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„Die verborgene Kriegerin“ ist der zweite Teil der „Tamír Triad“-Trilogie von Lynn Flewelling, erschienen im Otherworld Verlag. Tobins Schicksal, durch Magie verborgen in einem Jungenkörper aufzuwachsen, obwohl sie als Mädchen geboren wurde, entwickelt sich in diesem zweiten Teil der Trilogie weiter, während das Königreich Skala immer weiter in Kriegswirren versinkt.
Nachdem die Hexe Lhel Tobin enthüllt hat, wer sie wirklich ist, ist Tobin tief verstört und fühlt sich sehr allein gelassen. Nicht einmal Ki, ihrem besten Freund, darf sie sich offenbaren, dabei bräuchte sie jetzt seine Unterstützung am meisten. So treffen die beiden Freunde aufeinander, als Tobin krank nach der Verstärkung der Magie, die sie äußerlich zum Jungen macht, in ihrer heimatlichen Feste liegt. Der König und Tobins bestellter Vormund wollen sie weiter unter Kontrolle und in der Hauptstadt Ero behalten und dringen auf ihre Rückkehr. So muss Tobin ihre Rolle als königlicher Neffe bald wieder übernehmen. Dabei ist sie hin und her gerissen zwischen der Freundschaft zu Prinz Korin und dem dunklen Geheimnis, das sie trägt. Denn um ihr Schicksal zu verwirklichen, als Kriegerkönigin über Skala zu herrschen und somit den göttlichen Schutz wieder herzustellen, müssten König Erius und Prinz Korin auf ihren Anspruch auf den Thron verzichten. Doch König Erius verteidigt seinen Machtanspruch verbissen. Aufstände im Volk wegen der Seuchen und Dürren lässt er niederschlagen und die königlichen Zauberer unter der Führung von Niryn versuchen mit allen Mitteln, all jene Zauberer zum Schweigen zu bringen, die von der Ankunft einer weiblichen Kriegerkönigin träumen und erzählen.
Auch innerhalb der Prinzengarde fühlt sich Tobin isoliert, während alle anderen körperlich zu jungen Männern werden, bleibt sie knabenhaft schmal. Währenddessen versinkt das Königreich immer tiefer im Chaos, als Seuchen ausbrechen und rasend schnell um sich greifen. Aber alle, die halfen, Tobin zu verstecken, unter ihnen die mächtige Magierin Iya und die Hexe Lhel, halten es für zu früh, Tobins wahre Gestalt zu enthüllen. Doch kurz darauf stehen die Plenimarer vor den Toren Eros, König Erius wird schwer verwundet und Tobin und Ki werden ausgeschickt, um für die sonst dem Untergang geweihte Stadt Verstärkung aus dem Umland zu besorgen. Doch die Rettungsmission entpuppt sich als Verrat und so ist Tobin gezwungen, ihrem Schicksal als Thronfolgerin eher als gedacht gegenübertreten zu müssen und ihre Verwandlung zu beginnen.
Während der erste Teil der Trilogie, „Der verwunschene Zwilling“, die Kindheit von Tobin erzählt, beschreibt dieser Band ihre Jugendjahre am Hof inmitten der Prinzengarde und ihr langsames Erwachsenwerden. Dabei hat Tobin mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, nicht nur das Heranwachsen macht ihr zu schaffen, sie muss ihre Identität als zukünftige Kriegerkönigin finden, mitten in einer Welt, die sie als Jungen ansieht.
Diese Spannung, in der sich Tobin ständig bewegt, wird von Lynn Flewelling mitreißend und fesselnd geschildert. Dem Leser ist das dunkle Geheimnis, das Tobin umgibt, von Anfang an bekannt und so bleibt einem nur mitzufiebern und zu hoffen, dass alles gut für Tobin ausgehen wird. Die Charaktere, die einem schon im ersten Teil ans Herz gewachsen sind, müssen schwere Situationen bewältigen und entwickeln sich dabei immer weiter. Und besonders diese Weiterentwicklung schildert die Autorin sehr eindrucksvoll. Hier gibt es kein starres Gut oder Böse, die Protagonisten sind vielschichtig aufgebaut und auch die Handlungsweisen von Tobins Gegenspielern kann man nachvollziehen. Das Ringen um die Macht in Skala wird spannend geschildert und lässt sich, auch dank der vielen vorkommenden Personen und ihrer ganz eigenen Sichtweise, gut verfolgen. Ein Personenregister am Ende und Landkarten am Anfang des Buches sorgen dafür, dass der Leser sich immer gut orientieren kann.
„Die verborgene Kriegerin“ steht also dem ersten Teil der Trilogie in nichts nach, auch hier gibt es Spannung, Intrigen, liebevoll gezeichnete Charaktere und eine dunkle Geschichte voll von Geheimnissen. Tobins Kampf, ihre eigene Identität zu finden, während Skala im Krieg versinkt, ihre Zerrissenheit zwischen dem Wunsch, das Land zu befreien, und der Loyalität zu ihrer königlichen Familie sind absolut lesenswert. So bleibt das Warten auf den dritten Band, um zu erfahren, ob sich Tobins Schicksal erfüllt und sie es schafft, Skala zu retten.