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Das Land Rivellon hat ein Problem mit Drachen. Die Biester sind laut, brutal, gefrässig, sie stinken und können zum Teil menschliche Gestalt annehmen. Angeführt von dem Finsterling Damian machen sie sich ein weiteres Mal daran, Rivellon mit Krieg und Drachenatem zu überziehen. Die einzige Gegenwehr bilden die Drachenritter, tafpfere Krieger, Magier und Bogenschützen, die für den Kampf gegen den geschuppten Feind ausgebildet wurden. Doch die Ritter wurden durch Verrat empfindlich geschwächt, und nur wenige Novizen überstehen die harte Ausbildung, um die Reihen wieder zu füllen. Einer dieser Novizen bist du ...
"Ego Draconis" ist die Fortsetzung des beliebten Action-Rollenspiels Divinity aus dem Hause Larian Studios. Erneut haben sich die Entwickler daran gemacht, eine temporeiche - und humorvolle - Story aus der ganz grossen Fantasykiste zu erzählen. Diesmal ist man also ein Drachenritter, und als solcher schnetzelt man sich durch die Täler der Welt Rivellon und kämpft mit dem Schwert, Bogen oder der Magie gegen Goblins, Skelette, wilde Tiere und natürlich gegen Drachen. Anfangs fliegt man als neuer Novize mit dem Luftschiff nach Lichtenfels, um dort einen der der drei Pfade (Magier, Schwertkämpfer, Jäger) einzuschlagen. Hier kann man auch mit seinen zukünftigen Kollegen, den Drachenrittern, auf Tuchfühlung gehen, lernt die Kunst des Gedankenlesens und kann von nun an Geister sehen (und mit ihnen sprechen). Dann geht es auch schon hinein in die quest- und missionssatte Welt Rivellon. Ein durchaus interessanter Auftakt in einem Dorf zieht einen rasch in den Bann, denn hier laufen jede Menge liebevoll ausgearbeitete Charaktere herum und verteilen kleinere Quests. Später zieht man allerdings auf eigene Faust durch die Lande, um das Rätsel der Drachen und ihres Herrn zu lösen, erkundet Dungeons und alte Ruinen, verteidigt herausgehobene Stellungen gegen Drachen ... und macht eine entscheidene Wandlung durch, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll.
"Divinity 2: Ego Draconis" versteht sich als Actionrollenspiel; entsprechend rasant führt einen die Story an die gegnerischen Horden heran. Die Kämpfe erfordern dann vor allem den klugen Einsatz der eigenen taktischen Möglichkeiten; zahlreiche Angriffsvarianten und Zaubersprüche lassen sich erlernen und perfektionieren, Waffen und Rüstungen müssen gut aufeinander abgestimmt werden, und es gilt seinen Drachenritter klug zu skillen, zumal die drei Pfade relativ offen gehalten sind und man durchaus auch einen Schwertkämpfer mit starkem Bogenarm oder einen Jäger mit ordenlichen magischen Fähigkeiten spielen kann. Alles in allem ist das Kampfsystem simpel zu erlernen und schwer zu meistern; eine ordentliche Prise "Diablo" merkt man dem Spiel aber auch an.
Doch auch im Rollenspielteil macht "Ego Draconis" eine ganz gute Figur, vor allem im ersten Drittel des Spiels. Die Figuren sind gut gelungen, die Dialoge recht unterhaltsam, und die eigentlich nach 08/15-klingende Hintergrundstory hält tatsächlich ein paar Überraschungen bereit und animiert zum Weiterspielen. Natürlich trägt auch die zwar nicht topaktuelle, aber durchaus gelungene Grafik bei. Rivellons sonnendurchflutete Felsencanyons, Blumenwiesen, Flußläufe und Steilhänge machen durchaus etwas her und laden zum Verweilen ein, und an manchen Stellen lohnt es sich auch tatsächlich, einen Felsen zu erklimmen oder ein Flußufer zu überqueren, da man mit neuen Quests oder Schätzen für diese Entdeckungstouren belohnt wird.
"Divinity 2" ist ganz gewiss kein Gipfel der Originalität, und Spieler, die eine vielschichtiges Rollenspiel erwarten, sollten die Finger davon lassen. Für ein Actionrollenspiel macht "Divinity 2" aber erstaunlich vieles richtig ... es macht Spass und kaschiert sein einfaches Spielprinzip sehr elegant und mit Charme sowie guten Quests. Angesichts des eher dürftigen Vorgängers ist das eine echte Überraschung, und man erliegt der Sogwirkung des Drachenschnetzelns schneller, als man denkt. Auch ist das Spiel recht bugfrei und läuft auch auf älteren Rechnern flüssig.
Somit hat sich "Ego Draconis" ganz klar den Titel "Überraschungshit 2009" verdient. Ein lockeres, gut durchdachtes Actionrollenspiel mit ein paar interessanten Wendungen, dass aus einer eher altbackenen Grundidee einiges herausholt und nur zum Ende hin ein paar Längen aufweist. Hut ab, Larian!