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Franz Fink arbeitet im Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz. Dort fährt er tagein, tagaus mit den Besuchern den Fahrstuhl rauf und runter und erklärt ihnen dabei immer wieder die gleichen Fakten über die Fahrzeit, die Höhe des Turms und die Geschwindigkeit, mit der sie fahren. Wenn er am Abend nach Hause kommt, freut er sich darauf, endlich die Enge verlassen zu können, doch nicht nur in der U-Bahn ist es voll, auch daheim wartet wenig Freiheit auf ihn. Inge, die Frau, mit der er sein Leben teilt, will nämlich einen eigenen Laden aufmachen und sammelt in Kisten und Kästen, die sich in der gesamten Wohnung befinden, Waren. Franz findet kaum noch den Weg zu seinem Sofa, um dort in Ruhe ein Kreuzworträtsel zu lösen. Sein Leben soll sich jedoch ändern, als er eines Tages nach der Arbeit im Fernsehturm den Weg nach unten läuft, anstatt mit dem Aufzug zu fahren.
Er stößt auf eine völlig verdrehte Welt. Irgendwo unten im Treppenhaus hat Gabriele Koschel ihr Häuschen, doch sie lebt unabhängig von der Schwerkraft. Als wäre es gar nichts Besonderes, läuft sie einfach an der Wand oder der Decke entlang. Damit stellt sie Franz' Welt im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön auf den Kopf. Der findet es nämlich durchaus reizvoll, der Enge und seinem immer gleichen Leben zu entfliehen und Mal etwas Neues zu entdecken. Trotz anfänglicher Unsicherheit findet er sich schnell in die neue Unabhängigkeit von der Schwerkraft ein und bemerkt dabei gar nicht, dass Gabriele sich in ihn verliebt hat ...
Katharina Greves Zeichenstil mag dem einen oder anderen Titanic-Leser bekannt vorkommen, doch auch abseits von kurzen Comic-Strips weiß diese umfangreiche Geschichte, die insgesamt 48 Seiten füllt, durch Charme, Wortwitz und eine gute Idee zu gefallen. Die einfachen Linien und Grautöne heben die Details der Bilder gut hervor und leiten den Fokus auf die eigentliche Geschichte. Dadurch, dass Greve ihre Geschichte im überfüllten Berlin ansiedelt, ist diese sehr stark von Lokalkolorit durchzogen. Da aber auch Nicht-Berliner durchaus den Fernsehturm und die Stadt aus den Medien kennen, kann sich auch jeder andere ein gutes Bild von der Umgebung machen, in der „Ein Mann geht an die Decke“ spielt. Um Hektik und Enge zu vermitteln, ist Berlin sicherlich gut gewählt. Gleichzeitig zeigt die Autorin und Zeichnerin aber auch auf, welche Qualitäten es hier zu finden gibt. Dabei bedient sie sich allerdings eines kleinen surrealistischen Effektes, nämlich dem der Aufhebung der Schwerkraft.
Die Geschichte erzählt davon, dass man manchmal einfach etwas im Leben ändern muss, dass man etwas Neues entdecken muss. Wenn man in seinem Trott festsitzt, hat man oft das Gefühl, das Leben nicht mehr aushalten zu können - ganz genau so geht es auch dem Protagonisten Franz Fink. Passend zu dieser anderen Sicht auf die Dinge ist auch eins der schönsten Zitate aus dem Album, das gleichzeitig auf der Rückseite des Bandes zu finden ist: „Ist schon faszinierend, wie klein alles von hier oben aussieht.“ - „Es IST alles so klein ...“
Diese kleine, eher ruhige Geschichte erzählt von einem Sichtwechsel und ein bisschen auch von der Liebe. Ob man seine Welt nun von oben, unten, links oder rechts betrachtet, es lohnt sich, einfach mal die Perspektive zu wechseln. Dabei hilft ein Blick in diesen Comic!