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Fünf junge Frauen knapp über zwanzig plaudern im engsten Kreis über ihre Beziehungen, ihre Freuden, ihr Leiden, Ängste, Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte … Eine ganz normale Wohnzimmer- oder Café-Szene, die meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Mit „Herzmist“ darf jeder, den es interessiert, wenn Frauen sich über ihren persönlichen Herzmist unterhalten, mal Mäuschen spielen.
Die Autorin hat ihre Freundinnen zu Hause versammelt, für Knabbereien und Alkohol gesorgt, sich Fragen überlegt und vor allem: ein Aufnahmegerät aufgestellt. Trotzdem sind die Mädels nicht lange schüchtern und zieren sich nicht, ehrlich zu den verschiedensten Punkten Stellung zu beziehen. Klar, dass es bei jungen Frauen da vor allem um die Männer und die Probleme und Glücksmomente mit ihnen geht.
Dabei geht es um vielfältige Themen: Liebe und Sex an sich und in besonderen Momenten, die ewige Frage, ob Singles oder Paare mehr Spaß am Leben haben, wo man den Mann der Träume kennenlernen kann – und was ihn überhaupt zum Traummann macht -, wie die Emanzipation im eigenen Leben aussieht oder aussehen soll, wie die Einstellung zum Thema Scheidung ist … und noch viel, viel mehr. Die Themen sind abwechslungsreich, mal lustig, mal tiefgründig und ernst, aber immer kreisen sie um das große Thema überhaupt: Liebe – oder einfach „Herzmist“.
Man muss der Autorin - eher Herausgeberin, da die eigene Schreibleistung gegen null tendiert - ein Kompliment dafür aussprechen, ihre Freundinnen zu so viel Ehrlichkeit überredet zu haben. Die Unterhaltungen wirken ungefiltert, ehrlich und spontan, so dass man sich stellenweise fast wie ein Spion vorkommt, wenn man sich fragt „Will/Darf ich das überhaupt über fremde Menschen wissen?“ Doch gerade in dem Voyeursein liegt der Reiz des Buches.
Mehr bietet es allerdings nicht. Die Autorin stellt ihren fünf Freundinnen 33 Fragen über ihr Liebesleben, die mehr oder weniger erschöpfend beantwortet werden. Hin und wieder wird es mal interessant, wenn die Meinungen aufeinanderprallen, doch meist sind die Mädels sich doch einig – natürlich, es sind ja auch Freundinnen, das zum Teil schon seit Jahren, da hat man meist ähnliche Meinungen.
Sehr viel interessanter wäre es gewesen, diese Fragen Frauen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit unterschiedlichen Erfahrungen zu stellen und nicht einer Gruppe von jungen Frauen, die sich von Intellekt, Bildungsstand, Lebensstil und Erziehung her ziemlich ähnlich zu sein scheinen.
Dadurch wird es leider langweilig. Alle sind überzeugt, ziemlich genau im Leben Bescheid zu wissen, wodurch sie sogar jemandem im gleichen Alter so naiv vorkommen, dass man stellenweise über die „jungen Dinger“ wehmütig lächelt – ohne selbst älter zu sein! Wie man mit Anfang zwanzig vermitteln kann, schon so viel erlebt und gesehen zu haben, ist unverständlich – und schade, denn es gibt so viel mehr, was man bestimmt noch nicht kennt.
Alles in allem ist „Herzmist“ interessant, wenn man gerade die eigenen Freundinnen nicht zur Hand hat, um einen solchen Mädelsabend zu veranstalten, aber es bleibt ein schwacher Ersatz, der eher als Grundlage zum Kopfschütteln und zu Diskussionen mit den eigenen Freundinnen taugt, als als wirklich sinnvolle, informative oder auch nur unterhaltsame Lektüre.