Gesamt |
|
Action | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Glück | |
Spannung | |
Spielregel | |
Strategie | |
Ton | |
Die East India Company war im 17. Jahrhundert etwa das, was heutzutage Monsanto oder Nestlé sind - ein Global Player. Gegründet als Kaufmannsvereinigung und lizensiert durch die englische Krone, machte sich diese Handelsgesellschaft daran, aggressiv und hocheffizient den Ostindienhandel zu organisieren, gegen die Niederländer und Portugiesen. Dazu bediente sich die East India Company wirtschaftlicher wie militärischer Macht, kooperierte mit indischen Fürsten und ließ andere von den Kanonenrabatten in Grund und Boden schießen, legte sich mit Piraten und örtlichen Warlords an, stattete sich an den frühen Börsen mit frischem Geld aus und mischte in zahlreichen Kriegen mit ... überall dort, wo es etwas zu verdienen galt. Denn eins war die Priorität der Handelskompagnie: die Kolonien auspressen und das Geld unter ihren Mitgliedern und der englischen Krone zu verteilen.
Die noch junge Gameentwicklerschmiede Nitro Games hat sich dieses Kapitels der Handelsgeschichte angenommen und präsentiert mit "East India Company" ein knallhartes Handels- und Seefahrtsspiel. Der Spieler übernimmt eine Handelskompagnie seiner Wahl, ob nun mit englischen, niederländischen, portugiesischen oder französischen Financiers im Rücken - insgesamt stehen acht Nationen zur Auswahl. Ab sofort sendet man von seinem heimatlichen Hafen in Europa die Schiffe in den fernen Osten, um dort reichlich Schotter zu machen. Eine lange Überfahrt, denn den Suezkanal gab es zur jener Zeit natürlich noch nicht, und so muss man die gefährliche Route um Kap Horn auf sich nehmen. Piraten und Freibeuter der Konkurrenz müssen dabei geschickt umschifft werden, ansonsten geht es sofort zum Seekampf über. Denn "EIC" ist nicht nur ein Handels-, sondern auch ein Seeschlachtspiel; in spektakulärer Animation (und in Echtzeit) gleiten die Schoner durch die aufgewühlte See, um hart am Wind in eine geeignete Position zu kommen und dem Gegner eine Breitseite mit der Kanonade zu verpassen. Das Kampfsystem ist dabei auf wenige Aspekte reduziert, ermöglicht jedoch durchaus ein gewisses Taktieren. Verschiedene Kugeltypen, Formationssegeln und Enterbefehle werden (wie auch die Schiffbewegungen) elegant mit der Maus gesteuert. Die Grafik ist durchaus gelungen, auch wenn sie natürlich nicht mit "Total War" oder ähnlichen Spielen mithalten kann.
Ähnlich flüssig von der Hand geht das Handeln in den Häfen und Kontoren. Zahlreiche Waren können erworben und zuhause gewinnbringend verkauft werden; lukrative Häfen müssen freilich erst gekauft oder mit Waffengewalt "geöffnet" werden. So beginnt man nach und nach sein Handelspimperium aufzubauen - und wird bald die miesen Tricks der Konkurrenz kennenlernen, die gerne Handelsrouten überfällt oder gar zum Krieg trommelt. Zum Glück gibt es zahlreiche Diplomatieoptionen, mit denen man Feinde beschwichtigen, bestechen oder hinterrücks ausbooten kann.
Das alles erinnert natürlich an das legendäre Spiel "Patrizier II", und in der Tat verbindet "EIC" die besten Tugenden dieses Klassikers mit moderner Grafik und sauberem Interface. Schade ist eigentlich nur, dass die Warenketten eher simpler Natur sind und man es ab der Spielmitte etwas zu einfach hat, den Reichtum ins Unermessliche zu mehren. Hier soll ein demnächst erscheinendes Addon Abhilfe schaffen. Doch auch ohne dieses ist "EIC" eine erfrischende Abwechslung auf dem Spielmarkt - endlich wieder eine flüssig zu spielende und süchtig machende Wirtschaftssimulation mit Kampfelement, immerhin eine Spielegattung, die seit "Elite" und eben "Patrizier" schon immer ihre Fans hatte. "EIC" ist dabei ein würdiger Erbe, sofern man mit der zwar hübschen, aber nicht übermäßig verspielten Grafik leben kann.