Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Jungs über 40 kennen die Abenteuer des tollkühnen Testpiloten Mark Brandis vermutlich noch aus ihrer Jugendzeit. Die Bücher waren in der lokalen Stadtbibliothek ständig ausgeliehen, wenn der Junge aus der Nachbarklasse mal wieder schneller als man selbst. Und diese Jungs - heute wahrscheinlich mit viel weniger Zeit gesegnet als damals - freuen sich bestimmt darüber, dass man die Erinnerungen an damals mit der gelungenen Hörspiel-Adaption aus dem Hause
Folgenreich kompakt wieder auffrischen kann.
Nach den ersten vier Teilen, in denen es um nicht mehr und nicht weniger als die Verhinderung einer totalitären Diktatur im Sonnensystem ging, kehrt der Held der Serie jetzt wieder zurück zu seinen Wurzeln, als Testpilot der VEGA ("Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik"). Das Projekt "Kolibri", der sündhaft teure Prototyp eines Raumjägers, der sowohl im Weltall als auch in der Luft und unter Wasser gleichermaßen agieren kann, ist in Schwierigkeiten geraten. Fast ein halbes Dutzend Tote haben die Testflüge bislang gefordert, doch da die Zukunft der VEGA vom Erfolg des Projekts abhängt, müssen die Tests erfolgreich abgeschlossen werden.
Mark Brandis wird als neuer Projektleiter angesetzt, um die Pannenserie aufzuklären. Handelt es sich um einen Konstruktionsfehler, oder steckt vielleicht doch Sabotage dahinter?
Die Produktion des Hörspiels ist mal wieder über jeden Zweifel erhaben. Wenn beispielsweise Mark Brandis zum ersten Mal in einem Kolibri aufsteigt, sitzt man quasi mit im Cockpit und kann das Gefühl miterleben, Pilot einer solchen Maschine zu sein. Auch die Darsteller geben ihr Bestes (wenn es auch manchmal seltsam anmutet, Michael Lott, die Stimme von
Premiere beziehungsweise
Sky, als Mark Brandis zu hören; nichts gegen die hervorragende Leistung gerade dieses Schauspielers, aber einige Phrasierungen kennt man eben doch aus dem Werbefernsehen).
Leider weist das Drehbuch einige eklatante Schwächen auf. Nehmen wir zunächst einmal hin, dass es wirklich sinnvoll ist, ein Allround-Fahrzeug wie den Kolibri zu bauen. Trotzdem fragt man sich, wieso die Tests, bei denen die Steuerung des Schiffs in einer Tiefe von 2.500 Metern ausfällt, immer in Meeresgebieten stattfinden, die um ein Vielfaches tiefer sind, so dass das Schiff unweigerlich in eine Tiefe absinkt, wo der steigende Wasserdruck den Rumpf zerquetscht. Ebenso sind die Rettungsschiffe immer so weit weg, dass sie eine knappe halbe Stunde oder länger brauchen, um den sinkenden Prototypen zu erreichen; es sollte doch möglich sein, einen Testflug besser zu planen, vor allem, wenn er offenbar so risikoreich ist.
Von solchen Problemen abgesehen gelingt es den Autoren und Produzenten allerdings hervorragend, die zwischen Adrenalin-Kick und Melancholie schwankende Atmosphäre unter den Testpiloten einzufangen, und wer über Lücken wie die oben geschilderten hinweg sehen kann, bekommt ansonsten ein herausragendes Hörspiel geboten.
Ein Fazit an dieser Stelle zu ziehen ist jedoch trotzdem schwierig, da der erste Teil der "Testakte Kolibri" mitten in der Handlung endet. Man ist aber auf jeden Fall gespannt, wie die Geschichte um die Testpiloten weiter geht, und jeder dürfte seinen persönlichen Favoriten haben, um den er ganz besonders bangt.