücksichtigen, denn dafür kann das Spiel an sich ja nichts. Wer zugreifen will, dem sei aber geraten, sich einen ungeschnittenen Import in englischer Sprache zu besorgen.