Wir schreiben das Jahr 2089. Die Menschheit ist zu einer vorindustriellen Gesellschaft zurückgekehrt, die größtenteils in Dörfern lebt und von riesigen dreibeinigen Metallmonstern behütet wird. Jeder Mensch wird an seinem sechzehnten Geburtstag von den Dreibeinern „geweiht“, das bedeutet, dass ihm eine Platine, „Kappe“ genannt, ins Gehirn implantiert wird, die jegliche Wut oder Aggression unterdrückt – aber leider auch jegliche Art von künstlerischer Fähigkeit oder Kreativität.
Der fünfzehnjährige Engländer Will kann sich nicht damit abfinden, auch in einem Jahr zum Sklaven der Dreibeiner zu werden. Der Vagant Ozymandias, der selbst eine falsche Kappe trägt, erzählt Will von den Weißen Bergen, wo sich freie Menschen zu einer Widerstandsbewegung gegen die Dreibeiner zusammengeschlossen haben. Gemeinsam mit seinem Cousin Henry macht sich Will schließlich auf die gefährliche Reise durch Westeuropa.

Mit „Die dreibeinigen Herrscher“ veröffentlicht Koch Media einen weiteren Klassiker unter den TV-Jugendserien der Achtzigerjahre. Die von der BBC produzierte englische Serie lief erstmals 1986 im deutschen Fernsehen und gehört bis heute zu den populärsten Wünschen für eine Wiederholung. Da eine Serie der Achtzigerjahre aber heutzutage selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine Chance auf Wiederausstrahlung hat, ist es umso erfreulicher, dass sich Koch Media die Rechte gesichert hat und die erste Staffel nun auf DVD veröffentlicht. Zwar gibt es derzeit noch keine offizielle Ankündigung, aber man kann davon ausgehen, dass in naher Zukunft auch die zweite Staffel folgen wird.

„Die dreibeinigen Herrscher – Staffel 1“ basiert auf dem ersten Band der „Tripod“-Jugendbuchtrilogie des englischen Autors Samuel Youd, die er unter dem Pseudonym John Christopher veröffentlicht hat. Seit drei Jahren ist die Reihe nach langer Durststrecke in neuer deutscher Übersetzung beim Arena-Verlag erhältlich. Die TV-Umsetzung orientiert sich dabei relativ nahe an der Vorlage, nur einige unwichtige Details wurden geändert. So sind Will und Henry in der Serie nicht dreizehn, sondern fünfzehn Jahre alt, damit man ältere Schauspieler casten konnte und nicht an die strengen Gesetze zu Kinderschauspielern gebunden war.

Christophers Romanreihe – ebenso wie die Serie – befasst sich mit der grundlegenden Frage nach der Mündigkeit des Menschen. Die Dreibeiner nehmen den Menschen ihre tiefen Emotionen wie Hass und Wut, jedoch auch auf Kosten der menschlichen Kreativität. Die Reise von Will und Henry in die Weißen Berge ist aber auch eine Art Entwicklungsprozess für die Jungen. So wird Will in ihrer Zuflucht auf einem französischen Château nicht nur mit den Gefühlen der Liebe konfrontiert, die beiden lernen auch, Verantwortung zu übernehmen und zu ihren eigenen Entscheidungen zu stehen. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Serie wohl in erster Linie als Jungenserie zu verstehen. Das einzige Mädchen der Geschichte taucht auf erwähntem Château auf.

In puncto Inszenierung muss man klar sagen, dass „Die dreibeinigen Herrscher“ ganz klar ein Produkt der Achtzigerjahre ist, ähnlich anderen TV-Serien wie „Die Rote Zora“. Die Serie nimmt sich Zeit, die Charaktere aufzubauen, Handlungen werden langsam vorbereitet und selbst actionreichere Fluchtsequenzen erscheinen im Vergleich mit heutigen Produktionen langsam. Für Kinder und Jugendliche, die an schnelle Schnitte und komprimierte Handlung gewöhnt sind, dürfte es schwierig sein, sich auf diese Art der Produktion einzustellen. Der älteren Generation dagegen, die mit den Dreibeinern aufgewachsen sind, könnte es eine Wohltat sein, wieder etwas Langsameres zu sehen.

Die dreizehn Folgen der ersten Staffel sind auf drei DVDs verteilt. An Tonspuren sind die original englische Version sowie die Synchronisation aus den Achtzigerjahren verfügbar. Zudem lassen sich deutsche Untertitel einblenden. An Extras enthalten sind ein eher unmotiviertes, 45-minütiges Behind the Scenes, welches den aus Wiederholungen bestehenden Drehalltag am Beispiel der Dreharbeiten für die Hafenszenen dokumentiert, Stuntproben, Visual Effects Tests und Promomaterial der BBC.

Da zur Rezension die Serie nur in Form von drei Presse-DVDs vorliegt, lässt sich nichts zu der Gestaltung der DVD-Box sagen. Die Erfahrung mit Koch Media lehrt, dass sich das Unternehmen bei früheren Veröffentlichungen viel Mühe mit der Verpackung gegeben hat. Leider lässt sich aus dem Presseheft nicht entnehmen, ob es sich bei dem enthaltenen Booklet um eine einfache vierseitige Broschüre mit den notwendigsten Informationen oder um eine gewissenhaft gestaltete Beigabe handelt, wie es beispielsweise bei „Die Zeitreisenden“ der Fall war.

„Die dreibeinigen Herrscher – Staffel 1“ ist eine weitere lobenswerte Veröffentlichung einer alten TV-Serie, die aber immer noch zahlreiche Fans hat. Trotz des hohen Alters der literarischen Vorlage behandelt die Geschichte durchaus ernstzunehmende Fragen über das Wesen und die Natur der Menschen. Die Entwicklung der beiden männlichen Protagonisten ist eine schöne Metapher für das Erwachsenwerden und gut für das (männliche) Zielpublikum aufbereitet. Heutige Jugendliche werden wohl mit der nach heutigen Maßstäben ungewohnten Inszenierung der Serie ihre Probleme haben. Dennoch sollte man dieser exzellenten Serie eine Chance geben, denn sie hebt sich auch heute noch dankbar von dem üblichen TV-Einheitsbrei ab.