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Für Anasûrimbor Kellhus ist die Welt seine Spielwiese. Jahrhunderte lang hat sein verborgener Orden sich auf die vollständige Kontrolle des Verstandes und die Manipulation spezialisiert und diese Fertigkeiten zur Vollendung gebracht. Doch Kellhus hat wegen der Aufgabe, seinen Vater zu finden, seine Heimat verlassen und ist nun auf dem Weg nach Shimeh. Denn kurz, als es so aussah, als würde der Heilige Kreuzzug ihn vernichten, wurde er wie durch ein Wunder gerettet und gilt nun als der Kriegerprophet, als derjenige, der alleine dem Heerzug den Sieg bringen kann. Und das war das Ziel, auf das seine sorgfältige Manipulation hinführen sollte.
Mit ihm gemeinsam zum Kreuzzug gestoßen ist der Häupting der Utemot, der Krieger Cnaiür, der weiß, dass Kellhus über seine wahren Beweggründe nichts verrät. Auch er ist auf der Suche nach Kellhus' Vater, da dieser vor vielen Jahren Cnaiür mit seinen Manipulationen dazu gebracht hat, seinen eigenen Vater zu verraten. Nun sucht der große Krieger nach Rache und Vergeltung. Doch er weiß, dass in diesem fanatischen Kreuzzug, in dem Kellhus Lobpreis einheimst, er der Einzige ist, der die Wahrheit über ihn kennt, und sein Leben deswegen am seidenen Faden hängt.
Für Drusus Achamian, den Hexenmeister der Mandati, ist Kellhus sowohl Freund als auch Nemesis, denn er hat ihm seine geliebte Esmeneth genommen. Diese ehemalige Hure war die Einzige, die er wirklich in sein Herz gelassen hat, und nun wurde sie vom Kriegerpropheten in Besitz genommen. Dennoch glaubt der Hexenmeister, dass Kellhus die letzte Hoffnung darstellt, da eine neue Zeit angebrochen ist, in der sich entscheidet, ob die Menschheit bestehen wird.
Mit "Der Tausendfältige Gedanke" geht der "Krieg der Propheten" in die letzte Runde. Der Leser findet sich mitten in den Wirren des Krieges wieder und bekommt hautnah mit, wie rasch die Begeisterung für Kellhus wächst und wie sehr sie die anderen Charaktere beeinflusst. Als weiteren Spannungsfaden, abgesehen von dem Feldzug Richtung Shimeh, gibt es zusätzlich die Gefahr durch die uralten Rathgeber, die darum bemüht sind, dem Nicht-Gott eine Rückkehr zu ermöglichen.
Schon der ausführliche Einleitungstext, der noch einmal die Ereignisse der vorherigen Bände skizziert, und das ausführliche Glossar am Ende des Buches beweisen, dass es hier sehr vielfältige Erzählfäden und Gedanken gibt, die miteinander verknüpft werden. Schade nur, dass selbst am Ende der Trilogie einige der Erzählungen nicht beendet werden, sondern mitten in der Luft schweben. Ebenso zwiespältig ist auch der Buchschluss zu betrachten, der letztlich zwar ein Ende und einen Neubeginn darstellt, aber den Leser nicht sehr zufriedenstellt. Mehr noch als in den vorherigen Bänden verliert sich R. Scott Bakker in den Wirren seiner eigenen Philosophie, die er so geschickt umgarnt und mit Metaphern versieht, dass der Leser oftmals gar nicht erkennt, was gemeint sein könnte. Zudem nehmen die vielen Gedankengänge und Zwiespälte der Personen, auch wenn sie auf hohem Niveau ausgeführt sind, das Tempo aus der Geschichte.
Letztlich ein nicht zufrieden stellender letzter Band der Trilogie, wobei die Geschichte gut durchdacht und stimmig ist, sie jedoch manchmal zu hohe Ansprüche an den Leser stellt, dem dadurch einiges an Spannung fehlt, die zum Weiterlesen einladen würde.