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Kauft man gestrickte Mützen, Pullover oder Socken im Laden, so sind sie meist recht dezent gemustert, häufig uni. Gerade komplexe, mehrfarbige Muster finden sich eher selten, treffen sie eben nicht jeden Geschmack. Es heißt also, selbst zu Stricknadeln und Wolle zu greifen - passionierte Stricker(innen) werden ohnehin viel lieber selber tätig werden, schließlich ist ein selbst gestricktes Kleidungsstück nicht zu vergleichen mit einem gekauften.
Nach den erfolgreichen Büchern „Grundstrickmuster“ und „Zopfmuster“ wendet sich Autorin Carla Scott, unter anderem Redakteurin bei Vogue Knitting International, ausführlich den Farbstrickmustern zu. Der breitformatige Hardcover-Band beinhaltet insgesamt 205 verschiedene Strickmuster aus zwei oder mehr Farben. Dabei konzentriert sich das Werk aufs Wesentliche – Muster statt grundlegender Anleitungen – und richtet sich damit vornehmlich an Fortgeschrittene. Viele Muster sind auch für Anfänger gut zu meistern, aber eine Einführung in Techniken und Grundlagen des Strickens sind in diesem farbenfrohen Buch nicht enthalten.
Die Farbstrickmuster sind in fünf Kapitel eingeteilt. Los geht es mit „Mustern in zwei Farben“. Hier finden sich zweifarbige, relativ simple, aber dennoch sehr reizvolle Muster: Von „Beeren im Schnee“ in weiß und rot über „Poseidon“ (ebenfalls weiß und rot gehalten, aber in Form von Dreiecken“), „Rosen und Dornen“, einem sehr hübschen floralen Muster in Blau und Grau, dem „Traumfänger“ in Grau und Schwarz bis hin zu „Winterzauber“, „Alaska“ oder „Blütenranken“ – diese Muster machen Lust auf mehr. Folgerichtig geht es weiter mit „Mehrfarbigen Jacquardmustern“. Hier sind mehrere, gut aufeinander abgestimmte Farben zusammengestellt zu attraktiven Strickmusterbeispielen, zum Beispiel „Waldboden“ in Ecru, Oliv, Grün und Gelb; „Mauerziegel“, eine Komposition aus Jeansblau, Königsblau, Weinrot und Pink oder „Arabia“ in Kamel, Marineblau, Ecru, Hellbraun, Grau und Anthrazit.
Auf die Jacquardmuster folgen in Kapitel drei „Intarsienmuster und –motive“. Hier finden sich neben einem „Argylemuster“ in Grau, Pink und Lila unter anderem auch ein „Canyon im Sonnenuntergang“ in Rot, Orange, Gelb und Violett, ein antikes Mäandermuster, ein klassisches Rautenmuster, ein „Maibaum“ sowie viel Florales zum Beispiel in „Wappen mit Lilie“, „Englische Rose“ oder „Granatapfel“. Auch der beliebte „Nordstern“, den man häufig auf Norwegerpullis antrifft, ist hier vertreten.
In die Tiefe geht es in Kapitel vier mit „Mehrfarbigen Strukturmustern“, etwa in Gestalt von „Kornblumenreihen“, einem „Gestreiften Flechtmuster“, „Morsezeichen“, „Reliefstreifen“, „Kleinen Maibäumen“ oder „Dreifarbigen Zöpfen“.
Anspruchsvoll und bedeutend schwieriger geht es, wie auch im Vorwort bereits angekündigt wird, im fünften Kapitel mit den „Hebemaschenmustern“ zur Sache. Dies wird schon daraus ersichtlich, dass sich neben einer Fotografie des fertigen Musters und einem Zählmuster auch detaillierte Strickschriften finden. Wer mit den vielen Abkürzungen nichts anfangen kann, der findet am Ende des Kapitels eine Erläuterung. Die Musterbeispiele für die Hebemaschenmuster sind aufwändig, aber auch wunderschön: Vielfarbige Kompositionen wie „Blühende Wüste“, „Pizza Siciliana“, „Schottenkaro“, „Kleine Ziegel“ oder „Mini-Brokatmuster“ laden dazu ein, nachgestrickt zu werden, wenn man über die nötigen Fertigkeiten verfügt.
Der Name der Muster ist überall im Buch Programm; die Benennungen sind insgesamt gut gewählt und heben das Wesentliche der Musterung charmant hervor – ob rustikal mit der „Brotzeit“ oder filigran mit dem Muster „Schmetterling“. Die Farben sind natürlich nur Vorschläge und die Autorin fordert im Vorwort nachdrücklich dazu auf, auf jeden Fall die eigene Fantasie spielen zu lassen und Farbkombinationen zu wählen, die gefallen und zum eigenen Typ passen. Vor allem fortgeschrittene Handarbeiter werden die Beispiele gerne aufgreifen, um sich an eigenen Kompositionen zu versuchen; Anfänger machen nichts verkehrt, wenn sie sich strikt an die vorgegebenen Farben halten, denn diese sind geschmackvoll aufeinander abgestimmt. Auf die 205 Farbmuster folgt hinten im Buch noch eine Doppeltseite mit kurzen Erläuterungen zu Maschenumschlag-Techniken sowie ein Glossar, das im Buch vorkommende Anleitungen kurz erläutert (etwa „2 Maschen rechts überzogen zusammenstricken“, „die Maschen stricken, wie sie erscheinen“, „Grundreihe“ oder „Hinreihe“). Die Erläuterungen sind aber wirklich kurz und knapp gehalten und richten sich an alle, die bereits stricken können.
Fazit: „Farbstrickmuster“ bietet auf 192 Seiten einen wahren Schatz an Anregungen für zwei- und mehrfarbige Strickmuster unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, klassische Muster sind hier ebenso vertreten wie moderne Inspirationen. Das Buch beschränkt sich dabei wirklich auf die Muster und gibt keine Beispiele oder Anleitungen für fertige Strickerzeugnisse – ob aus den hier vorgestellten Strickmustern also ein Schal, eine Mütze oder ein Pullover wird, ist dem strickbegeisterten Leser selbst überlassen. Eine tolle, anregende Zusammenstellung von sehr geschmackvoll ausgewählten Farbzusammenstellungen und reizvollen Musterungen, die nach Belieben abgeändert und an die eigene Lieblings-Farbpalette angeglichen werden können.