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Kai Meyer gehört zu den meistgelesenen Phantastikautoren Deutschlands. Seine Fantasywelten begeistern Millionen von Lesern, die Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und er konnte mehr als einen Bestseller für sich verbuchen. Der Roman „Die Wellenläufer“ ist der Auftakt zu einer Romantrilogie, der aus dem Jahr 2003 stammt und bei Heyne neu aufgelegt wurde. Das Taschenbuch erschien im September 2009.
Die Karibik: ein Ort mit türkisfarbenem Wasser und herrlichen weißen Sandstränden, voller Inseln, auf denen man aufregende Abenteuer und so manche Gefahr erleben kann – und Heimat der Piraten und Freibeuter. In dieser Welt wächst die vierzehnjährige Jolly auf, ein cleveres, lebenslustiges Mädchen, das mit dem berüchtigten Korsaren Bannon und seiner Mannschaft auf dem Meer unterwegs ist.
Doch sie wird von ihren Leuten getrennt, als es zum Kampf mit einem feindlichen Schiff kommt. Jolly wäre verloren, hätte sie nicht eine ganz besondere Gabe: Sie kann über Wasser laufen, als wäre es fester Boden unter ihren Füßen. Doch Jolly ist nicht, wie sie glaubt, der einzige Mensch mit dieser außergewöhnlichen Fähigkeit. Als sie auf einer abgelegenen Insel Munk kennenlernt, stellt sich heraus, dass der gleichaltrige Junge ebenfalls über Wasser laufen kann. Darüber hinaus beherrscht er sogar ein wenig Muschelmagie. Die beiden erfahren von dem mysteriösen Geisterhändler, dass ihr Talent nicht nur von Vorteil ist, denn finstere Kreaturen wurden ausgesandt, alle Wellenläufer zu fangen – und zu töten. Denn vor etwas mehr als vierzehn Jahren, kurz vor Jollys und Munks Geburt, erschütterte ein seltsames Beben die Karibik. Böse Mächte haben ein Tor zwischen dieser Welt und der ihren geöffnet, und ein gewaltiger Mahlstrom inmitten des Meeres kann zur tödlichen Gefahr für alle Bewohner der karibischen Inseln werden. Nur die Wellenläufer sind in der Lage, dieses Tor zwischen den Welten zu schließen. Und so sind Jolly und Munk auserwählt, ihre Welt zu retten. Doch auf dem Weg vor ihnen lauern zahlreiche Gefahren, und ihre Freundschaft droht zu zerbrechen …
Kraftvoll und kurzweilig lesen sich Jollys und Munks erste Abenteuer, die mit diesem Roman noch längst nicht abgeschlossen sind. Zu keinem Zeitpunkt kommt Leerlauf auf, ständig passiert etwas, mit dem sich die beiden Freunde auseinandersetzen müssen und das die Geschichte flott vorantreibt. Dennoch kommt nie das Gefühl auf, das Geschehen würde oberflächlich abgehandelt werden: Sehr lebendig steht dem Leser das Bild einer farbenfrohen, aber gefährlichen Karibik vor Augen, und man kann sich gut vorstellen, wie das Piratenmädchen und der Junge mit der Muschelmagie von einem Abenteuer ins nächste stolpern. Wird es mal etwas düsterer, etwa bei Kämpfen oder anderen dramatischen Ereignissen, verzichtet Meyer auf eine detaillierte Darstellung, beschreibt aber auch nicht harmlos. So wird die Waage zwischen Grusel und Spannung gut gehalten.
Die Charaktere wachsen einem so rasch ans Herz, dass man jeder drohenden Gefahr zusammen mit ihnen entgegenfiebert. Die wilde Jolly und der ruhigere Munk sind lebendig und sympathisch dargestellt, und selbst Figuren, auf die man seltener trifft oder die nur eine untergeordnete Rolle spielen, erwachen vor dem geistigen Auge des Lesers zum Leben. Hinzu kommen viele fantastische Elemente wie Geister, die auf Plantagen arbeiten, gruselige Meereskreaturen oder eben das Wellenlaufen, das dem Roman seinen Namen gibt. Geschickt werden diese Fantasybausteine mit der realen Welt der Karibikpiraten verknüpft, so dass Meyer mit existierenden Gegebenheiten spielt und dennoch etwas ganz Eigenes daraus erschafft.
„Die Wellenläufer“ ist Fantasy in Hochform: Sympathische Charaktere, spannende Abenteuer und viele fantastische Begebenheiten machen aus dem Roman einen absoluten Pageturner. Wer die Verknüpfung von realen und fantastischen Elementen mag, wird den Roman lieben – junge ebenso wie jung gebliebene Leser. Kai Meyer gehört zu Recht zur Fantasyelite Deutschlands.