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Ein neuer Fall für Émile Poiret: Gemeinsam mit seinem engsten Vertrauten, seinem Butler und Chauffeur Otis, soll der belgische Meisterdetektiv ein altes Familienmysterium aufklären. Jedes Jahr treffen sich alle Mitglieder der Familie Temple auf dem herrschaftlichen Anwesen Hamingstead Hall – dabei kommt es jedoch stets zu Streit und es gab sogar schon merkwürdige Todesfälle. Poiret, der von der Herrin des Anwesens, Lady Agatha Hamingstead, ebenfalls zu dem Treffen eingeladen wurde, stellt sich auf einen neuen, blutigen Fall ein. Denn das Geheimnis der Familie scheint unablässig um ein altes Grab zu kreisen, in dem laut Grabstein ein gewisser Oliver Raymonds liegt …
„Das Grab des Oliver Raymonds“ ist der inzwischen vierte Kriminalfall um den belgischen Meisterdetektiv Émile Poiret, der wohl nicht nur zufällig so einige Gemeinsamkeiten mit Agatha Christies bekannter Romanfigur Hercule Poirot aufweist. Auch Poiret ist mit einem ausgesprochen scharfen Verstand gesegnet und zieht stets seine cleveren Schlüsse, bevor andere auch nur in die Nähe der Lösung kommen.
Wie schon der zweite Poiret-Fall hinterlässt auch „Das Grab des Oliver Raymonds“ einen zwiespältigen Eindruck. Ganz ausgezeichnet sind die Sprecher besetzt – Donald Arthur gibt mit seiner sonoren, sehr charismatischen Stimme einen überzeugenden Poiret ab, Hörspielgröße Andreas von der Meden steht ihm als die Stimme von Otis zur Seite. Auch die anderen Rollen wurden sehr passend und professionell besetzt, unter anderem sind Ingeborg Christiansen als alte Lady Hamingstead, Thomas Karallus als Anthony Temple und Peter Weis als Gregory zu hören. Witzig für Fans von King of Queens: Hier sind mit Thomas Karallus und Christine Pappert die beiden Sprecher von Doug und Carrie in einem Hörspiel vertreten. Großartig ist auch diesmal wieder die musikalische Untermalung – allein schon die sehr eingängige Titelmelodie bringt den Hörer sofort in Stimmung.
Auch die Zutaten für die Handlung klingen nach einem sehr spannenden, geradezu klassischen Kriminalfall: ein herrschaftliches Anwesen, ein langes Wochenende, ein mysteriöses Grab, eine dekadente und zerstrittene Familie, Todesfälle, ein dunkles Geheimnis - also die perfekte Gelegenheit für Poiret, mit seinem Scharfsinn zu glänzen. Natürlich löst der Meisterdetektiv auch diesen Fall mit Bravour, doch insgesamt wirkt die Geschichte stellenweise lückenhaft und nicht ganz plausibel. Hätte man den Fall auf zwei CDs ausgeweitet, wäre er ohne Zweifel viel besser und schlüssiger gewesen. So bleibt vieles unklar und rätselhaft, unter anderem: Wenn eine Schatulle seit vielen Jahren für Unfrieden und Spekulationen sorgt und sogar für Tote, warum wird sie dann nicht einfach aufgebrochen? Auch andere Punkte, zum Beispiel das mysteriöse Kartenspiel, werden nur jeweils sehr kurz angerissen und wirken insgesamt nicht überzeugend, ganz so, als hätte Autor Ascan von Bargen viele durchaus gute Ideen einbringen wollen, die sich aber nicht in eine Spielzeit von gerade einmal 59 Minuten haben quetschen lassen.
Fazit: Eine spannende Ausgangssituation und hervorragende Sprecher auf der einen Seite, eine etwas unausgegorene Handlung auf der anderen – zweifellos steckt in „Die Morde des Émile Poiret“ noch viel mehr Potential, das hoffentlich in den nächsten Folgen zutage tritt.