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Deutschland ab 1925: Zwei Familien wohnen Tür an Tür in einem Mehrfamilienhaus. Die Familie des Erzählers ist arm und nicht jüdisch. Dem gegenüber steht die jüdische Familie Schneider, der Vater ist Beamter und der Familie geht es soweit gut. Friedrich und der namentlich nicht genannte Nachbarsohn wachsen zusammen auf und freunden sich an. Gemeinsam erleben die Kinder und auch die Familien den Einzug des Nationalsozialismus in Deutschland. Einkaufsverbote, Hitlerjugend und offener Hass gegenüber den Juden entwickelt sich über die Geschichte. Werden Friedrich und seine Eltern sich der Gefahr bewusst, in der sie sich befinden, und können sie dieser noch entfliehen - und wie stehen die Nachbarn zu den Schneiders?
"Damals war es Friedrich" ist eine Hörbuchumsetzung der sehr bekannten Buchvorlage von Hans Peter Richter und bietet über 225 Minuten Spielzeit ein erschreckend ekelhaftes Bild der deutschen Vergangenheit.
Inhaltlich hat die Hörbuchumsetzung alle Facetten des Buches zu bieten und führt den Hörer von einer schwierigen Situation in das aussichtslose Nichts. Die Welt in diesem Hörbuch ist schwarzweiß gestaltet. Ein jeder kann als Täter, Opfer oder (ignorierender) Zuschauer identifiziert werden. Vorurteile in beide Richtungen und die Unterschätzung der politischen Lage werden mit der Familie Schneider kombiniert, so dass eine bewegende Geschichte entsteht. Zwar schleichen sich zwischendurch kleinere Längen ein, die Aussagekraft dieses Werkes bleibt davon aber unangetastet. Das Buch, welches häufig im Schulunterricht als Standardwerk zum Thema Nationalsozialismus gelesen wird, bringt in der Audioumsetzung eine bedrückende und anonyme Stimmung herüber, sodass jedem durchaus ein Schauer über den Rücken laufen kann. Durch die eigenartige Erzählweise, in der der Erzähler immer anonym und auch seine Familie namenlos bleibt, bietet sich die Möglichkeit die Nachbarn durch einen jeden anderen zu ersetzen. Unweigerlich zeigt der Verlauf der Geschichte auf, was Menschen anrichten können.
Als Sprecher konnte Michael Degen gewonnen werden. Durch seine tiefe und traurige Stimme lebt er diese Geschichte aus und vermittelt dem Hörer die unterschwellige Warnung, dass so etwas nie wieder passieren darf. Ein kurzer Blick auf die Vita von Degen erklärt einiges. Degen erlebte am eigenen Leib die Herrschaft der Nazis und überlebte durch die Hilfe von Deutschen, sein Vater wurde 1939 deportiert und starb an den Folgen der Folter. (An dieser Stelle sei ein kleiner Verweis auf Degens verfilmte Autobiographie gestattet: "Nicht alle waren Mörder")
Die drei CDs werden in dreiseitiger, aufklappbarer Pappverpackung geliefert. Im Innenteil sorgen drei Plastikeinsätze für den Schutz der CDs. Ein Booklet ist nicht beigelegt, dafür findet sich auf einer der Innenseiten eine Trackliste.
Die Umsetzung des Romans von Richter ist ein düsterer Erfolg. Die Anonymität und die Kälte sind bedrückend. Ein Mahnmal für die Ewigkeit - ein starkes Hörbuch für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus!