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Uli Stein ist einer der bekanntesten Cartoonisten Deutschlands, seine Zeichnungen werden in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt und haben schon ganze Bücher gefüllt. Mit „Das schwarze Buch“ kommt die nächste Comicsammlung des Künstlers auf den Markt. Allerdings hat die inhaltliche Zusammenstellung einen Schwerpunkt: bösartigen, schwarzen Humor.
Das Schloss, das die Buchdeckel verschlossen hält und mit zwei kleinen Schlüsseln geliefert wird, ist keine Zier: Bevor man aufschließt, sollte man sich sicher sein, dass man bösen Humor verträgt, und zwar nicht die harmlose Weichspülervariante. Uli Stein ist fies wie selten, greift Tabuthemen en masse auf, geizt nicht mit pechschwarzen Pointen und wird bisweilen auch richtig blutrünstig. Selbstmord und Kannibalismus stehen ebenso auf seinem bösen Unterhaltungsmenü wie Behinderungen und Armut. Auch mit Folter und Krankheiten wird nicht gespart, neben den Menschen kriegen auch durchaus hin und wieder Tiere ihr Fett weg. Es wird gemordet und gelästert, bloßgestellt und ins Lächerliche gezogen, welche Seite man auch aufschlägt.
Die meisten Comics brauchen nur ein Bild, um ihr witziges Gift zu versprühen, manche sind in zwei Bilder aufgegliedert; noch seltener gehen die Comics über mehr als eine Buchseite.
Uli Stein trifft mit nahezu jeder Seite voll ins humorig Schwarze. Leichte, lockere Unterhaltung wird hier nicht geboten; hin und wieder bleibt einem sogar das Lachen im Halse stecken bei so viel Boshaftigkeit. Andererseits ist es genau das, was „Das schwarze Buch“ von ähnlichen Comicsammlungen unterscheidet. Es ist schlichtweg mutig, ein solches Buch herauszugeben, und sicherlich scheidet es die Geister wie kein anderes des Cartoonisten. Manch einer wird über den bösen Humor erstaunt, vielleicht sogar entsetzt sein. Doch wer das Makabre und das Fiese mag, kommt voll auf seine Kosten und sollte es riskieren, einen Blick hineinzuwerfen.
Viel Text braucht es nicht, um die Pointen treffend und zynisch darzustellen. Die Bilder sind allesamt in Farbe, die Figuren tragen Uli Steins typischen Zeichenstil. Für Kinder eignet sich das Buch jedoch keinesfalls. Die Cartoons sind hin und wieder wirklich hart an der Grenze des guten Geschmacks und bitterböse; zudem würden Kinder manche Witze einfach nicht verstehen.
Allein schon die Aufmachung ist grandios: Passend zum Inhalt hat man den Hardcoverband in Schwarz mit roter Schrift und rotem Seitenschnitt gestaltet, das Schloss ist eine originelle Idee und der Preis kann sich bei dieser tollen Optik absolut sehen lassen.
Fans von Uli Stein kommen sowieso nicht um diesen Band mit Comics herum. Doch auch allen Freunden gezeichneter Bilder sowie jedem, der auf richtig tiefschwarzen, fiesen Humor steht, sei „Das schwarze Buch“ wärmstens empfohlen. Selten hat man so viel Böses und Unmoralisches so witzig erlebt. Alle anderen sollten das Schloss besser nicht aufsperren – Political Correctness findet man hier auf keiner einzigen Seite.