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Zum zweiten Mal treffen sich die berühmtesten Helden des US-Comicverlags Marvel zum Schlagabtausch:
Unter der Leitung von Colonel Nick Fury führen Captain America, Iron Man, Spider-Man und Wolverine einen nicht autorisierten Angriff auf Castle Doom, ehemalige Residenz von Super-Bösewicht Dr. Doom, im fiktiven Staat Latveria durch, während dessen Latverias Premier Lucia von Bardas, die im Verdacht steht, den Tinkerer mit Waffen beliefert zu haben, getötet und das Schloss zerstört wird. Ein Jahr später entdeckt ein Fernsehteam von "The New Heroes", einer Reality-Show über junge Superhelden, durch Zufall ein Treffen von Nitro, Cobalt Man, Speedfreek und Coldheart. Obwohl die vier Schurken zu mächtig für die jungen Helden sind, beschließen diese zu kämpfen, um die Einschaltquoten der Show zu erhöhen. Sie schaffen es tatsächlich, Nitro in die Enge zu treiben, doch bevor es ihnen gelingt, ihn zu fangen, verursacht er eine verheerende Explosion, in der mehr als 600 Zivilisten, darunter die Kinder der angrenzenden Grundschule, den Tod finden. Die US-Bevölkerung verlangt nach der Tragödie, dessen Schuld sie bei den Superhelden sieht, nach Sanktionen - der "Superhuman Registration Act" wird beschlossen. Dies führt zu der Geschichte, die in Comicform unter dem Namen "The Civil War" erschien - und an eben dieser Stelle setzt "Marvel: Ultimate Alliance 2" an.
So komplex die Story auf den ersten Blick erscheinen mag - sie ist im Grunde vollkommen irrelevant. Das Gameplay ist umso simpler: Nach einem Tutorial-Level wird aus einem Kader von Marvel-Superhelden und -Antagonisten, der gegenüber der ersten "Ultimate Alliance" leider drastisch reduziert wurde (es sind nun schlappe 24) ein Viererteam zusammengestellt. Im Laufe der Geschichte muss man sich entscheiden, ob man der Pro- oder der Anti-Registration-Fraktion angehören möchte. Je nach Entscheidung gestaltet sich die endgültige Charakterauswahl, da manche Helden an eine bestimmte Seite gebunden sind. Ist die Entscheidung gefällt, werden die Recken ins Gefecht geschickt. Hier zeigen sich die Ausmaße des Action-RPG-Gameplays – oder nicht?
Wer mit Rollenspielen, die durch andere, interaktivere Genres überblendet werden, um dem in RPGs traditionell gemächlichen Gameplay mehr Geschwindigkeit zu verleihen, üblicherweise nichts anzufangen weiß, kann beruhigt aufatmen – vorausgesetzt, er ist eher ein Freund von Action: Im Unterschied zu populären Konkurrenztiteln wird hier auf allzu großen Tiefgang verzichtet. Die Charakterwerte und Fähigkeiten sind auf ein absolutes Minimum reduziert worden – die Action steht klar im Vordergrund. Das ist bedauerlich, denn dadurch wird das Spiel sehr schnell eintönig.
„Marvel: Ultimate Alliance 2“ erinnert an die in den Neunzigern beliebten Arcade-Brawler – man läuft durch lineare Level und schaltet, um weiterzukommen, Welle um Welle an Gegnern aus. Neben dem normalen Faustkampf lassen sich natürlich die Superkräfte der Helden nutzen – und dabei kämpft nicht nur jeder für sich. Vor allem gegen eine größere Ansammlung von Opponenten bietet sich der Einsatz von „Focus Attacks“ an, bei denen miteinander kompatible Kräfte kombiniert werden. Ein Beispiel: Wolverine ist unverwundbar und aus Metall – ihm passiert also nichts, wenn der Iron Man ihn mit seinem Laserstrahl auflädt, bis die gesammelte Energie explodiert und allen Widersachern im Umkreis schadet. Focus-Angriffe lassen sich jedoch nicht unbegrenzt oft einsetzen, sie benötigen Focus-Energie, die durch den normalen Kampf aufgeladen wird. Es ist somit ratsam, sie sich für wirklich haarige Momente aufzusparen. Wenn es diesem Titel an einer Sache nämlich nicht mangelt, dann an Gegnern, die bekämpft werden wollen.
Dies kann zuweilen ein echtes Problem werden. „Marvel: Ultimate Alliance 2“ wird aus der ISO-Perspektive gesteuert. Die Kameraführung verhält sich zuweilen etwas bockig, ist ansonsten aber in Ordnung – trotzdem verliert man, bedingt durch die Masse an Charakteren, die sich häufig auf dem Screen tummelt, rasch die Übersicht, da sich die Helden optisch bestenfalls spärlich von ihren Feinden unterscheiden. Man erwischt sich letztlich dabei, wie man gar nicht mehr versucht, das Kampfgeschehen zu überblicken, sondern einfach nur auf die A- und B-Tasten hämmert, um vielleicht ab und zu eine Spezialattacke einzusetzen. Meist reicht das auch völlig aus, um Konflikte halbwegs unbeschadet zu überstehen. Möglichkeiten zur Health-Regeneration gibt es prinzipiell en masse, ist man also nicht allzu leichtsinnig, sollten auch ungeübte Spieler die Abenteuer der „Ultimate Alliance“ ohne Schwierigkeit meistern können.
Glanzstück der Comic-Versoftung ist unzweifelhaft sein Multiplayer-Modus, der, trotz Linearität des Gameplays, viel Spaß machen kann. Leider ist dessen Umsetzung gegenüber den anderen Makels von „Ultimate Alliance 2“ ungenügend. Vor allem die klischeehafte Story und die ebenso gehaltenen Sprüche der Helden dürften, in Zusammenspiel mit den monotonen und chaotischen Kloppereien, Nichtkenner der Comics abschrecken. Technisch leistet sich das Spiel kaum Schnitzer, ist aber auch keine Glanzleistung: Die Grafik ist relativ detailarm und unspektakulär, der Sound ist unauffällig, nicht zwangsläufig störend, aber keinesfalls prägnant, die Ladezeiten sind zumindest kurz.
„Marvel: Ultimate Alliance 2“ richtet sich an Kenner und Fans des Marvel-Universums – und nur an diese. Weder Brawler- noch RPG-Fans werden dem Titel viel abgewinnen können, nicht einmal Liebhabern des Vorgängers ist er unbedingt zu empfehlen. Was der „Ultimate Alliance“ in erster Linie fehlt, ist Innovation. Ein Großteil des Spiels wurde direkt von Teil 1 übernommen, während die RPG-Elemente genauso verringert wurden, wie die Anzahl der spielbaren Helden. „Ultimativ“ ist diese Allianz leider nicht geworden.